Get away to hell, please

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Manchmal frage ich mich wirklich: Wen hasse ich mehr? Mich oder die Welt?

Im Moment hat eindeutig die Welt gewonnen. Auf alles war ich vorbereitet, aus alles nur auf das nicht.

Alles um mich wird verschwommen, als ob mir jemand den Boden unter den Füßen wegreißt. Als ob alles woran ich je Halt gefunden habe verschwindet und ich jetzt ganz alleine hier stehe und versuche etwas zu finden.

Irgendwas.

Egal was.

Als ich in Nickis Zimmer gehe, kann ich es nicht glauben. Irgendwas in mir fängt an zu kämpfen. Gegen die Tränen und auch gegen den Hass den ich sofort spüre. Überrascht von der Wut und der Trauer die in mir aufkommt renne ich los, ohne nur ein Wort zu sagen. Ohne die überraschten Gesichter vor mir zu beachten. Ich laufe die Treppe runter und ins Freie, danach laufe ich durch den Park, ewig laufe ich nur gerade aus. Es fängt an zu regnen, doch ich laufe weiter. Irgendwann will mein Körper nicht mehr.

Außer Atem setze ich mich auf eine Parkbank und versuche mich zu beruhigen.

Das kann mir nicht passieren.

Das darf mir nicht passieren

Körper reg dich ab!

"Junia!"

Bei seiner Stimme erstarre ich.

"Endlich bist du stehen geblieben. Man kannst du laufen!"

Ich versuche die Tränen zu unterdrücken.

Wieso läuft er mir nach? Anscheinend bedeute ich ihm gar nichts, also wieso um Himmels Willen spielt er Drama TV-show und läuft mir nach?

"Was willst du?", frage ich ihn, meine Stimme im Flüsterton.

Er setzt sich zu mir und schaut mir in die Augen, seine Haare, nass vom Regen, hängen ihm ins Gesicht.

"June du musst mir glauben, es war wirklich nicht so, wie es ausgesehen hat."

Wie kann er nur so ruhig sein?

"Weißt du, ich habe keine Ahnung wie es in England ist, doch hier funktioniert das nicht so. Nicki hat meinen Bruder und Lukas verletzt, sie hat beiden etwas vorgespielt und was tust du? Gehst zu ihr und nutzt sie aus. Nutzt ihre momentane Zerbrechlichkeit aus!", fange ich an. Die Tränen wieder zurück.

"Sie hat mir geschrieben und gefragt ob ich kommen kann. Bevor du gekommen bist hat sie..."

"Und das soll ich dir glauben? Weißt du was? Es war mir von Anfang an klar: ich muss vorsichtig sein. Von Anfang an wusste ich, dass es gefährlich ist, doch trotzdem habe ich dich gewollt. Jeder Zentimeter meines Körpers wollte dich, mehr als alles andere! Mehr als zu wissen wer -A ist!" Ich versuche meine Haare aus meinem Gesicht zu streichen, doch das ist schwieriger als gedacht, denn der Regen hat sie wirklich verklebt. "Deswegen wollte ich auch keine Beziehung. Wie gesagt, niemand bricht mein Herz. Und schon gar nicht so ein herzloses Monster wie du."

"June es ist nichts passiert. Wirklich nicht.", versucht er zu sagen, doch ich bin schneller.

"Du darfst machen was du willst, wir sind nicht zusammen und werden es auch nie sein. Das war mir von Anfang an klar. Ich bin die Dumme, ich habe für kurze Zeit gedacht, du meinst es wirklich ernst!"

Ich stehe auf und schaue ihn an.

"Es ist ok, ich bin die Dumme.", flüstere ich. Meine Stimme hat wohl wieder den Geist aufgegeben.

Ich gehe und er sagt nichts.

Ich kann mich nicht erinnern, dass in diesen TV-Shows der Junge nur still da gesessen ist.

Das und auch die Szene die ich vor kurzem in Nickis Schlafzimmer miterleben durfte zeigt mir, wie wenig er für mich empfindet.

"June ich...!", schreit er, kurz bevor ich ihn nicht mehr sehe.

"Was?", abrupt drehe ich mich um, vom Regen umhüllt.

"Ich meine es ernst mit dir. Du bist das erste Mädchen mit dem ich es ernst meine.", sagt er mit einer traurigen Stimme, sein Blick gesenkt.

Ich schaue ihn so lange an, bis er wieder rauf schaut.

In meine Augen.

"Das glaubst du doch selber nicht. Das einzige was du je ernst gemeint hast, ist, dass du dich toll findest. Und zwar so toll, dass dein Ego keinen Platz für andere Personen lässt."

"Glaubst du wirklich, ich würde das vermasseln? Verdammt Junia, ich will mit die zusammen sein!"

Ich kann nicht anders als laut aufzulachen.

"Das ist aber eine komische Art das zu zeigen."

Ich gehe, diesmal endgültig.

"Aber June...!"

"Fahr zur Hölle Jake Andrews."

-

Platschnass und außer Atem komme ich zu Hause an. Im Haus ist es still, Mum ist noch immer bei Oma und Mark bei seinem Arzttermin.

Perfekt.

Sofort ziehe ich mich um und lege mich auf mein Bett. Ein Blick auf mein Handy verrät mir, dass es schon 23:00 Uhr ist.

10 Anrufe in Abwesenheit.

20 Kurznachrichten

Schnell lege ich es wieder weg, den Tränen wieder nahe.

"Nein Junia, keine Tränen mehr, genug für heute.", sage ich in einem bestimmten Ton.

Keinen Gedanken mehr an Jake verschwenden. Ich habe zu viele Gefühle zugelassen. Zu viel Chancen, um mich zu verletzen.

Habe ich wirklich gedacht, er mag mich? Jake Andrews. Mich. Lächerlich.

Ist es nicht lustig? Da fühlt man sich einmal wieder so richtig wohl in seiner Haut und will nicht einfach nur den ganzen Tag schlafen. DEN GANZEN VERDAMMTEN TAG. Und dann passiert etwas, was nur etwas in dir auslöst: den Wunsch so weit weg zu gehen wie möglich.

Weg vom Alltag.

Weg von Freunden und Familie.

Weg von der eigenen Welt in eine andere.

I need to get away.

Hatschi.

Oder nein.

Hatschi.

Werden wir früher lieber nochmal krank.

Hatschi.

Du hast Recht Körper.

Hatschi.

Sag mal, willst du mich verarschen?

Hatschi.

Anscheinend nicht.

Hatschi.

Ich hasse mein Leben.

-

Kurz, aber dank meiner Tränen kann ich den Bildschirm nicht mehr sehen. Soll ich ehrlich sein? Ok ich bin jetzt mal ehrlich: ich habe zwei verschiedene Kapitel geschrieben. Eines, in dem Junia Scott und Nicki erwischt hat und eines in dem sie Jake mit Nicki erwischt hat und was soll ich sagen, außer dass es mir das Herz mehr bricht, als euch allen zusammen?

Jakey, Jakey :(

So, bitte seid nicht zu böse und spielt Voodoo oderso. Ich werde mich wahrscheinlich nichtmal trauen eure Kommentare durchzulesen.

-Wunschdroge

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