Ein Kuss

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"Stop."

Das ist was er mir ins Ohr flüstert. Das ist was meine Sinne wieder herbeiruft und mich klar denken lässt. Was den Alkohol besiegt.

Stop.

Ja 'stop' ist ein gutes Wort.

Das Wort, dass ich jetzt brauche.

Meine Lippen sind noch immer fast auf seinen, sein Atem kitzelt meine Nase. Meine Hände sind in seinen Haaren und seine Hände packen meine Hüften.

Ich fühle mich schwindelig und alles ist verschwommen.

Ein Kuss.

Langsam hebe ich meinen Kopf und sehe ihm direkt in die Augen, was die letzten Sekunden durch meinen Kopf flashen lässt.

Ein Kuss.

Wir sind lachend ins Hotelzimmer und plötzlich spüre ich seine Lippen auf meinen.

Ein Kuss.

Und mein Mund bewegt sich automatisch, die Schreie und Proteste in meinem ganzen Körper werden ignoriert.

Ein Kuss.

Und plötzlich sagt er das Wort. Stop.

Wie ein Zeichen auf der Straße löst es kurze Panik aus. Man weiß, etwas ist falsch. Man weiß, man muss vorsichtig sein.

Der Kuss war wie ein Stoppzeichen.

Seine Augen schauen aus wie die von Jake und lassen mich die volle Ladung schlechtes Gewissen und Reue fühlen.

"Jake.", flüstere ich nur und gehe einen Schritt nach hinter. "Oh nein, oh nein, oh nein."

Mister Obercool lehnt sich zurück, seine Hände, die vor kurzen noch um meine Taille geschlungen waren, in seinen Hosentaschen. Sein Blick ist das erste mal seit ich ihm kenne nicht arrogant, sondern nachdenklich, fast gekränkt.

"Beautiful.", flüstert er nun.

"Nichts da 'Beautiful'. So nennst du mich nicht. Nie wieder." Plötzlich habe ich Tränen in die Augen. Meine Emotionen spielen verrückt und überwältigen mich.

Wie eine Welle.

Emotionswelle.

Na das klingt nach einer Ladung Scheisse.

"Hey.", meint Scott und nimmt meine Arme fest in seine Hände. "Es ist nichts passiert. Ein Kuss, sonst nichts."

"Aber..." Ich muss stocken. Diesen Satz kann ich nicht beenden. Ich will nicht.

"Aber?"

"Nichts." Meinen Kopf zur Seite gedreht fühle ich seinen Blick auf mirx

"Junia. Ich sage das jetzt nur einmal, ok. Danach reden wir nie wieder davon. Promise?"

"Ok?"

"Du bist anders, in einer guten Weise. Wenn ich könnte, würde ich diese Szene gerade 1000 Mal wiederholen, doch du und ich wissen ganz genau, dass du nie das selbe für mich fühlen wirst wegen Jake und ihn zu verletzen ist das letzte woran ich denke. Beautiful, ich wusste wenn ich hierher mitkomme, wird so etwas passieren und in meinen Vorstellungen ist das alles schlimmer ausgegangen. Es war nur ein Kuss und es hat dir nichts bedeutet. Das ist was zählt.", sagt er und lässt mich sprachlos.

Das war eine Liebeserklärung oder?

Ich bin mir ziemlich sicher, dass das eine Liebeserklärung war.

"Aber...", ist schon wieder das einzige was ich raus bekomme.

"Nichts aber. Nothing to talk about.", meint Scott und verschwindet im Bad.

Aber.

Aber ich habe es genossen.

-

Lebenslesson mit Junia Anfang:

Kennt ihr das wenn das Leben an eich vorbeizieht, ihr nichts fühlt und einfach nur genießt? Ich auch nicht.

Denn alles was wir erleben und fühlen, ist in Echtzeit. Es übernimmt alle unsere Gedanken und beschäftigt jede Zelle unseres Körpers. Egal wie stark sich jemand gibt, eine kleine Geste von jemanden und schon wird überdenkt.

Overthinking ruins you, wisst ihr.

Das wisst ihr.

Dagegen kann man nichts tun.

Schokolade hilft da nicht und auch das verschwinden in die Internet hilft nicht.

Ob ihrs glaubt oder nicht, das Internet macht nicht alles besser.

Man muss da durch, man muss alles fühlen, denn nur dann kann man zu dem Menschen werden, der man ist.

If that makes sense.

Lebenslesson mit Junia zu Ende (zum Glück)

-

"Bereit für deinen großen Auftritt?", fragt mich mein Cousin beim Frühstück.

"Muss das wirklich sein?", frage ich zum letzten Mal.

"Junia Bennet, du gehst auf diese Bühne und spielt Klavier, keine Diskussion." Wieso muss sich meine Mutter immer einmischen?

Also finde ich mich drei Stunden später im großen Saal wieder, die Hochzeitsgäste bereiten gerade den Brunch vor und schauen gespannt auf die Bühne.

Man, wie ich Auftritte hasse.

Aufgeregt setze ich mich vors Klavier und richte meine Noten zurecht.

Beethoven steht unter dem Titel Sonate.

Bevor ich es überdenken kann fange ich an zu spielen, meine Finger zittrig. Die ersten paar Noten sind wie immer wacklig, doch je mehr ich ins Lied komme, desto sicherer werden die Töne und die Melodie wird zu einer Geschichte.

Keine komische Geschichte in der Schule über Kriege und Völkerwanderungen.

Eine Geschichte, die von Gefühlen und Emotionen berichtet.

Moment, das ist das selbe.

Nobody cares.

Meine Finger tanzen auf der Tastatur und fangen an die letzten Akkorde zu spielen.

Ein Kuss.

Plötzlich denke ich daran, an Scott wie er mich an die Wand drückt. Wie er mich umdreht und 'stop' sagt.

Abrupt stehe ich auf, den letzten Akkord im falschen Dur gespielt und versuche zu atmen.

Scott hat gesagt, alles ist ok.

Doch es ist nicht ok. Der Kuss war nicht nur ein Kuss. Er war falsch, ja. Doch er hat sich nicht so angefühlt.

Wisst ihr was falsch ist?

Irgendwas ist falsch mit mir.

Ich gehe hinter die Bühne, wo ich mein Handy leuchtend am Tisch sehe. Auf dem Bildschirm ist eine Nachricht abgebildet:

Haben das Spiel verloren und bin schon um sieben Uhr zu Hause gewesen. Viel Glück bei deinem Auftritt, can't wait to see you! Xx"

Ein Kuss und ich fühle mich schrecklich.

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BAM BAM BAM BAM BABAM BAM BABAM. Sind wir alle stolz auf mich, dass ich in diesem Kapitel keine Serie und keinen Youtuber erwähnt habe?

Jetzt mal ehrlich, was haltet ihr von Scott?

Team Jakunia oder Scunia?

Ich liebe euch alle. Greets from England.

-Wunschdroge

Die NeueWo Geschichten leben. Entdecke jetzt