Slap to the top

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„Junia, Jake, Essen!“

Abrupt erstarren wir, nachdem wir stundenlang zu den Radiosongs getanzt haben und uns die dümmsten Tanzschritte ausgedacht haben. Vor lachen konnte ich mich fünfzig Prozent davon kaum halten. Irgendwann kam auch ein eher langsamer Song, und gerade als ich mich hinsetzen wollte, hielt Jake mich zurück und legte zaghaft seine Hände auf meine Hüften. So bewegten wir uns zum Rhythmus der Musik und für kurze Zeit waren wir ganz still. Bis Katy Perry wieder lauthals einen ihrer unzähligen Partysongs gesungen hat.

„Kommen!“, schreie ich und schaue Jake fragend an. Er nickt und wir gehen runter, wo Macho und Mum schon auf uns warten, mit Lasagne.

Lasagne.

LASAGNE.

Sofort setze ich mich hin und arbeite an dem großen Stück, dass auf mich wartet. Jake belächelt das Geschehen und fängt dann auch an zu essen.

„Und Jake, alles ok in der  Schule?“

„Es passt alles.

„Und bei eurem Projekt. Ist es schon fertig?“

„Da läuft auch alles gut, doch fertig muss es erst in ein paar Wochen sein.“

Jake antwortet brav auf alle Fragen meiner Mutter, die seine Anwesenheit natürlich genießt, endlich passiert was Spannendes.

Plötzlich höre ich, wie jemand die Haustür öffnet und seine Jacke und Schuhe ablegt.

Mein Vater.

Er kommt ins Esszimmer und lacht, als er uns alle sieht.

„Ich sehe, ihr habt ohne mich angefangen.“

Wir ignorieren ihn und essen weiter.

„Johannes.“, sagt mein Vater und hält Jake seine Hand hin.

„Jake.“ Der Junge neben mir steht auf und nimmt seine Hand, setzt sich wieder hin und isst weiter.

Was geschieht hier gerade?

„Junia, hast du deine Sachen schon gepackt?“, fragt Johannes, nachdem er sich einen Teller geholt und Lasagne darauf geschöpft hat.

„Wir nicht passieren, Vater.“, sage ich nur.

„Was hast du gesagt?“, fragt er kalt.

„Wird nicht passieren.“

„Natürlich wird das passieren. Morgen in der früh fahren wir nämlich schon.“

„Träum weiter“, flüstere ich.

„Junia Amelia Bennet! Sei nicht so frech.“

„Es hat dich…“ Ich stehe auf. „…nicht zu interessieren wie ich rede.“

„Natürlich hat es das, ich bin dein Vater!“, schreit er jetzt und steht auch auf.

„Johannes.“, sagt meine Mutter.

„Nein Johannes, du bist der Mann, der meine Familie zerstört hat. Du bist unmöglich und herzlos. Sowas will ich nicht als Vater.“ Mit diesen Worten trage ich mein Geschirr in die Küche.

„Junia so redest du nicht mit mir!“, mein Vater folgt mir und hält mich am Arm fest.

„Wie oft muss ich das noch sagen, das hat dich nicht zu interessieren!“, schreie ich. Der Griff meines Vater wird härter.

„Du kommst mit mir mit!“

Er klingt verzweifelt.

„Nein!“

„Ich lasse mir nicht von einem Jungen meine einzige Tochter wegnehmen!“

„Hast du nicht noch etwas vergessen? Du hast noch einen Sohn. Bemerkst du es nicht? Niemand will dich hier, du machst uns alle nur fertig. Geh doch zu deiner blonden Tussi und lass uns endlich in Ruhe! Ich würde lieber sterben, als mit dir mitzukommen, du bist…“

Plötzlich brennt meine Wange, so sehr dass mir schlecht wird und ich mich jeden Moment übergeben könnte. Das letzte was ich sehe ist Mark, wie er auf meinen Vater zu rennt und ihm seine Faust ins Gesicht schlägt. Dann sehe ich nur noch etwas.

Schwarz.

-

„Schätzchen?“

„Junia?“

„Wach auf!“

Langsam öffne ich meine Augen. Das Licht blendet, doch das kümmert mich nicht, denn vor mir stehen Jake, Macho und meine Mutter. Alle drei schauen mich besorgt an.

„Um Himmels willen, ist alles ok?“, fragt meine Mutter und kniet sich neben mich. Ich liege auf unserem Sofa.

„Ein bisschen schwindelig, sonst alles ok.“, sage ich heißer.

„Ms. Bennet, soll ich sie rauf tragen?“

„Natürlich Jake.“

Jakes Duft umhüllt mich und wenig später liege ich in meinem Bett.

„Wo ist Johannes hin?“

„Deine Mutter hat ihn nach Hause geschickt. Sie war wirklich cool, hat ihm die Polizei angedroht und so. Glaub mir, den siehst du hoffentlich nie wieder.“

Er legt etwas Kühles auf meine Wange und streicht über meine Haare.

„Was machst du nur für Sachen.“

„Ganz dumme.“

Er lacht und legt sich neben mich.

„Er hat dich geschlagen, Junia. Wenn ich könnte, würde ich ihm heute noch den Kopf abreisen.“

„Tu das nicht. Im Gefängnis, kann ich dich nur durch eine Glaswand küssen. Außerdem könnte ich ihn vielleicht mal als Blutspender gebrauchen.“

„Glaub mir, sein Blut willst du nicht.“

Lächelnd kuschle ich mich zu ihm.

„Junia?“

Verschlafen murmle ich ein leises ‚hm‘.

„In den Moment in dem du auf den Boden gefallen bist, man ich kann gar nicht beschreiben, was das für ein Gefühl war.“

Die Welt des Schlafes holt mich, ganz langsam.

„Du bist mir wirklich verdammt wichtig weißt du das? Wichtiger als jedes Mädchen, dass ich je kennengelernt habe.“

Wieso ist er so melancholisch gerade?

„Deswegen, deswegen will ich mehr Junia, ich will nur dich.“

Kurz bevor ich einschlafe, höre ich sechs Worte, die ich mir nie erträumen konnte.

„Ich will mit dir zusammen sein.“

-

Ok, kurz, ja. Das nächste wird länger ok. Bei Wünschen oder Kommentaren meldet euch.

-Wunschdroge

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