Kapitel 59

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Belle

Panik brach aus.

Schüsse fielen.

Schreie.

Und bevor ich überhaupt verstehen konnte, was geschah, wurde ich an beiden Armen gepackt und duckend von der Bühne gezerrt.

Mein Herz raste. Was geschah hier?

"Belle!", hörte ich meinen Namen. Sofort sah ich mich um und entdeckte meinen Vater am anderen Ende des Saals.

Weitere Schüsse fielen.

Erschrocken zuckte ich zusammen und hielt mir schützend die Arme über den Kopf. Die Bodyguards feuerten zurück. Ich hörte das Pochen in den Ohren. Danach ein endloses Piepen. Die Umgebung verschwamm langsam.

Tränen bahnten sich an die Oberfläche.

Plötzlich fiel einer der Männer neben mir, einfach um. Ein Kreischen entwich meinen Lippen. Blut floss aus seiner Brust.

"Marvin!", rief ein Sicherheitsmann und starrte auf seinen Kollegen am Boden. Er verzog das Gesicht und schoss darauf wild um sich.

Während ich nochmal weggezogen wurde, versuchte ich wegzuschauen. Mein Blick klebte nahezu an diesem Marvin.

Und nur mit zwei Schüssen, fielen auch die anderen Männer an meinen beiden Seiten zu Boden. Ich schrie. Doch meine Schreie gingen im Gebrüll und dem lauten Chaos unter. Ängstlich trat ich zurück und sah den Mann an, der mir gegenüber stand. Seine Pistole richtete er nun auf mich.

Doch in Millisekunden fiel dieser zu Boden und Marilyn, eine der Sicherheitsbeamtinnen, kam auf mich zu gerannt. "Sie müssen in Sicherheit, Miss."

Ich nickte. Sie führte mich schnell zu den Toiletten und befahl mir, mich in eine Kabine zu verschließen. Sie sagte noch, dass mich bald jemand in den Keller verfrachten würde, wo es sicherer war. Dann verschwand sie wieder bevor ich sie nach meinen Vater fragen konnte.

Mit wackeligen Beinen setzte ich mich auf die goldene Kloschüssel und zog die Beine an. Zitternd wischte ich mir über die Wangen und starrte auf die Kabinentür. Meine Angst, jemand könnte hier reinplatzen, übernahm die Oberhand in meinem Körper.

Jedes noch so kleine Geräusch ließ mich zusammen zucken. Es geschah richtig schlimmes in der Halle und ich saß hier alleine in Sicherheit. Mit dem Unwissen wie es meinem Vater ging.

Was mir jedoch am meisten Magenschmerzen bereitete, war die Tatsache, dass ich nicht wusste, wie es meinen besten Freunden erging. Sie waren in die Falle der Schlange getappt. Rose war nicht mehr die selbe Person wie vor Jahren. Mason liebte sie, aber fühlte sie dasselbe?

Dumpfe Geräusche erklangen.

Dann fing ich an zu zählen. Ich zählte bis hundert, bis tausend. Ich wartete. Auch als unheimliche Stille einbrach. Nichts, aber auch gar nichts war zu hören. Nur mein schwerer Atem.

Irgendwann spürte ich die brennenden Schmerzen an meiner Handfläche, weswegen ich leise auf zischte. Ich hob meine Hand und inspizierte die Brandblasen. Ich pustete und fuchtelte mir Luft zu. Es brannte. Es tat höllisch weh.

Doch ich konnte nichts tun, außer mein Handgelenk der schmerzenden Hand fest zu drücken, um die Schmerzen irgendwie zu unterdrücken.

Immer noch starrte ich die Kabinentür an und hoffte inständig, dass es Dad gut ging. Dass diese Leute Farblose waren, die für Matthew hier waren, ihn befreiten und gleich wieder verschwanden.

Doch natürlich war das nicht der Fall.

Ich versuchte die negativen Gedanken beiseite zu drängen und setzte meine Füße wieder auf dem Boden ab. Meine hohen Sandalen zog ich aus und nahm sie in meine Hände. Wenn ich dieses enge Kleid ausziehen könnte, würde ich es tun.

Red PrincessWhere stories live. Discover now