{XXIV}~Dèja-vu?

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Mein Sichtfeld schwankte, meine Beine gaben nach, Energie verschwand und ließ nichts außer Schwäche zurück. Ich blinzelte, sah kurz nichts mehr. Blinzelte erneut und schaute in die rot glitzernden Augen von Ceylon. Danach verschwamm alles in elendiger Schwärze... erneut.

Geweckt wurde ich, durch die sanften, streichelnden Bewegungen auf meiner Hand. Zaghaft schlich sich die Wärme des anderen über den Handrücken meinerseits und brachte entspannende Wirkung mit sich. Ich seufzte leise. Anscheinend bemerkt von dem anderen, öffnete ich gequält langsam meine Augen. Kurzzeitig wurde ich geblendet, obwohl der Raum schon im Dunklen lag, doch meine Sicht wurde mit zunehmender Zeit stärker und schärfer.

Erneut musste ich blinzeln, um die Augen an das veränderte Licht zu gewöhnen, allerdings klappte das Sehen jetzt schon viel besser, als zuvor.

"Na du...", kam es feminin aus der Richtung der weiteren Person und ich drehte etwas meinen Kopf. Sanfte Gesichtszüge waren zu erkennen und ein Glitzern in den Pupillen Feers war nicht zu übersehen.
Vorsichtig hob ich eine Hand und hielt sie mir an den Kopf; wieso bin ich hier...
Mein fragwürdiger Blick und der etwas schief gelegte Kopf verrieten wohl auch ihr, dass ich gerne weiter wüsste.

"Ich bin so froh, dass du wieder wach bist. Oft genug gesagt habe ich dir ja, dass du genug trinken sollst! Du Dummkopf hattest nur einen Zusammenbruch. Ich kann doch nicht immer...", ich hörte einfach nicht mehr zu. Etwas in mir sagte mir, dass das nicht stimmen konnte. Es war wie ein mulmiges Bauchgefühl, welches man nicht mehr los wurde. Meine Gedanken schweiften weiter ab und die sanfte Stimme von Feer verschwand im Hintergrund. Ich musste mich bestimmt nur döller konzentrieren, bestimmt würde es mir einfallen, wenn dort etwas wäre. Aber Feer... konnte mich doch nicht anlüg- oder doch?
Ich schluckte stark, als mir einzelne Ereignisse der letzten Stunden wieder einfielen. Und somit hatte ich auch meine Antwort, dass Feer mir anlügen würde, wenn es nötig wäre. Langsam setzte ich mich, unter dem prüfenden Blick von der Brünetten auf und murmelte leise vor mich hin.
"Wieso belügst du mich...", leicht überschlug sich meine Stimme, da ich vorhin noch nicht gesprochen hatte. Doch eine Antwort brauchte ich nicht zu erwarten, denn sie kam auch nicht. Erneut wollte ich ansetzen, schloss aber wieder meinen Mund und schwieg. Wenn sie mir beim ersten mal nicht antworten wollte? Brauchte ich nicht erneut fragen.

Es wurde unangenehm still im Zimmer, der Blick von meinem Mädchen wurde immer schüchterner, aber ich ignorierte dies. Sich schämend blickte sie in alle möglichen Richtungen, nur nicht zu mir, was ich als klarere Antwort sah, als Worte.

Vorsichtig schwang ich meine Beine über die Kante des Bettes, jetzt bemerkte ich aus wo ich war. Im Betreuungs/Krankenzimmer unserer Kellerschule. Es war damals überhaupt ein Wunder so ein Zimmer zu bekommen. Bei dem Direktor den wir haben?

Trotz dem Fakt, dass Feer mich anweisen wollte mich wieder hinzulegen, stellte ich nun meine beiden Beine auf dem Boden ab und tastete sachte ab, ob sie mich aufrecht stehen lassen können.

"Knut... du äh... sollst eigentlich noch liegen...."-"Ist mir egal, mir geht es gut. War ja schließlich nur ein Zusammenbruch", um ihr zu zeigen, dass ich gerade nicht in der Laune war, mit einer Lügerin ein Gesprüch zu führen, sprach ich diese Worte voller Gift, aber viel mehr voller Enttäuschung aus. Beinahe sofort ging ihr Kopf auch wieder zu Boden und beobachtete den allzu spannenden Fliesenboden. Vielleicht täuschte ich mich auch, aber das Glitzern aus ihren Augen war verschwunden. Wenn sie mir nicht endgültig antworten wollte, musste es eben ein anderer übernehmen.

Mit einem Ruck drückte ich mich vom Bett und kam zum Stehen. Kurz dachte ich, ich würde wieder fallen, doch der Gleichgewichtssinn setzte daraufhin ein.
"Knuti....", setzte Feer wieder an, doch ich hielt nur meine Hand hoch, sodass sie weiterhin schwieg.
Meine Jacke und die Schultasche vom nächsten Stuhl schnappend torkelte ich zur Tür, um aus dem Zimmer zu kommen. Ich konnte einfach nicht länger hier bleiben. Die Brünette stolperte mir hinterher und wollte gerade die Tür öffnen, als ich ihr erneut in die Augen starrte. Sie ließ betrübt von der Klinke ab und stellte sich neben mich. Ich hörte gerade noch so ein 'es tut mir leid', bevor ich schlussendlich wirklich aus der Tür stapfte.

Eine Hand hielt sich weiterhin an den Wänden fest, die andere hielt meine Tasche. So ging es auch einige Korridore gut, bis ich allerdings über meinen eigenen Fuß stolperte und zu Boden ging. Ein Fluch kam über meine Lippen und ich hielt mir, vor Schmerz auf die Lippe beißend, das Knie. So ein Dreckstag. So eine Dreckswoche...

So saß ich also einige Minuten am Boden und hielt mir beruhigend das Knie. "Scheiße man...", und dann sagen manche Engel können nicht fluchen... und wie sie das konnten. Gerade jetzt hätte ich noch viel mehr fluchen können. Von der beste Freundin belogen worden, vielleicht übertreibe ich auch, aber wenn es um diese Dämonensache ging, wollte ich klären Tisch schaffen.
Hilflos rappelte ich mich nach einer gefühlten halben Stunde wieder auf und begab mich zum nächsten Waschraum. Die Jungentoiletten waren nicht sonderlich weit entfernt, so wie ich es an den Korridoren erkannte.

Als ich dann endlich dort angekommen war, erschöpft, da meine Knie immer noch nicht richtig weiter arbeiteten konnte, blickte ich zu mir in den Spiegel.

Haare, mal wieder schlapp
Mundwinkel, mal wieder nach unten gezogen
Augen blassrot und ohne Kontaktlinsen
Hals...
warte mal! Erneut ging mein eigener Blick zu den Iris. Und tatsächlich. Entsetzt schaute ich in die Augenfarbe, welche nicht meine zu scheinen war.

"Ach du heilige...", erschrocken drehte ich mich um und schaute zum Schwarzhaarigen, welcher entspannt am Türrahmen angelehnt stand. Wie konnte ich ihn zuvor nicht bemerken? Panisch schaute ich mich um und griff schnell nach dem nächsten Gegenstand, welcher mir in die Hände ging. Leider war es schlussendlich nur eine Klopapierrolle, die in Icans Richtung gefeuert wurde. Doch dieser fing sie ganz gelassen auf und stellte sie vorsichtig zu Boden.
Nun trat er auch auf mich zu, was ich als normalen Fluchtreflex ansah, als ich rückwärts stolperte und beinahe erneut über meine eigenen Füße gestolpert wäre, wäre Ican nicht vorgestürmt und hätte mich am Arm gepackt. Beinahe darauf schlug ich seine Hand weg und rief schon fast hysterisch aus: "Fass mich nicht an." Seine pure Anwesenheit machte mich wieder fertig und so wurde aus mir, der gerade eben noch völlig ruhig gewesen war, erneut der panische sechzehnjährige Engel, der ich nun einmal war.

Icans Blick zu urteilen fand er dies ganz lustig, denn das Schmunzeln brannte sich in meine Augen ein, wie kein anderes.

Das flackernde Licht über uns in den Leuchtröhren verpasste ihm dabei eine nicht wenigere unheimliche Aura.

Als Ican wieder begann zu reden, jagte es mir den nächsten kalten Schauer über den Rücken.
"Rot steht dir irgendwie mehr als blau oder grün, meinst du nicht auch?"

Er hatte es wohl auch bemerkt. Eher wäre es unwahrscheinlich gewesen, dass er es nicht bemerkt hätte aber dennoch... dieses gefährliche Grinsen schenkte er mir erneut. Was war nur passiert...?! Meine Sicht wurde kurzzeitig starr, doch durch blinzeln wurde diese wieder schärfer. Hilflos sah ich zu ihm hoch, mittels weit aufgerissenen Augen und panischem Blickes.
Kurz wandt ich mich erneut dem Spiegel zu, strich mir unter dem Auge über die Haut, doch es war real. Die Irisfarbe... war real... war echt... ohne Zweifel...

"Was hast du getan!?", schrie ich ihn über den Spiegel an, ob das jetzt jemand hören würde war mir egal. Schließlich war niemand mehr im Gebäude, so wie ich es gesehen hatte.
"Du hattest doch deine Probleme mit der Heterochomie.... jetzt hast du diese Komplikationen nicht mehr", schmunzelte der Schwarzhaarige und tat das Spektakel anscheinend als schlechten Scherz ab. Wieder trat er näher, doch diesmal reagierte ich schneller.

Von neuer Energie gepackt und voller Adrenalin, packte ich meine Tasche mit einer Hand und sprintete aus dem Badezimmer. So schnell ich konnte, lief ich die bereits leeren Flure entlang. Ich rannte weiter, keuchte, schnappte schniefend nach Luft, aber ans Anhalten dachte ich erst gar nicht. Tränen versperrten mir meine klare Sicht und so stolperte ich weiter um die nächste Kurve.

Ich bog ab, nahm die nächste Ecke scharf und prallte gegen den nächsten Körper.
Dèja-vu?

Demons Game-Boyxboy !ABGEBROCHEN!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt