{XVI}~Herr ich-ignoriere-meine-beste-Freundin

227 20 6
                                    

Hinter mir vernahm ich einige Schritte und genervt wollte ich mich umdrehen und Ican ins Gesicht schnauzen, dass er mich gefälligst in Frieden lassen soll. Doch als ich über meine Schulter schaute, war dort kein Ican. Auch nicht Eros, den man hier erwarten konnte.

"Ceylon!?"

Der Schock musste mir förmlich ins Gesicht geschrieben stehen, denn ein leichtes zierliches, aber auch schalkhaftes Lächeln setzte sich auf seine Lippen. Ich jedoch, hatte mich kaum gefasst, da sprinteten meine Füße bereits die Treppenstufen hinunter. Gerade als ich beinahe unten angekommen war, geriet ich ins Straucheln. Mein Körper verlor sein Gleichgewicht und mittels einem aufquietschenden Schrei's kam ich dem Boden immer näher. Wahrscheinlich war ich mal wieder zu schnell unterwegs gewesen und hatte die letzte Stufe übersehen; doch auch das Nachdenken darüber, warum ich jetzt gestolpert war, brachte mich keinen einzigen Schritt weiter.
Meine Arme legte ich so schnell wie es ging um meinen Kopf, damit wenigstens der etwas vor dem Aufkommen geschützt war.

Doch nichts. Ich spürte auch nach weiteren Sekunden keinen Schmerz, der hätte kommen müssen, wäre ich aufgeschlagen. Sag mir jetzt bitte nicht... Vorsichtig nahm ich meine Arme runter und schaute direkt auf den Teppich vor mir. Erst jetzt vernahm ich auch die beiden Wärmequellen an meiner Hüfte und wollte aufsehen zu demjenigen, der mich hier vor dem Aufkommen bewahrt hatte. Dabei konnte ich's mir bereits denken und so schnell wie meine Synapsen im Gehirn reagierten rappelte ich meinen Körper aus den beiden Händen. Natürlich ging auch mir dies viel zu langsam und so kam es, dass kaum zwei Sekunden später ich als auch Ceylon auf dem Fußboden vor der Treppe lagen.
Kurz war es still, doch dann: "Gehts dir gut?", vernahm ich seine besorgte Stimme neben mir. Ich schüttelte reflexartig den Kopf, nur um gleich darauf zu nicken. "Ja ich denke...", nuschelte ich und setzte mich halbwegs ordentlich auf. Mein Blick schwenkte ich zu dem Schwarzhaarigen, der mittlerweise auch wieder saß und sich angespannt durch das Haar fuhr. "Ich denke... uhm"-"Du solltest gehen" Als wäre dies nicht das gewesen, was ich vorhatte zu sagen. Doch still nickte ich einfach und stützte mich hoch. Komische Situation, ich behielt diesen Kommentar allerdings für mich und ging -dieses Mal langsam- zur Haustür, zog meine Schuhe so gut es ging an und stolperte aus dem Haus.

Draußen angekommen sog ich erstmal die kühlere Abendluft ein. Zwischenzeitlich war es dunkel geworden, was ich von drinnen nicht wirklich gemerkt hatte. Oder war bereits ein neuer Tag angebrochen? Nachdem ich dann also wirklich geschätzte fünf Minuten vor dieser Tür stehen geblieben war, nur um zu atmen, wohl gemerkt, machte ich mich rasch auf den Weg zu Feer. Denn auch wenn ich sie ebenso die letzten Wochen ignoriert hatte, musste sie mir einfach helfen, oder?

So schnappte ich mir erstmal mein Handy und tippte mich flink durch die einzelnen Apps, um dann endlich im Messenger anzukommen. Kurz suchte ich den Chat von mir und meinem Mädchen, bis ich ihn endlich gefunden hatte und rasant eine Nachricht verfasste:

Feer ich muss mit dir reden

Kaum hatte ich die Nachricht abgeschickt, da kam auch schon ein Text in Roman Größe zurück.

Feer<3: SAG MAL, DU LEBST NOCH?! Ich fass es nicht, wieso gehst du mir immer aus dem Weg T-T ich wollte die ganzen Wochen über mit dir sprechen du Honk.-.! Weißt du wie allein ich mich gefühlt habe! Ich musste meiner BRUDER alles erzählen, was mir auf dem Herzen lag, weil du Spast mir aus dem Weg gegangen bist und keine Zeit hattest, ANGEBLICH!
Das bekommst du irgendwann zurück! Das verspreche ich dir! Und jetzt... beweg deinen Arsch gefälligst hier her zu mir!

Ein vorsichtiges Lächeln schliech sich auf meine Lippen und ohne zu antworten drückte ich mein Telefon zurück in den Standby Modus. Etwas erleichtert stopfte ich dieses dann zurück in meine Hosentasche und machte mich auf dem Weg zu Feer. Hoffentlich war sie nicht allzu sauer, aber bei ihr bin ich mir definitiv sicher, dass ich erst die Standpauke meines Leben bekomme und danach zu Tode geknuddelt werde. Allerdings schwor ich nicht auf meine Vermutung und ließ es lieber auf mich zu kommen.

Nachdem ich die Wohnhaustreppen hochgesprintet war und völlig erschöpft vor der richtigen Tür stehen blieb, drückte ich keuchend die kleine Klingel mit der Aufschrift 'Familie Waston'. Lange dauerte es nicht bis Geräusche hinter der Tür aufkamen und ich den Schlüssel in der Tür hörte. Währenddessen stellte ich mich gerade hin und versuchte das Lächeln in meinem Gesicht zu halten, denn Feer würde mich definitiv wieder wegschicken, würde ich grummeld hier auftreten. So grinste ich vor mich her und ebenso der Braunhaarigen entgegen, die ihre Arme demonstrativ vor ihren Brüsten verschränkt hatte. "Herr Ich-ignoriere-meine-beste-Freundin hat anscheinend bemerkt, dass er seine 'beste Freundin ignoriert' was?", der Unterton in ihrer Stimme war fordernt, jedoch nicht barsch. Schuldbewusst schaute ich zu Boden und nuschelte leise eine Entschuldigung. Sie hatte trotzdem noch beide Arme verschrenkt und schaute mich noch immer mit einem undefinierbaren Blick an.
Doch kurze Zeit später begann mein Mädchen wieder zu grinsen und hielt die Tür weiter auf, sodass ich ebenso eintreten konnte. Noch immer mit hängenden Kopf betrat ich den kleinen Wohnungsflur und stellte mich kurzerhand vor sie hin. Hatte ich doch richtig vermutet.

Feer hatte zuerst noch immer einen giftigen Blick drauf. Jedoch änderte sich dieser zu verwirrt bis sie schließlich wie der Joker grinsend da stand und mit viel zu viel Enthusiasmus auf mich zu sprang, um wie auf typischen Pärchenfotos hochzuhüpfen und auf meiner Hüfte zu laden. Geschickt schlang sie ihre Beine um meine Taille und ich packte schnell mein Gleichgewichtssinn wieder. Wieso konnte ich jetzt gerade stehen, aber eine Treppe haut mich so aus dem Gleichgewicht?
Den Gedanken wieder abschüttelnd lächelte ich zu Feer, welche sich das anscheinend bequem gemacht hatte und ihr Kinn auf meiner Schulter abgelegte hat. "Mach so einen Scheiß nicht nochmal, verstanden?", gnurrte sie und balancierte sich aus.

Lächend meinen Kopf schüttelnd trat ich vom Flur ins Wohnzimmer, wobei ich allerdings rein gar nichts sah, da sich das Mädel zu breit machte. "Feer du Kloß! Du versperrst mir die Sicht", grinste ich und kassierte soeben einen Klapps auf meinen Hinterkopf.
Allerdings kicherte sie und stieg dann aber von mir ab nur um mich händchenhaltend in ihr Zimmer zu ziehen. Währenddessen liefen wir noch an Hadim, Feers Bruder vorbei, welcher nur lachend den Kopf über uns beide schüttelte und abschließend noch ein 'Nehmt euch ein Zimmer' hinter uns her rief. "Tun wir doch gerade Brüderchen", kicherte Feer nur und schloss hinter mir die Tür.

"So und jetzt will ich alles wissen", meinte sie auf einmal mit ruhiger Stimme an mich gewandt.

Demons Game-Boyxboy !ABGEBROCHEN!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt