Kapitel 13

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Nach dem Training der Tanzgruppe, was mir zugegebenermaßen wirklich nicht leicht fällt weil es eigentlich Zoe's Job ist, parke ich mein Wagen vor dem Tesoro. Meine Eltern erwarten mich schon – welch Freude! Dieser Laden ist dermaßen im Trend, dass es sogar einen Fahrer vor dem Restaurant gibt, der die Autos entsprechend parkt. Ich steige aus dem Wagen und reiche ihm meinen Schlüssel. »Danke, Sir«, sage ich und mache mich auf den Weg ins Innere des Restaurants.

Ein Kellner, der mich natürlich beim Namen kennt, geleitet mich zum Platz. Das Restaurant ist in dunklen Holz und Rottönen gehalten. Eine riesige beeindruckende Bar zieht ihren Fokus auf sich. Die Tische sind natürlich mit weißen Tischdecken bedeckt. Ich fühle mich mal wieder sichtlich unwohl. Vor allem weil meine Eltern mich schon von weitem genau mustern.

»Mom...Dad«, ich nicke ihnen zu. »Schön euch wiederzusehen. Wie war Paris?«, erkundige ich mich noch immer im Stehen. »Setz dich, Allie.«, gestattet mir mein Vater, woraufhin ich mich zu ihnen an den Tisch setze. Dad ist es sehr wichtig, dass diese Verhaltensvorschriften eingehalten werden. Auch ein an den Tisch plumpsen lassen wäre absolut inakzeptabel. Innerlich rolle ich mit den Augen.

»Das Wetter war sehr gut und die Geschäfte erfolgreich. Roger hatte sogar Zeit, mich einmal auszuführen. Das war fabelhaft«, schwärmt meine Mom.

»Klingt super. Kommt Liam auch noch?«

»Er sollte gleich hier sein. Wir warten noch mit den Getränken«, stellt Dad klar. »Der Verkehr scheint wieder alles zu blockieren«, ergänzt ihn meine Mom.

»Wie war Liams Party? Mr. Donovan hat uns erzählt das alles sehr gesittet ablief. Wir sind sehr stolz auf euch, dass das geklappt hat, obwohl wir nicht da waren«

»Ja...«, grinse ich. Wenn sie wüsste... »Danke, Mom!«

Nach zwanzig Minuten mit nervigem Smalltalk ist auch Liam endlich eingetroffen, sodass wir unsere Bestellungen aufgeben können.

»Eine Flasche Château Lafite Rothschild bitte und zwei Flaschen Wasser«, bestellt mein Vater.

»Sehr gerne Senator McKenzie«, sagt der Kellner in Pinguinuniform und wendet sich ab um die Bestellung vorzubereiten. Gott wie ich diese oberflächige Scheiße hasse...

»Wie war die Tanzgruppe Allie? Klappt soweit alles? Deine Mom und ich haben gedacht, diese Position wäre sehr hilfreich für dich.«

Einatmen, ausatmen. Einatmen, ausatmen. Einatmen, ausatmen – wiederhole ich innerlich mein Mantra. Du darfst deinem Dad keine Szene im Restaurant machen. Das hat fatale Folgen. Einatmen, ausatmen.

»Toll, Dad! Wir sprechen zu Hause nochmal darüber, was das genau für Zoe bedeutet, ok?«, knirsche ich zwischen meinen Zähnen hervor.

»Ach, Allie. Schätzchen! Zoe Ward kannst du doch nicht mit den McKenzies vergleichen. Ich bitte dich. Sie wird sich damit abfinden. Sie will sicher nicht deiner Zukunft im Wege stehen. Sonst würde ich ihre Freundschaft an deiner Stelle noch einmal hinterfragen.«

Der hat gesessen, Dad. Unfassbar. Wie sollen einem dabei nicht die Gesichtszüge entgleiten? Jahrelange Übung. Und ich bin geübt. Obwohl das mit Liam nicht vergleichbar ist. Er ist ein wahrer Meister.

Ich räuspere mich etwas und mein Dad versteht den Wink insoweit, als das er das Thema für zu Hause aufbewahrt.

»Liam, Schatz. Leg doch bitte das Handy weg«, ermahnt ihn meine Mutter. Woraufhin Liam genervt die Augen rollt und und sein iPhone in die Tasche gleiten lässt.

»Ach und Liam...«, setzt meine Mom nach. »Wir haben Videoüberwachung in den Aufzügen. Bitte denk da das nächste Mal dran.«

Nicht nur Liam, sondern auch mein Dad ist von dieser Aussage sehr verwundert. »Was sieht man denn da, Diane?«, fragt er neugierig nach.

»Wie dein Sohn seinen Spaß mit Catherine King hat. Nunja, ich hatte ihm mehr Geschmack zugetraut, aber wenigstens hat niemand davon Wind bekommen. So soll es mir für etwas Einmaliges recht sein«

Ach du Scheiße... Sie kontrollieren echt unser ganzes Leben. Armer Liam. Ich weiß genau, wie er sich zusammenreißen muss. Er darf die Kontrolle nicht verlieren und kann dies meistens auch gut verbergen. Ich kann jedoch sehen wie seine Kiefermuskeln arbeiten.

»Na klar, einmalig«, gibt er stumpf preis und grinst. Meinem Dad ist das Grinsen vergangen.

»Danke, Sir. Sie haben gut auf ihn aufgepasst.«

»Gerne Miss McKenzie«

Angespannt steige ich schließlich in meinen Wagen ein und bin froh den Abend halbwegs heile überstanden zu haben. Da wir alle mit unterschiedlichen Autos gekommen sind, fahren wir auch alle getrennt zurück. Ich lasse mich in meinen Ledersitzt fallen und atme den bekannten Geruch meines Wagens ein. Dieses Auto ist nicht nur mein Rückzugsort, sondern auch mein absolutes Lieblingsspielzeug. Ich gebe nämlich unheimlich gerne Gas und aus diesem Grund beschließe ich einen kleinen Umweg nach Hause zu fahren. Hoffentlich diesmal ohne Stau...

Als ich an einer Ampel zum Stehen komme, spiele ich nervös mit dem Gaspedal. Der Sound, der Motors versetzt mich immer wieder in einen unglaublichen Rausch. Gänsehaut überfällt mich und ich werde eins mit dem Wagen. Neben mir kann ich einen orangenen Lamborghini Aventador entdecken. Dieser steht ebenfalls an der Ampel und möchte geradeaus. Ein Grinsen stielt sich auf mein Gesicht und ich spiele provozierend mit dem Gaspedal. Die abgedunkelten Scheiben in meinem sowie auch bei dem anderen Auto ermöglichen keinen Blick ins Innere. Ein weiterer Vorteil. Niemand wird erfahren, dass die Tochter des Senators am Gashahn hängt. Ich kichere in die Stille, denn der Lamborghini-Fahrer drückt ebenfalls aufs Gas deutet somit schon ein Rennen an.

Die Ampel schlägt um und wir geben beide Gas, sodassdie Glasscheiben der Geschäfte vibrieren. Die Motoren heulen auf und dasAdrenalin schießt mir ins Blut. Auch wenn ich natürlich ein Stück weiter hintenliege, macht es mir trotzdem wahnsinnig Spaß. Ein paar weitere Ampeln passiertdas genauso im gleichen Tempo, ehe ich in die Tiefgarage abbiege. Zufriedenparke ich mein Auto und freue mich darüber, wie viel mehr mir so ein Erlebnisbedeutet als ein blödes Schicki-Micki-Essen.    

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