Das Kapitel mit dem Fehler

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Als Henry nach Hause kam, hörte er schon vor der Tür Miras Schluchzen. "Was ist hier los?", rief er besorgt, während er noch die Tür aufschloss. "Hallo?" Nachdem er keine Antwort bekam, knallte er die Tür wieder zu, damit die eisige Luft auch da blieb, wo sie hingehörte. "Bist du irre?", hörte er von draußen. Es war Frank, der die Tür schließlich wieder aufriss und fluchend das Haus betrat. "Was ist denn mit dir los?", fragte Henry, während er sich die Schuhe von den Füßen streifte. "Du hast mir die Tür in die Fresse geschlagen!", rief Frank wütend. "Dann sag doch was!", antwortete Henry aufgebracht. Er verstand nicht, warum sein Kumpel sich jetzt beklagte. Sprechenden Menschen war schließlich zu helfen. "Hab ich doch!", entgegnete Frank. Die linke Hand hatte er über seine Augenbrauen gepresst. Henry zuckte gefühlskalt die Schultern. "Ist halt nicht bei mir angekommen." "Alles in Ordnung?", fragte Susi vom Wohnzimmer aus. "Nein", antwortete Frank, noch ehe Henry "Ja" sagen konnte. Jetzt konnten sie sich also eine Moralpredigt von Susi anhören, na prima! Doch diese schien sich gar nicht für ihre Belange zu interessieren. "Dann klärt das bitte oben", sagte sie bestimmt. Henry steckte verwundert seinen Kopf ins Wohnzimmer. Seine Mutter saß nackt im Schneidersitz auf dem Boden, die Hände lagen locker auf den Knien, die Augen hatte sie geschlossen. "Mama", fiepte Henry. "Ich dachte, die Phase wäre vorbei?" "Welche Phase?", wollte Susi wissen, ohne dabei die Augen zu öffnen. Henry spürte, dass Frank sein  Lachen trotz der Schmerzen kaum im Griff hatte und beschloss daher, dieses Gespräch auf später zu verschieben. "Mama, wo ist das Essen?", fragte er, als sie langsam die Position wechselte und schließlich dahockte wie eine Gottesanbeterin. "Im Kochbuch auf Seite 12", erwiderte Susi kühl. "Man sollte meinen, du weißt, wie man einen Herd bedient." "Ehrlich gesagt nicht", gestand Henry kleinlaut. "Dann schmier' dir halt 'ne Schnitte." Langsam glitt Susi in eine Art Kopfstand. "Danke", presste Henry hervor. "Ich glaube, ich habe doch keinen Hunger mehr." Eilig zerrte er Frank, dessen Rippen vor unterdrücktem Lachen längst gebrochen sein mussten, auf sein Zimmer. Kaum war die Tür geschlossen, lag dieser lachend auf dem Boden und krümmte sich vor Lustigkeit. "Ja ja, lach' nur", maulte Henry beleidigt. "Immerhin ist meine Mutter keine Nutte in einem chinesischen Puff." "Hey, sie ist nur Kellnerin", berichtigte Frank, bevor er wieder losprustete. Und da es nicht so aussah, als würde sein Freund sich in den kommenden Stunden wieder einkriegen, beschloss Henry bei Mira vorbeizuschauen. Schließlich drang ihr Schluchzen nach wie vor sehr hörbar in sein Zimmer. Und wer weiß, vielleicht hatte dieser Jerome ihr irgendetwas angetan. Also nicht dass es Henry groß interessierte, aber er hatte Bock auf eine Prügelei. Möglicherweise konnte er damit diese Blondine aus seinem Sportkurs beeindrucken.. Leise schob er sich zur Tür hinaus und tapste in Ana's und Mira's Zimmer. Seine Schwester lag vollkommen aufgelöst in BH und Unterhose auf dem Boden und heulte wie der Weltmeister. "Ähm." Henry räusperte sich. "Kann ich helfen?" "Verpiss dich!", knatschte Mira, ohne ihn anzusehen. "Nein, Mann", sagte er und ging neben ihr in die Hocke. "Ich mache mir ernsthafte Sorgen, dass du irgendwelche Drogen nicht vertragen hast. Warte, warst du an dem dunkelgrünen Schränkchen in meinem Zimmer?" "Nein, wieso?" Mira grapschte sich ein Taschentuch und rotzte womöglich ihr halbes Hirn hinein. "Weil das Zeug da drin echt nur für Notfälle ist." Henry starrte auf die kleinen Hasenköpfchen auf Mira's BH. "Verpiss dich!", schrie sie wieder, ehe sie zu strampeln begann und ihm ihren Fuß in den Magen boxte. "Hey!", rief Henry bestimmt und hielt ihre Füße fest. Mira weinte jetzt erst recht los. "Lass mich doch einfach in Ruhe? Okay?", brüllte sie. "Was. Ist. Denn. Passiert?", brüllte Henry zurück. "Ich habe kein Kostüm! Und Mama und Mareike mobben mich!" Es dauerte ein, zwei Sekunden länger, bis Henry verstand, dann ließ er ihre Füße los und lachte laut los. "Ich hasse dich!", spie Mira ihn an. "Ich hasse dich, du verfickter Scheißbruder!"

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Anastasia torkelte zur Haustür und fummelte den Schlüssel ins Schloss. "Ich glaub, mir wird schlecht", lallte sie, ohne wirklich zu realisieren, was sie tat und wo sie war. Sie konnte sich nicht einmal mehr an ihren Namen erinnern und auch der zweite Teil des Dates war ein einziger Filmriss. Was ihr allerdings klar war, war, dass sie viel getrunken hatte, sehr viel. Viel genug, um etwas zu tun, das sie bereuen würde, aber sie war im Moment so happy und besoffen, dass sie es einfach tun musste. "Kannst du dich nicht beeilen?", fragte Kai finster. Seit er sie abgefüllt hatte, konnte er sie behandeln, wie er wollte. Anastasia war so neben der Spur, dass es ihr egal war, wer er war und wie es enden konnte. Sie wollte es einfach nur mal ausprobieren. Endlich schaffte sie es, die Haustür zu öffnen und stolperte in den Flur. Während sie ihre Jacke auszog, fiel sie der Länge nach hin und blieb kichernd auf dem Boden liegen. "Scht", machte Kai, hob sie hoch und warf sie über seine Schulter. "Die schlafen doch alle schon." Das war Anastasia jedoch herzlich egal. So herzlich, dass sie begann, lauthals 'Atemlos'  zu trällern, ohne dabei auch nur einen einzigen Ton zu treffen. "Wohin?", keuchte Kai, als er auch aus seinen Schuhen gestiegen war. "In den Keller." Anastasia's Worte waren ein einziger, verworrener Schwall, aber Kai verschwand sie trotzdem. Kurzerhand öffnete er die Kellertür und schlich die Treppen hinunter. Anastasia grinste, als er sie auf dem verstaubten Klappsofa ablegte. "Reicht für's erste Mal", sagte er fröhlich, ehe er begann, sich auszuziehen. Ana lag einfach da, halb bewusstlos, halb wach und wartete, dass es endlich passierte. Auch wenn ihr lahmes, betrunkenes Hirn ahnte, dass sie sich dafür hassen würde.

Achtung Patchwork!Where stories live. Discover now