34. Kapitel

1.9K 78 11
                                    

-Sam-

Ich schaute auf Jans Handy.

4:47

Vielleicht wäre es besser, mal endlich die Augen zu zu machen. Vielleicht wäre es besser, mal endlich einzuschlafen und mich zu beruhigen.

Aber das konnte ich nicht.

Ich konnte einfach meinen Kopf nicht ausschalten.

Immer und immer wieder hatte ich die Szene vor meinen Augen und immer wieder malte ich mir noch Schlimmeres aus.

Oh Gott, mir wurde jedes mal so unerträglich heiß, wenn ich sah, wie Jan niedergeschlagen worden war und betäubt worden war.

Ich konnte einfach nicht schlafen!

Nicht, wenn ich in dem Bett lag, in dem Jan eigentlich immer schlief. Nicht, wenn das Handy des Mannes neben mir lag, der jetzt gerade irgendwo und nirgends war. Nicht wenn meine Gedanken die ganze Zeit um ihn kreisten.

Ich wälzte mich mit kribbelnder Haut hin und her und trat die unglaublich heiße Bettdecke von mir weg.

Ich fühlte mich so unglaublich schlecht, in seinem Bett zu liegen, seine Boxershorts anzuhaben, seine Rolle einzunehmen, wenn er jetzt gerade vielleicht irgendwo in einer dunklen Ecke lag, zu sich kam und nicht wusste, wo er war. Vielleicht auch schlimmeres! Ich wusste nicht, was Entführer mit ihren Opfern machten.

Warum denn überhaupt gerade Jan? Was das Zufall oder sogar beabsichtig?

Ich wälzte mich weiter herum, schlang schützend meine Arme um meine nackten Schultern.

Die Starken Arme, die Jan vielleicht jetzt gerade gebrauchen könnte, um zu entkommen oder sich zu wehren. Aber nein, er hatte schlechtere Karten, nur weil er nun ich war.

Verzweifelt drückte ich meinen schweißnassen Kopf in das Kissen unter mir.

Ich wollte, dass die ganzen Eindrücke, die ganzen Gedanken, die ganzen Sorgen verflogen! Ich wollte nicht länger wach bleiben!

Ich wusste auch nicht, wie Cengiz und Andre schlafen konnten!

Nachdem ich die Polizei angerufen hatte, hatte sie uns noch ausgefragt und hatte uns dann verordnet nach Hause zu gehen. Spaßten! Aber wenigstens wollten sie uns sofort anrufen, falls sie Jan gefunden hatten. Ich hatte ihnen auch gesagt, es sei egal, wie spät es war!

Andre hatte zwar zwischendurch gerufen, dass er Jan gesehen hätte. Und für einen kurzen Augenblick hatte ich wieder einen kleinen Hoffnungsschimmer in mir gespürt. Aber, dass es einfach eine bewusstlose Braunhaarige gewesen war, die von ihrem nüchterneren Freund davongetragen worden war, konnte Andre ja auch nicht sofort sehen.

Zuhause angekommen, hatten wir Cengiz alles erzählt, denn Sarah lag schon an seiner Schulter in seinem Bett und hatte geschlafen. Gut so, wenn sie nicht wusste, dass Jan verschwunden war - sie wusste ja, dass es Jan war!

Ich fragte mich, ob Andre auch wach lag.

Ich meine, ihm lag ja auch etwas an Jan, wobei er dachte, dass ich es war - die er aber auch sehr mochte.

Ich richtete mich auf, entspannte meine Muskeln, die einfach nur verkrampft waren, vor Angst.

Langsam robbte ich zum Bettende, suchte mit meinen nackten Füßen den Boden und tastete mich durch das dunkle Zimmer zur Tür.

An der angekommen, schlüpfte ich durch den kleinen Spalt und fand Andres Zimmer sofort - es war der einzige Raum, in dem ein Lichtstrahl durch das Schlüsselloch und unter der Tür hervor schien.

Also konnte er ebenso nicht zur Ruhe kommen!

Langsam öffnete ich die knarrende Tür und schaute vorsichtig in das beleuchtete Zimmer.

Eigentlich hatte ich erwartet einen wachen Andre aufrecht im Bett sitzen zu sehen. Das hat er wahrscheinlich auch mal.

Aber jetzt lehnte er an der Wand, seine Beine unter der Decke, seine Arme vor seinem nackten Oberkörper verschränkt, aber seinen Kopf an der Wand gelehnt, die Augen zu, friedlich schlafend.

Es sah so aus, als hätte er dort gesessen und über alles nachgedacht, aber dann doch müde geworden und eingeschlafen.

Das rührte mich irgendwie.

Ich meine, er dachte, ich sei verschwunden - und nicht Jan. Er machte sich Sorgen um mich!

Auf Zehenspitzen schlich ich zu ihm und für einen kurzen Moment hatte ich meine Sorgen in den Hinterkopf geschoben.

Vorsichtig setzte ich mich zu ihm aufs Bett.

Er war der erste Mann, der sich wirklich um mich kümmerte, dem ich nicht vollkommen egal war!

Ich betrachtete ihn. Auch wenn er mit verschränkten Armen dort saß und eher aussah, wie ein trotziges Kind, dass dann doch eingeschlafen war, sah er süß aus!

Also fühlte ich doch was für ihn! Das konnte ich doch jetzt nicht mehr bestreiten!

Matt seufzte ich und strich ihm eine seiner wirren Haarsträhnen aus dem Auge. Gegen diesen Reflex konnte ich überhaupt nichts machen! Meine Hand steuerte sich quasi selber zu seinem Gesicht.

Okee, das war zu viel! Ich konnte jetzt nicht versuchen, mich an Andre ran zu machen! Er dachte, ich sei sein bester Freund! Das mit uns könnte vielleicht irgendwann was werden, aber nicht jetzt. Nicht so, wie ich jetzt aussah.

Ich sollte vielleicht lieber wieder in Jans Zimmer.

Doch ich spürte, wie Andres Kopf von der Wand rutschte und weich auf meiner Schulter aufkam. Sein rötlicher Bart stach mich in meine Haut, aber stören tat es mich nicht. Seine wirren Haare strichen über meinen Hals.

Oh man, was sollte denn jetzt machen? Auf der einen Seite genoss ich es, Andres Kopf auf meiner Schulter zu spüren und ich strich ihm weiter sanft über die Haare. Aber auf der anderen Seite sollte ich mich vielleicht ein wenig von Andre fern halten. Nicht nur, dass das Risiko groß war, dass er merken könnte, dass ich nicht sein bester Freund war, für den er mich hielt und den er seit Jahren kannte. Sondern ich musste auch mich selber schützen. Allein die Tatsache, dass ich seine Nähe genoss, aber es nicht zeigen durfte, war niederschlagend genug.

Plötzlich meldete meine Haut fremde Haut auf ihr.

Ich sah überrascht zu Andre herunter.

Er hatte seine Arme um mich geschlungen und murmelte etwas in meine Schultern, was ich nicht verstehen konnte.

Ich hielt mein Ohr an sein Mund, um verstehen zu können, was er da nuschelte. Und als ich nun endlich verstand, was er sagte, schoss mir Röte ins Gesicht.

„Sam...?"

Mein Herz klopfte, ein kleines Lächeln stahl sich in mein Gesicht.

Mir war es egal, was Cengiz denken würde, wenn er jetzt in den Raum kommen würde. Mir war es egal, ob er sah, wie Andre Jan umarmte, beide halbnackt, Jan Andre über den Kopf streichelnd, Andres Kopf auf Jans Schulter. Mir war vollkommen egal, nach was es aussah - ich war gerade einfach nur glücklich.

„Sam...? Bist du das?" nuschelte Andre ganz leise.

Ich legte meine Hand auf seinen Rücken, durch dessen Haut man seine Wirbelsäule deutlich spüren konnte und lehnte meinen Kopf an seine Haare. „Ja, ich bin hier. Keine Sorge."

________________

Haha, wie im Film <3 So hab ich mri diese Szene nämlich im Kopf vorgstellt :')

UND DANKE FÜR DIE 10K READS *_* IHR SEID DIE BESTEN <3

Schönen Dienstag euch :o)

Ach wie gut, dass niemand weiß... (Apecrime FF)Où les histoires vivent. Découvrez maintenant