Kapitel 15 ✔️

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Belle

»Was suchst du?«, fragte Jack mich irritiert.

»Meine Kette!«, rief ich frustriert und stützte mich mit den Händen auf den Boden ab.

»Beruhig dich, es ist doch nur eine Kette.« Er hob beschwichtigend die Hände und blickte mir, fast desinteressiert, entgegen.

Ich funkelte ihn böse an. »Es ist nicht nur eine Kette. Es ist die Kette meiner Mutter.«, erklärte ich ihm und fügte dann leise hinzu: »Es ist das Einzige was ich von ihr noch habe.« Mein Blick schweifte durch den Raum, es war nirgends zu sehen. Der Boden war kahl und dreckig; nichts Silbernes schimmerte.

Mir stiegen die Tränen in die Augen. Dad gab mir die Kette, damit ich auf sie Acht gab und jetzt hatte ich sie verloren. Ich hatte das Gefühl ich hatte mich verloren. Das Gefühl, ich hatte Mum damit enttäuscht. Es war immerhin ihr Ein und Alles gewesen. Und ich hatte es verloren. Einfach verloren. Es war ihr Glücksbringer. Nun sollte es auch meiner sein.

Wie konnte ich sie einfach verlieren?

Nun schluchzte ich doch in meine Hand und versuchte meine Tränen vor Jack zu verstecken, in dem ich meinen Kopf etwas nach vorne neigte. Meine Haare dienten als Vorhang und versteckte mein Gesicht ein wenig. Er sollte nicht wissen, dass mich diese Kette so verwunderlich machte, aber ich denke dafür war es schon zu spät. Das wusste er bereits, dennoch wollte ich nicht, dass er mich so sah. Aufgewühlt.

Ich schüttelte den Kopf. In diesem Moment sollte es mir egal sein, was er von mir dachte.

Bitte, lass das nicht wahr sein! Es musste hier irgendwo sein! Bitte.

»Du meinst Caroline?«

Blinzelnd hob ich den Blick. Wollte er gerade ablenken?

»Kanntest du sie?«, nutzte ich dankbar diese Gelegenheit und wischte mir schnell mit dem Handrücken über die nassen Wangen.

»Äh ja ... nein ... ich meine jeder kennt die rote Anführer-Familie, Night.«, lachte er ironisch auf. »Schon komisch, dass deine Mutter mal eine Gelbe war. Also jetzt, da du in der Gefangenschaft der Gelben bist und behandelt wirst wie ein Stück Dreck.«

Verwirrt zog ich eine Augenbraue hoch und lauschte seinen Worten. Mum und eine Gelbe? Hä? Verwechselte er jetzt Caroline Night mit jemand anderem, oder wie? Rote und Gelbe verstanden sich nicht gut. Das wusste jeder. Nur wusste ich nie den Grund für die plötzliche 'Feindschaft' zwischen diesen Farben.

»Sag mir nicht, du kennst die Geschichte nicht?« Nun war er es, der mich ungläubig anstarrte. »Also- willst du sie hören?«

»Eine Geschichte?«, fragte ich irritiert nach. »Du willst mir eine Geschichte über meine Mutter erzählen?«, verzog ich argwöhnisch das Gesicht. Verarschte er mich gerade?

Jack rollte die Augen. »Ja oder nein?«

Ich seufzte. »Ja.« Wieder bei Besinnung richtete ich mich auf klopfte den Staub an meinem Kleid ab. Dann zog ich das rechte Knie an, lehnte mich an die Wand und setzte meinen Kopf auf dem angewinkelten Bein ab. Ich war bereit ein Teil der Vergangenheit unseres Landes zu hören. Ob ich dieser Geschichte dann nun glaubte oder nicht, würde ich danach entscheiden.

»Ich kenne nur die Erzählung meines Großvaters und die Berichte aus den früheren Zeitungsberichten, die er aufbewahrt.«, begann Jack.

Ich nickte, damit ihr fortfuhr.

»Vor ungefähr 20 Jahren, in dem Jahr meiner Geburt, 2078, schlossen die Roten mit den Gelben einen Pakt. Darin ging es angeblich um einen Friedensvertrag und darum, dass diese zwei Landesgruppen, mal abgesehen von den Blauen, die total dagegen waren, sich gegenseitig bei einem Akt gegen den Frieden gegenüber der eigenen Farbe, sofort Farb-Soldaten zur Hilfe sendet. Dabei war es egal, ob der Angriff aus dem Inland oder Ausland drohte. Diese haben sie im Januar bereits unterschrieben und kamen gut miteinander klar. Dein Vater und der alte Krembs.«

Red PrincessWhere stories live. Discover now