58. Kapitel

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-Sam-

Ich fühlte mich so alleingelassen.

Auch wenn Andre gerade mein Handgelenk umklammerte und auf meinen linken Unterarm starrte.

Ich fühlte mich wie ein alleingelassenes, kleines Kind, dass Scheiße gebaut hatte.

Aber wie konnte das denn sein? Ich dachte, ich hätte geträumt?

Das war doch alles nur ein Traum gewesen! Wie konnte das denn sein?

Ein ekelhafter Schauer überkam mich.

Also hat das alles wirklich statt gefunden! Dass ich auf einmal von alleine durch den Flur geschlichen war, dass ich fast eine Stunde lang in der Küche gestanden hatte, dass ich das Messer an mein Arm geführt hatte.

Nur wie war ich dann wieder in mein Bett gekommen? Denn daran konnte ich mich nicht erinnern!

Oh Gott, ich fühlte mich gerade so fremd! Ich hatte das Gefühl, ich konnte Andre nicht vertrauen und genauso wenig mir selber! Ich meine, wenn ich in die Küche ging und mich ritzte, konnte ich mir garantier nicht mehr selber vertrauen! Ich war nicht mehr ich!

Aber wie sollte ich mich da jetzt raus reden?

Andres brennender Blick lag seit ewig langen Sekunden schon auf mir und er wollte eine Antwort haben!

„Jan, warum ritzt du dich?!" Andre sah mich auf einmal nicht mehr verdutzt an, sondern fast wütend.

Und ich stand da dennoch verdutzte - nein, geschockt - und konnte die ganze Situation nicht erfassen.

„Ich..." stotterte ich fast gehaucht. Meine Stimme war einfach in meine Knie gerutscht. „Ich weiß es ehrlich gesagt nicht."

Und das war ja die Wahrheit.

„Wie, du weißt es nicht?" fragte Andre ganz ruhig, aber bestimmt. „Willst du dir damit sagen, dass du heute morgen auf einmal so aufgewacht bist?"

Naja, so war es ja auch...

„Ich...naja...! Ja, irgendwie schon..."

Ich riss meinen Arm aus seinen Griff, der mir langsam zu fest wurde und mir Angst machte.

„Jan, was ist los, verdammt?"

„Andre, ich habe geträumt, dass ich das gemacht habe." zischte ich plötzlich leise und hob meinen Arm, „Ich dachte, ich hätte das geträumt und wusste nicht, dass ich das wirklich gemacht hatte! Denkst du, ich bin so dumm, mich selber zu verletzten?"

„Hast du doch!" Andre nickte auf meine Wunden zu.

„Hast du mir nicht zugehört? Ich hab das nicht mitbekommen!"

„Und das soll ich dir glauben?" Andre zog eine Augenbraue in die Höhe und verschränkte die Arme vor der Brust.

Ich sah ihn an, als wäre er derjenige von uns beiden gewesen, der Scheiße gebaut hätte.

„Wie lange sind wir jetzt schon befreundet? Und wie oft hab ich dich angelogen? Ich erzähle dir die volle Wahrheit! Sag mir doch mal einen treffenden Grund, warum ich mich ritzen sollte! Ich muss geschlafwandelt sein! Ich habe nichts, was mich bedrückt!"

Und der Oskar geht an....

„Sam." Andre räusperte sich. „Vielleicht wegen Sam."

Ich schüttelte den Kopf und merkte, wie mein Herz anfing zu rasen.

„Warum sollte ich mich wegen Sam ritzen?" Ich verschränkte unwillkürlich ebenfalls die Arme vor der Brust.

„Sag du's mir!"

Ich stöhnte. „Ich hab's dir doch schon gesagt; ich muss geschlafwandelt sein! Ich hab keinen Grund mich zu ritzen!"

Mit den Worten drehte ich mich plötzlich aus Reflex um und überlegte, was ich jetzt machen sollte um meinen Reflex zu überdecken.

Also beschloss ich in Jans Zimmer zu gehen und mich erst umzuziehen, statt vorher zu essen. Ich musste mir jetzt erstmal eine Sweatshirtjacke oder einen dünnen Pullover überziehen, damit man die Schnitte nicht sah.

Also suchte ich mir eine Shorts von Jans Boden und eine graue Schweatshirtjacke aus seinem Schrank.

Als ich mir die Jacke überzog, betrachtete ich meinen linken Unterarm nochmal. Es waren nicht viele - vielleicht um die zehn Schnitte - aber dennoch sahen sie nicht gerade schön aus. Und diese Schnitte erinnerten mich einfach daran, dass irgendetwas nicht mit mir stimmen konnte. Und das bezog sich nicht nur auf das Tauschen mit Jan, sondern generell auf alles!

Jan.

Oh Scheiße! Was sagte ich Jan denn nur, wenn er sah, was ich seiner haut angetan hatte?

Oh man! Ich hatte so viele Probleme! Und gerade durch dieses Schlafwandeln wurde alles noch um einiges krasser! Warum musste mir das immer nur alles passieren?

Als ich die Shorts auch angezogen hatte, beschloss ich jetzt endlich was essen zu gehen und hoffte nicht wieder von Andre aufgehalten zu werden.

Ich konnte ihm keine Antworten auf seine Fragen geben,warum ich das gemacht hatte! Ich konnte sie mir ja nicht mal selbst beantworten!

Gedankenversunken, immer noch mit dem Kopf bei dem Ereignis in der Nacht, öffnete ich wieder die Tür und wollte in Ruhe frühstücken. Aber vor mir stand wieder Andre.

Ich schaute leicht zu ihm hoch, hoffte inständig, dass er nicht weitere Fragen auspackte - die konnte ich ihm nämlich nicht beantworten!

„Sorry, dass ich so behindert gerade war. Ich glaub' dir!" sagte er vollkommen ehrlich.

Und das verdutzte mich erst etwas. Gerade hatte er noch angedeutet, dass ich ihn doch anlog und jetzt entschuldigte er sich.

„Ist...Ist okay! Hört sich auch echt seltsam an."

„Das kannste laut sagen, Waixr!"

„Aber...bitte sag's den Anderen nicht! Ich weiß nicht, ob die mir so glauben! Ich versuche das erstmal zu verstecken, bis es verheilt ist." Wenn ich das denn hinbekam...

Andre nickte nur. „Würdest du es denn nochmal machen?" fragte er leise. In seiner Stimme schwang Sorge mit. Und das er sich gerade so sehr Sorgen um seinen besten Freund machte, brachte mich irgendwie zum lächeln.

Dennoch merkte ich, wie er mir anscheinend wieder nicht wirklich zugehört hatte. „Ich wollte es ja nicht einmal!"

„Okay, okay! Ist ja schon gut!" Andre hob die Hände.

„Sorry." seufzte ich, da ich dachte, dass ich etwas forsch geklungen hatte.

„Schon okay." Andre lächelte mich an. „Aber wir wollen los zum Dreh. Bitte pass auf, dass die Community das nicht mitbekommt! Dann gibt's ein riesiges Drama! Du weißt wie diese ganzen Fangirls sind: ‚Oh mein Gott, was ist nur mit Jan los?'" Ich musste lachen, als Andre seine Stimme so hoch stellte um die Fangirls nachzuäffen.

Und ich wusste nur zu gut, was er meinte....mit solchen Fangirls hatte ich noch vor zwei Wochen abgehangen.

„Ich schaff das schon!" Lachte ich.

Aber ob ich das auch wirklich schaffen würde, wusste ich noch nicht ganz. Denn ich spürte, wie die Schnitte unter meinem Ärmel schon anfingen zu jucken.

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Tut mir echt leid, dass so wenig kommt :( aber alles wird mir gerade zu viel :/
Ich versuche trotzdem weiter zu machen! Aufhören werde ich garantiert nicht !! ❤️

Schönen Tag noch 💕🙈

Ach wie gut, dass niemand weiß... (Apecrime FF)Where stories live. Discover now