Kapitel 31

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Belle

"Kommst du nächste Woche in die Schule?", fragte Shelly während sie ihre Sachen zusammenpackte, die sie zum Übernachten mitgenommen hatte.

"Ich weiß nicht", antwortete ich wahrheitsgemäß. "Mal schauen"

"Okay" Sie kam auf mich zu und nahm mich in eine innige Umarmung. "Ruf mich an, wenn etwas ist, okay?"

Ich nickte und erzwang mir ein Lächeln, damit sie sich keine Sorgen mehr um mich machte. Ihrem Seufzen zufolge, kaufte sie es mir nicht ab, aber ging auch nicht tiefer darauf ein.

"Danke, Shel ... wirklich" Ich begleitete sie bis zur Haustür.

"Wozu sind beste Freundinnen da?", zuckte sie die Achseln und grinste. "Naja wir sehen uns nächste Woche!"

"Bis nächste Woche!", schloss ich kopfschüttelnd die Tür und ging wieder leicht lächelnd rauf in mein Zimmer.

Am Freitag Abend, nach dem Streit mit meinem Vater, rief ich sofort Shelly an. Nicht einmal fünf Minuten später, stand sie vor meiner Zimmertür und lenkte mich ab. Sie kam mich bereits am ersten Abend im Krankenhaus vorbei um nach mir zu sehen. Aber wir konnten nicht viel reden.

Heute musste ich ihr jedoch alles von A bis Z erzählen. Wie ich mich raus geschlichen habe, den Farblosen begegnet bin bis zur Vergiftung durch Elizabeth und zur Gefangenschaft bei den Gelben. Anfangs war ich mir nicht sicher, ob ich das mit Jack auch offenbaren sollte, aber ich tat es trotzdem.

Ich erzählte, wie gemein er anfangs zu mir war, seine Waffe bei jeder Gelegenheit zückte, mich im Wald suchte und sein Essen mit mir teilte. Anschließend wie er sich um mich irgendwie sorgte. Ich weiß nicht, was ich davon verstehen sollte. Am Ende erzählte ich ihr von der Aktion mit den Zeichnungen, wie sie Dad einfach zerstörte.

Nur den Kuss behielt ich für mich. Das sollte mein kleines Geheimnis bleiben. Es war eine Sache zwischen Jack und mir, welches nur uns betraf. Ich war mir nicht sicher, was passieren würde, wenn mein Vater davon Wind bekäme. Oder die Öffentlichkeit.

Ich biss mir auf die Unterlippe. Vor meinem Augen konnte ich mir schon sämtliche schockierende Zeitungsberichte vorstellen: Die Rote Prinzessin und der Enkelsohn des Anführers vom schwarzen Viertel haben sich geküsst! oder: Ist die Rote Prinzessin nicht entführt worden, sondern ist mir ihrem Freund durchgebrannt?

Seufzend betrat ich mein Balkon und atmete die frische Luft ein. Mir blieb jedoch erneut der Atem weg. Schon seit drei Tagen nach meiner Ankunft blickte ich jedes mal direkt in die Augen eines Sicherheitsmanns, den mein Vater extra engagiert hatte. Seine Aufgabe war es vor meinem Balkon auf und ab zu laufen und dafür sorgen, dass ich sicher war. Kurz gesagt: Ich konnte meine Dummheit nicht wiederholen und mich heimlich rausschleichen.

Kaum betrat ich den Balkon, schon lag sein Blick kontrollierend auf mir. Früher konnte ich hier in Ruhe meine Zeichnungen anfertigen und die Zeit genießen. Jetzt schnappte ich schnell Luft und flüchtete wieder in mein Zimmer.

"Wollen wir zusammen in den Park?"

Erschrocken griff ich mir ans Herz und sah zu Emily. "Schleich dich nicht so in mein Zimmer"

Sie kicherte amüsiert und blickte mich flehend aus ihren großen blauen Kinderaugen an. Genervt verdrehte ich die Augen und stutzte. Nach meinem Verschwinden verstanden wir uns wirklich gut. Abends kam sie in mein Zimmer und bat mich, ihr aus ihrem Lieblingsbuch raus zu lesen.

"Okay", sagte ich nachdenklich.

So würde ich endlich mal aus diesem Haus rauskommen. Denn Dad ließ mich nicht mehr alleine ohne richtigen Grund, raus. Deswegen liefen wir runter in unsere große Eingangshalle und zogen uns an.

Red PrincessWhere stories live. Discover now