39. Kapitel

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-Cengiz-

Ich reichte Sam ihr Handy.

Sie war gestern nach Hause gekommen und lag jetzt auf dem Sofa, als ich sie geweckt hatte.

„Gut geschlafen?" fragte ich sie.

Sam nickte. „Ja, besser als im Krankenhaus. War mega scheiße da."

Ich sah sie prüfend an, als sie ihr Handy entsperrte. Immer wieder kam mir dieser scheiß Gedanke, dass Sam uns irgendwas verheimlichte. Ich meine, ich merkte doch irgendwie, dass sie mir verdammt bekannt vorkam! Ich wusste seit dem Besuch im Krankenhaus echt nicht mehr, was ich denken sollte! Dass Sam und Jan sich gegenseitig mit ihrem eigenen Namen angeredet hatten! Ich verstand einfach nicht, dass Jan uns nichts erzählt - was auch immer mit ihm war!

Plötzlich piepste mein Handy.

Ich schaute drauf und sah sofort, dass ich eine Nachricht bekommen hab.

‚Heyy, steh draußen, biste sicher dass das hier klappt? Fühl mich nicht so gut dabei...ich mein, ist mein Bruder....'

Ich schrieb ihr zurück, sah aber aus den Augenwinkeln, wie Sam mich die ganze Zeit beobachtete. So nach dem Motto ‚Ich würde gerne wissen, wem er schreibt, aber ich frag lieber nicht'.

Aber das war mir egal.

Klar, ich fühlte mich selber ein wenig scheiße dabei, so was zu machen - aber mit Jan oder Sam war nicht zu reden. Und ich meine, ich hatte theoretisch schon von Anfang an bemerkt, dass da etwas nicht stimmt.

‚Ich mach die Tür unten auf, warte aber erstmal vor unserer Tür bis er kommt. Das klappt schon! Du wirst sehen was mit ihm ist!'

„Du mir hat gerade jemand geschrieben, ich muss ihr mal aufmachen. Kommst damit runter?"

„Wem denn?"

„Wirst du sehen, wenn sie rein kommt." antwortete ich ihr ihr und versuchte ihr nicht mein Lächeln zu zeigen.

„Hm...Okee." Sam stand auf und folgte mir hinunter, wo ich neben der Gegensprechanlage drückte und zu Jans Zimmer ging.

Ich war wirklich gespannt, wie Jan - oder auch nicht - auf Anne reagieren würde.

Ich klopfte an seine Zimmertür und öffnete sie.

Jan saß an seinem Schreibtisch und schrieb etwas auf einen Block.

„Jan?"

Sein Blick löste sich schlagartig vom Blatt und ruhte auf mir.

„Hm?"

„Deine Schwester steht vor der Tür. Dachte du würdest sie gerne begrüßen."

„Was?" Jan vor mir sah mich verwirrt an und von Sam kam ebenfalls ein „Was?"

„Ja, ich dachte, du hast sie lange nicht mehr gesehen und da haben wir sie mal für dich eingeladen. So als Überraschung." Ich beobachtete Jan, wie seine Kinnlage herunter klappte und genau in diesem Moment wusste ich nicht mehr, was ich denken sollte.

Auf der einen Seite fühlte ich mich echt schlecht, dass ich meinen besten Freund so verriet - aber es war ja auch zu seinem Besten...irgendwie.

Aber auf der anderen Seite wusste ich nicht, wie Jans Verhalten so auffassen sollte. So sah kein Mann aus, dessen Schwester, die er ein gutes halbes Jahr nicht mehr gesehen hatte, zufällig zu Besuch nach Köln kommt, aus.

„Wie, warte mal! Anne ist hier? Wieso ist sie hier? Was macht sie hier?" rief Sam auf einmal aufgeregt.

Ich wusste nicht, wieso, aber mich wunderte es nicht, dass Sam den Namen von Jans Schwester kannte. Mein Körper war schon so eingestellt, dass er wusste, dass da irgendwas war! Dass Sam irgendwas wissen musste, was sie nicht wissen sollte, oder so!

„Sie ist hier, um ihren Bruder zu besuchen, der sich seit Monaten nicht mehr gemeldet hatte..." Ich drehte mich lächelnd zu Sam um, die mich mit dem gleichen Blick ansah, wie es Jan tat.

„Ja ähm," Ich hörte, wie Jan schwungvoll von seinem Stuhl aufstand, „dann werd' ich sie mal begrüßen!"

Er drängte sich an mir vorbei.

Sam folgte ihm aufgeregt.

Ich wollte den Beiden eigentlich auch hinterher gehen, aber da fiel mir etwas ins Auge.

Vielleicht hätte ich es einfach dort auf Jans Schreibtisch liegen lassen sollen, es vielleicht unbeachtet lassen sollen - oder vielleicht auch nicht.

Ich schaute mich noch einmal kurz um, um mich zu vergewissern, ob mich die Beiden mich sahen. Aber Sam stellte sich gerade auf die Zehenspitzen und flüsterte Jan etwas ins Ohr.

Okay, sie bemerkten mich nicht.

Also hauchte ich schnell in Jans Zimmer und betrachtete den beschrieben Block, der mir gerade ins Auge gesprungen war.

Mit angehaltenem Atem überflog ich die Seite, die fast ganz voll mit Wörtern waren. Nur was sie bedeuteten, wusste ich nicht.

Es war eine andere Sprache - Niederländisch vielleicht. Oder Dänisch.

Aber Jan konnte, meines Wissens, kein Dänisch oder Niederländisch!

Außerdem war diese Schrift garantiert nicht Jans Schrift! Jede andere, aber nicht Jans Schrift!

Sie sah eher aus, wie eine Mädchenschrift.

Hatte Jan vielleicht nur versucht, das zu übersetzten?

Nein, ich hatte doch gesehen, wie er den Stift gerade hingelegt hatte! Außerdem war der letzte Satz unvollendet und die letzten beiden Wörter waren etwas verwischt.

Was ging hier vor sich?

Ich wirbelte herum, als ich hörte, wie die Tür aufging und jemand „Jan!" rief.

Ich sah, wie Anne gerade durch die Tür kam und Jan um den Hals fiel. Sam stand, wie bestellt und nicht abgeholt, hinter den Beiden.

Sie steckte sich ihre Hände in die Hosentaschen und wippte auf ihren Füßen nach vorne und hinten.

Schnell huschte ich aus dem Zimmer und schloss Jans Tür hinter mir.

Ich schlug einmal gegen Andres Zimmertür, rief „Anne ist da, komm ma' raus, Waixr!" und stellte mich hinter Sam, Jan und Anne, die Jan immer noch umarmte, als wäre er gerade aus dem Krieg gekommen.

Ich musterte Jan von oben bis unten und merkte auch erst etwas später, dass Anne mir einen Blick zu warf. Aber meine Gedanken waren gerade einfach lauter.

Das da vorne war nicht Jan. Ganz bestimmt nicht! Nur wer war es dann?

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Sorry ich war ein wenig faul :D
Aber hier ist das nächste Kapitel 😊
Bis dann
Eure Rieke 😊💕

Ach wie gut, dass niemand weiß... (Apecrime FF)Where stories live. Discover now