Kapitel 14

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Als Marius am Samstagmorgen bereits früh erwachte, hatte er das Gefühl, als hätte sein Schädel die Größe einer Wassermelone und seine Nase war so verstopft, dass er keine Luft mehr bekam. Leise stöhnend, weil ihm alles wehtat, quälte er sich aus dem Bett und musste sich abrupt an seiner Schrankwand festhalten, weil sein Kopf mit ihm Karussell fuhr.

»Gott, ich sagte, ich will sterben! Aber doch nicht so«, nuschelte er kratzig. Auch seine Stimme schien von der über Nacht ausgebrochenen Erkältung betroffen zu sein.

Langsam wie ein Greis tapste er in den Flur, der seines und das Schlafzimmer seiner Eltern voneinander trennte, aus dem durch die Tür leises Atmen und Schnarchen zu hören war. Sie schliefen natürlich noch, denn dem Licht vor dem Fenster nach zu urteilen, war es kaum sechs Uhr.

Marius musste dringend auf die Toilette, aber schnell voran kam er nicht. Immer wieder musste er innehalten und die Augen schließen, weil der Schwindel ihn erfasste. Sein Kopf dröhnte und der Geschmack in seinem Mund verursachte ihm Übelkeit.

Das also hatte man davon, wenn man bei seinem etwas entarteten Abendgebet Gott darum bat, sterben zu können. Den Tod bekam man nicht, aber immerhin eine wirksame Ablenkung. Denn durch den sehr echten Schmerz in seinem Kopf und Hals hatte Marius kaum die Möglichkeit, die Schwere seines Herzens zu fühlen.

Nachdem er sich beinahe in die Hose gemacht hatte, war er umso froher, als er schließlich das Badezimmer erreichte und sich erleichtern konnte.

Er schrubbte sich die Zähne, um den Geschmack eines verendeten Tieres in seinem Mund loszuwerden, und wusch sich anschließend mit lauwarmem Wasser das Gesicht. Weniger Erfolg hatte er bei dem Versuch, sich die Nase zu putzen. Mehr als Druck auf den Ohren erzielte er damit nicht.

Das war wieder so eine typische Situation in Marius' Leben. Er war robust und wurde so gut wie niemals krank. Und wenn doch, dann am Wochenende. Warum auch mal einen Schultag verpassen, wenn ein Samstag dafür doch viel praktischer war.

Der Jugendliche seufzte und schlurfte in die Küche auf der Suche nach den Hustenbonbons gegen den kratzenden und trockenen Schmerz in seinem Hals.

Offenbar war es keine gute Idee von ihm gewesen, so lange verschwitzt herumzulaufen, mit regenfeuchtem T-Shirt und klatschnassen Schuhen. Er hatte zwar nicht gefroren, weil es eigentlich warm gewesen war, doch sein Körper sah das offensichtlich etwas anders.

Halb niesend, halb hustend machte Marius sich einen Tee und schlich anschließend leise wieder auf sein Zimmer. Er würde sich hinlegen und erst aufstehen, wenn sich der Kopf nicht mehr so angeschwollen anfühlte.

Tatsächlich dauerte es nicht lange, bis er wieder eingeschlafen war. Seinen Schmerzen und der verstopften Nase zum Trotz verlangte sein Körper nach dieser Auszeit und so erwachte er erst Stunden später wieder, als er seinen Vater wüst poltern hören konnte.

Stöhnend setzte Marius sich auf und rieb sich die Augen, während er versuchte, herauszuhören, was seinen Alten denn nun wieder auf die Palme gebracht hatte.

Der Jugendliche seufzte, als er auf die Uhr sah und bemerkte, dass es bereits nach Mittag war. Er wusste, warum sein Vater sich aufregte, auch wenn er kein Wort verstehen konnte.

Es war Marius und die Tatsache, dass der noch im Bett lag, anstatt zum Essen zu kommen. Dass er den Tag über faulenzte.

Heinrich würde nicht einmal dann anders denken, wenn er wüsste, dass sein Sohn nur deswegen noch nicht auf war, weil er über Nacht krank geworden war.

Der Jugendliche streckte sich und leerte den Rest des lange erkalteten Tees, bevor er aufstand. Noch immer mit Kopfschmerzen und einem leichten Schwindelgefühl, wechselte er die Schlafsachen gegen eine Trainingshose und ein Shirt und trottete die Treppe hinunter, direkt in die Arme seines pöbelnden Vaters.

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