Sherlock on ice

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In den nächsten Tagen erwischte ich Mark und Nicki immer wieder zusammen. Ob bei uns zu Hause, in der Schule, oder im kleinen Kaffee, das Nicki so mag. Immer passiert das selbe: wenn sie mich sehen, schauen sie ganz plötzlich ertappt und sind komisch.

„Mark, das muss dir wirklich nicht peinlich sein. Ich wusste dass du irgendwo da drin wirklich ehrliche Gefühle für ein Mädchen haben kannst.“

Mein Bruder geht noch schneller, während ich ihm nachlaufe. Wir sind auf dem Weg ins Krankenhaus, weil Macho einen Termin hat, wegen seinem Fuß.

„Mark wirklich, ich bin dafür. Ich weiß, dass du sie nicht verletzten wirst.“

Er geht immer schneller, so schnell, dass ich mir anfange Sorgen um seinen Fuß zu machen.

„Macho geh langsamer, dein Fuß…“

„Junia halt endlich die Klappe.  Ich habe keine Ahnung, was für Gefühle ich für Nicki habe, ich weiß auch nicht ob ich ein guter Freund bin und mein Fuß geht nur mich was an verstanden?“

Sprachlos schaue ich ihn an, während er einfach weiter geht.

Das Krankenhaus ist ein großes, freundliches Gebäude, was so gar nicht dem entspricht, was darin vorgeht. Überall laufen Ärzte herum, Kinder weinen, Patienten sitzen auf Stühlen und schlafen fast und am schlimmsten sind die ständigen Töne von Türen, Durchsagen und Fernseher.

Trotzdem ist es schon immer mein Traum gewesen, Ärztin zu werden. Wir gehen jeden Tag in die Schule. Jeden Tag stehen wir auf, fahren zum Schulgebäude, sitzen dort ein paar Stunden und dann gehen wir wieder nach Hause um uns das zu machen, was wir sowieso immer machen: Sorgen. Als Ärztin würde ich wenigstens etwas Sinnvolles machen. Ich würde Menschen helfen, gesund ihren Weg im Leben zu finden.

„Mister Bennet?“, ein Arzt steht plötzlich neben Mark, der nickt und mit dem Arzt mitgeht. Sofort folge ich ihnen.

„Ich bin ihr neuer Arzt Doktor Miller. Ihr vorheriger Betreuer hat mir alles von ihrer Verletzung erzählt. Sollen wir gleich schauen, ob sich etwas verändert hat?“ Mark unterschreibt irgendwas und schon verschwinden die Beiden im Behandlungsraum.

Nach Marks Unfall lebte ich halb im Krankenhaus. Nachdem er endlich entlassen wurde, musste er fast jeden Tag zu einem Check. Bis jetzt ist alles perfekt abgelaufen, nur das Mark seine große Leidenschaft genommen wurde, das Fußballspielen. Das ist auch der Grund wieso er nie über den Unfall reden will.

Nachricht von Jake:

Time 2day?

Sofort lächle ich und schreibe zurück.

Nachricht an Jake:

Where and when?

Nachricht von Jake:

Surprise (:

Oha, was will er nur machen?

-

„Was hat der Arzt gesagt?“, frage ich Mark, nachdem wir zu Hause angekommen sind.

„Immer das Selbe. Alles ist gut verheilt, doch mehr als Gehen darf ich nicht.“

Mein Bruder geht wütend in sein Zimmer, so wie immer.

„Hey Schatz.“, begrüßt mich meine Mutter. „Dieser Jake hat früher angerufen, er hat gemeint, du sollst dich warm anziehen und Sportsachen mitnehmen. Gehst du wieder mit ihm aus heute?“

Mit meiner Mutter habe ich schon immer eine ziemlich gute Beziehung, obwohl sie seid der Scheidung ein bisschen abwesend ist,

„Ja geh ich, obwohl ich mir das jetzt vielleicht anders überlegen sollte.“, scherze ich und helfe meiner Mutter beim Aufräumen.

„Mit Mark alles ok?“, fragt sie mich.

„Ja.“, versichere ich ihr.

-

„Und du bist dir sicher, ich werde dich nicht ermorden?“

„Junia mach dir keine Sorgen, du wirst es lieben.“

„Ich. Lieben. Federball? Sorry, aber das passt nicht zusammen.“

„Jetzt komm schon!“, Jake zerrt mich in die große Halle und gibt mir einen Schläger in die Hand.

„Na gut, aber wehe du verletzt mich!“, rufe ich ihm zu und fange mit dem ersten Schlag an. Jake soll sich warm anziehen. Federball ist nämlich meine zweitgrößte Stärke, gleich nach Volleyball.

-

„Ich fasse nicht, dass du mich besiegt hast.“, regt er sich auf, während ich meinen Siegestanz mache.

„Ich bin besser. Ja. Du hast verloren. Mh.“, singe ich und drehe mich.

„Junia ich hab es kapiert.“

Nachdem wir geduscht haben machen wir uns auf den Weg zur nächsten Lokation.

Eislaufplatz.

Oh nein oh nein oh nein.

„Jake, ich kann nicht eislaufen.“, informiere ich ihn besorgt.

„Keine Sorgen, ich halt dich fest.“

Ganz langsam stelle ich mich mit den weißen Schuhen auf das Eis, meine Beine wackeln wie verrückt, in diesem Zustand könnte ich nicht mal richtig gehen.

Plötzlich spüre ich Jakes Arme um meine Hüften, er hält mich und fang an sich zu bewegen, was dazu führt, dass ich mich auch bewege.

„Ganz langsam.“, flüstert er mir ins Ohr. Nach ein paar Minuten fühle ich mich sicher genug, um selbst zu Laufen.

Rechter Fuß.

Linker Fuß.

Rechter Fuß.

Linker…und schon liege ich am Boden.

Sofort spüre ich den Schmerz, der mich dazu veranlagt, einfach liegen zu bleiben und mich weg zu wünschen.

„Junia, alles ok?“

Blaue Augen schauen mich besorgt an, also stehe ich auf. Als ich bemerke wie weh mein Rücken eigentlich tut, lasse ich mich wieder fallen.

„Das tut mir Leid, Kleines.“, sagt der Brite neben mir und hebt mich auf.

Obwohl ich auf den Moment warte, in dem er mich fallen lässt, weil ich zu schwer bin, kommt er nicht.

Jake trägt mich zu der Bank neben dem Feld und setzt mich ab.

„Alles bestens.“, versichere ich ihm und versuche die Schmerzen zu ignorieren.

„Das war wohl eine schlechte Idee.“

„No shit Sherlock.“

Wir lachen beide und fangen an zu reden. Über Unfälle die wir schon hatten und über andere peinliche Momente.

-

Als ich es endlich schaffe wieder aufzustehen, fährt mich Jake nach Hause. Wir verabschieden uns mit einem langen Kuss und als ich ihm in die Augen schaue will ich nichts mehr, als ihn zu fragen, was das zwischen uns eigentlich ist, immer wieder muss ich mich selbst erinnern, dass er ein Player ist und ich ihm selbst gesagt habe, dass es nichts Ernstes ist. Wieso ist es so schwer ein unkompliziertes, sorgloses Mädchen zu sein?

Verwirrt und noch immer etwas beschädigt vom Sturz gehe ich in mein Haus. Alle Lichter sind noch an und ihr höre laute Stimmen im Wohnzimmer.

„Das lasse ich nicht zu!“, schreit Mark.

Neugierig nähere ich mich den Stimmen.

„Da bin ich auf Marks Seite, sie hat sich gerade erst eingelebt, und du willst ihr das wieder wegnehmen?“

Plötzlich höre ich eine Stimme, die ich nur zu gut kenne.

„Sie kommt mit mir wieder nach Hause, ich bestehe darauf.“

Ich vergesse meine Schmerzen, meine gemischten Gefühle wegen Jake und meinen Bruder. Nur das ist jetzt wichtig. Nur er.

„Dad?“

Die NeueWo Geschichten leben. Entdecke jetzt