Kapitel 55 ✔️

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Belle

Ungläubig lachte ich auf. Was zur Hölle erlaubte sie sich eigentlich? Wie konnte sie in meinem Haus sitzen und sich so eine Respektlosigkeit erlauben? Es gab Grenzen. Auch für verdammte Farblose.

Und verarschen konnte ich mich selbst. Ich stand auf. Überraschenderweise war ich die Ruhe in Person als ich ihr die Tür zeigte. »Raus.«

Auch Rose stand auf und kam mir näher. »Deine Mutter lebt noch, Belle.« Sie nahm meine Hände in ihre und sah mir mitfühlend in die Augen.

Gewaltig entzog ich ihr meine Hände und ballte sie zu Fäusten. Lange konnte ich nicht ruhig sein, wenn sie nicht sofort verschwand. »Geh einfach.«, wiederholte ich.

Meine Mutter ist tot und der alte Krembs verschwunden. Für wie dumm hielt sie mich eigentlich? Wenn sie dachte, ich würde ihr den ganzen Schwachsinn abkaufen, dann irrte sie sich aber gewaltig.

»Denkst du ich lü-«, versuchte es Rose erneut, doch diesmal unterbrach ich sie lauter: »Verschwinde endlich aus meinem Haus!«

Wütend stampfte ich zur Tür und öffnete diese. »Geh.«, sagte ich wieder ruhiger.

Meine Atmung ging flach.

Gott, wieso verkroch sie sich nicht wieder ins Loch, aus dem sie kam? Konnte sie in meiner Erinnerung nicht als das kleine unschuldige Mädchen aus meiner Kindheit bleiben?

»Nein.«, sagte Rose selbstsicher. »Ich sage die Wahrheit.«

»Raus!«, brüllte ich nun. Meine Wangen glühten und Tränen sammelten sich in meinen Augen. »Bitte.«, fügte ich nun verzweifelt hinzu.

Meine Mutter war eine Heldin für mich. Sie leitete keine Gruppe der Farblosen. Nein. Sie war doch mein Idol. Sie und Dad waren mein Ein und Alles. Niemals würde sie Farblose mir vorziehen. So war sie nicht. Sie ist gestorben. Meine Mutter liebte mich.

Rose kam wieder auf mich zu und öffnete bereits den Mund, um mir zu widersprechen, doch ich kam dazwischen.

»Wenn du jetzt nicht sofort mit dem Blödsinn aufhörst«, ich schubste sie einmal kräftig. »Dann z-«

»Belle!« Mason stellte sich zwischen uns und hielt mich mit einem Arm auf Abstand. »Wir sollten ihr vielleicht zuhören.«

»Ich kann es auch beweisen.«

»Nein, Mason, s-sie lügt. Meine Mutter ist vor fünf Jahren gestorben. Und- Ihr habt sie umgebracht!«, schrie ich Rose an und wollte auf sie zugehen, aber Mason hielt mich zurück. »Ich soll dir glauben, dass Mum nun eine Gruppe der Farblosen führt?«, sprach ich schnell und zog kräftig an meinen Haaren.

So einen Schwachsinn duldete ich nicht. Nein. Erst Alice, jetzt Rose. Wieso tat man mir das an? Reichte ihr Vorstellungsvermögen denn nicht, um zu merken, wie verletzlich ich wurde, wenn es um meine Mutter ging? Nachts kam es paar mal vor, dass ich alte Videos rauskramte, um ihrer Stimme zu lauschen. Und das nur, damit ich einschlafen konnte.

Meine größte Angst war es, auch nur das kleinste Detail an ihr zu vergessen.

Niemand auf dieser Welt, der nicht dasselbe wie ich durchgemacht hatte, konnte das verstehen. Die Mutter zu verlieren, während man sie am meisten gebracht hat, ist das schlimmste Erlebnis. Und das wünschte ich niemandem.

»Es tut mir ehrlich leid für dich Belle, aber deine Mutter hat euch damals verlassen.«

Ich drückte meine Handballen fest auf meine Ohren. Sie log und das wollte ich mir nicht anhören. Fest kniff ich die Augen zu und schüttelte den Kopf. Meine Mum hätte mich für nichts auf dieser Welt verlassen. Und schon gar nicht für irgendwelche Kriminelle!

Red PrincessWhere stories live. Discover now