Kapitel 28

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~Pov. Jungkook~
Mit einem Ruck setzte ich mich auf. Mein Herz setzte einen Schlag aus um dann nur doppeld so schnell zu schlagen. Und das meinte ich ernst, man hörte und sah es sogar am Gerät an dem ich angeschlossen war. Mein Herz schlug allerdings immer schneller wogegen ich nichts tun konnte. Ich konnte mich aber auch nicht bewegen, ich war wie in einer Starre. Einer Starre aus Angst und Panik. Er stand vor meinem Bett noch an der Tür doch plötzlich kam er auf mich zu. Aber nicht in einem normalen Gang sondern sehr zügig. Kurz bevor er bei mir war kam ich aus meiner Starre frei doch ich wusste, dass es für weg rennen zu spät war also riss ich meine beiden Arme hoch und hielt sie schützend vor mein Gesicht. Mit zugekniffenen Augen wimmerte ich leise und mit sehr kratziger, zitternder Stimme:"N-nicht schlagen." Ich hörte neben mir ein klappern und ich erwartete, dass er mich wieder schlug, mich anschrie und beleidigte wie es noch war bevor alles schwarz wurde. Ich wusste meine Worte waren ein Fehler, wieso war ich auch so blöd und sagte es laut?
Ich spürte plötzlich eine Berührung an meiner Hand welche mich stark zusammenzucken ließ wodurch man das Bett knarzen hörte. Doch die Berührung war kein Schlag. Es war nicht schnell oder schmerzhaft sonder langsam und sanft. Dann fühlte ich nochmal eine Berühung die aber nicht so schnell verschwand wie die davor. Nein sie blieb und schloss meine Hand ein. Dann folgte meine andere Hand welche umschlossen wurde, genauso vorsichtig und sanft wie die andere. Meine Hände wurden sanft geführt, dass sie weg von meinem Gesicht waren und ungefähr auf Bauch bis Brust höhe gehalten wurden. Ich öffnete langsam meine Augen und sah erneut in das Augenpaar von Jimin. Doch er wirkte nicht böse. Ganz im Gegenteil, er sah mich mit vielen verschiedenen Gefühlen an. Verzweiflung, Trauer, Sorge, sogar ein klein wenig Wut war zu erkennen. Doch die Gefühle die man am stärksten sah waren Angst und Erleichterung.
Er setzte sich hin, er hatte sich wohl einen Stuhl bereit gestellt was ich nicht mitbekommen hatte. Mein Herzschlag war immernoch sehr erhöht, so sehr dass es bis zu vier Schläge die Sekunde waren. Mein Atem hatte ich allerdings angehalten. Ich hatte Angst dadurch ein Geräusch zu machen was ich auf jeden Fall verhindern wollte. Ich zuckte erneut zusammen als er sanft mit seinen Daumen über meinen Handrücken strich. Mir viel erst jetzt auf, dass er viel kleinere Hände als ich hatte, an sich war ich auch größer als er, dennoch fühlte ich mich viel kleiner als er. "Keine Angst ich bin nicht hier um dir weh zu tun." Er ließ meine Hände los und griff nach einer Wasserflasche die neben mir auf einem kleinen Tisch stand. Er hatte sie wohl dahin gestellt, das erklärte auch das klappern von ebend. Er öffnete sie und hielt sie mir ohne Deckel hin. Sie war noch komplett voll und ungeöffnet. Eigentlich wollte ich nichts von ihm nehmen da ich zu viel Angst hatte er würde mich vergiften wollen, allerdings gewann mein Durst der fast nicht mehr auszuhalten war und ich trank die Flasche bis zur Hälfte in großen Schlucken leer. Dann nahm er sie wieder weg, verschloss sie und stellte sie wieder hin. Ich war immernoch sehr eingeschüchtert, zog die Decke ein klein wenig höher wodurch ich mich geschützter fühlte auch wenn sie mir nicht viel bringen würde.
Zögernd fragte ich leise:"Wieso bist du hier?" Er fuhr sich kurz durchs Haar, wollte dann zu meiner Hand greifen welche ich aber direkt verschreckt zurück zog. Ich meinte kurz Enttäuschung in seinem Blick gesehen zu haben, was aber schnell verschwand. Dann fing er an zu reden:"Also ich...es tut mir leid." Ich war etwas verwirrt was er meinte. "Was meinst du?" "Das alles. Wie ich dich immer behandelt habe. Dass du wegen mir wieder hier im Krankenhaus bist und..du wegen mir in Lebensgefahr warst. Alles tut mir leid. Jede Bemerkung, jede Beleidigung, jeder Tritt, jeder Schlag, einfach jeder verdammte Moment indem ich dich irgendwie verletzt habe. Sei es körperlich oder seelisch. Ich weiß nicht wie es so weit kommen konnte. Ich weiß ein einfaches 'es tut mir leid' macht nicht rückgängig was ich dir die Jahre über angetan habe und ich versteh es auch wenn du mir nicht verzeihst. Wenn du mich hasst, mich ignorierst oder weiteres versteh ich es. Ich hatte einen Grund der immernoch besteht aber dieser Grund rechtfertigt nicht was ich dir alles angetan habe. Ich werde dir den Grund aber nicht sagen können. Noch nicht. Vielleicht irgendwann aber jetzt geht es noch nicht." Ich vermutete ich sah ihn gerade an wie ein Auto. Ich brauchte sehr lange um zu verstehen, dass er gerade versuchte sich bei mir zu entschuldigen. Nein er versuchte es nicht nur er tat es auch. Mittlerweile hatte sich mein Herzschlag etwas normalisiert und meine Atmung ging normal. Aber dann fiel mir wieder etwas ein. "Du..hast dich neulich auch schon versucht bei mir zu entschuldigen. Ein Tag später ging's wieder so weiter. Wenn es jetzt wieder so sein wird kannst du gehen denn ich will nicht irgendetwas vorgespielt bekommen." Er schüttelte mit dem Kopf. "Nein. Es wird nicht wieder so sein. Wenn du jetzt sagst ich soll dich für immer in Ruhe lassen tu ich es. Dann komm ich dir nie wieder in die Quere." Ich war sichtlich überfordert. Da mein bett am Kopfende angehoben war konnte ich mich so hinlegen, dass ich ihn noch ansehen konnte, was ich dann auch tat. Ich wusste einfach nicht was ich machen sollte. Konnt ich ihm überhaupt vertrauen, dass er es ernst meinte? "Ja kannst du." Ich sah ihn verwirrt an. "Du hast laut gedacht." Mehr als ein beschämtes 'oh' gab ich nicht von mir. "Wenn du aus dem Krankenhaus draußen bist und du dich vielleicht dafür entschieden hast mich nochmal anzuschreiben, hier meine Nummer." Er gab mir einem kleinen Zettel auf dem einige Zahlen standen. "Ich nehms dir aber nicht übel wenn du es nicht tust. Deine Entscheidung. Und ich glaube ich sollte langsam mal los, du brauchst sicher deine Ruhe." Er stand auf und ging zur Tür. Bevor er raus ging wünschte er mir noch gute Besserung und verschwand dann. Leider nahm er meinen Haufen an Fragen die ich mir selber stellte nicht mit, weshalb ich mit ihnen alleine in dem kleinen weißen Raum blieb.

forgivenessWhere stories live. Discover now