Das Elementegefängnis

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Maka spürt Jalma's dunkle Macht wie geisterhafte Vorboten. Sie weiß genau, was zu tun ist. Mit Unbehagen im Herzen schließt sie die alte Truhe auf und angelt nach dem Gegenstand, den sie sucht. Da! Endlich hat sie ihn!

Mit nachdenklichem Blick hält sie den großen Schlüssel in der Hand. Sie schließt die Truhe wieder und richtet sich auf. Dann steuert sie auf die Kellertür zu, steigt die steilen Treppen hinab, biegt einmal rechts und einmal links ab und schon steht sie davor. Sie hält kurz in ihrer Tätigkeit inne. Erinnert sich an vergangene Zeiten. An die Schreie der Menschen, die schon hier gewesen sind. Dann zwinkert sie. Nie hätte sie gedacht, dass sie diesen mit kalten Beton und Gitterstäben versehenen Raum nochmal benötigen würde. Sie seufzt. Ja! Es hat in der Tat Zeiten gegeben, da ist das Elementegefängnis ein Segen gewesen!

Sie zieht den Schlüssel aus ihrer Tasche und schließt die Tür zwischen den Gitterstäbe auf. Alles noch intakt, stellt sie zufrieden fest. Dann murmelt sie mit geschlossenen Lidern vor sich hin und ruft ihre Götter an. Als sie die Augen wieder öffnet, strahlen sie. Es hat geklappt, sie kann es immer noch!

Der kleine Raum ist jetzt von jeder Seite mit einem unsichtbaren Schutz der Elemente überzogen. Hier würde niemand rauskommen! Nicht auf magische Weise!

Ein letzter Blick noch, dann dreht sie sich herum, steigt mit etwas Anstrengung die Treppen wieder hoch und bereitet den Tee zu.

>>Grams?<<

>>Grams?<<

Maunloa's Rufe lassen Maka innehalten. Sie spürt die Kälte der dunklen Macht. Sie sind da!

Gedanklich visualisiert sie ihren Schutzschild. Als sie die warme Umarmung spürt, die sie schützend umhüllt, verlässt sie mit sicherem Gefühl und dem Tee in der Hand die Küche und geht zu Maunloa und dem Unbekannten Gast.

Jalma sieht Maka mit zusammengekniffenen Augen an. Die Alte ist doch kein Hindernis für mich, denkt sie. Doch als ihr Geist an Maka's heller Schutzwand abprallt, reißt sie die Augen erstaunt auf. Damit hat sie nicht gerechnet.

>>Wir haben einen Gast!<< Die Alte lächelt. Jalma verdreht die Augen. Die hat eindeutig nicht mehr alle Tassen im Schrank! Oder ist es hier etwa üblich, Gäste gefesselt anzuschleppen?

>>Sie ist kein Gast! Eher eine Plage!<<, raunt Maunloa mit dunklem Blick.

>>Hast du ...?<<

Maka nickt ihm lächelnd zu. Sie weiß nur zu genau, was der Junge Mann meint.

>>Dein Zimmer ist fertig. Kommt!<<, sagt sie im Plauderton und geht voraus in den Keller. Maunloa will ihr folgen. Hart zieht er an Jalma's Arm. Doch Jalma weiß nur zu genau, dass eine Einladung in den Keller nie ein kuscheliges Zimmer bedeutet. Stur bleibt sie steif stehen. Maunloa funkelt sie böse an. Dann greift er härter zu.

>>Los! Beweg dich! Oder ...<<

>>Oder was?<<

Jalma ist aber zu auch zu frech! Maunloa kocht vor Wut.

>>Oder ich Prügel dich da runter!<<, droht er mit gefährlich funkelnden Augen und hebt schon wütend die Hand. Jalma grinst weiter. Das würde er sich eh nicht wagen! Maunloa lässt erschrocken über sich selbst seine Hand sinken. Ja! Nur zu gerne würde er diesem unverschämten Subjekt eine runterhauen! Und zwar ganz gewaltig! Aber sein Anstand lässt es dann doch nicht zu. Sein Griff um ihren Arm wird noch härter.

>>Au!<< Jalma schickt ihm einen unzufriedenen Blick. Das ist das erste Mal, dass er ihr tatsächlich wehgetan hat. Oder ... ach ne! Eigentlich hat er das schon zuvor. Viel länger her!

Gegen ihren Protest verfrachtet Maunloa die Junge Frau in den Gefängnisartigen Raum. Er schlägt hinter ihr voller Zorn die Tür zu, schließt ab und steckt den Schlüssel ein.

>>Den behalte ich lieber!<<, erklärt er an Maka gewandt. So ist es ihm lieber, schließlich kennt er schon eine ganze Menge von Jalma's Hinterhältigkeiten.

Jalma sieht sich um, während Maka zu Maunloa's Aussage nickt, als wäre es ihr egal.

>>Was ist das?<< Jalma begutachtet misstrauisch den Tee, der in einer Kanne auf dem Boden steht.

>>Tee!<<, erwidert Grams knapp, >>trink ihn, er wird dir gut tun!<<

Jalma sieht den Tee an, als wäre er etwas Ekelhaftes, >>ist doch bestimmt einer dieser Wahrheitstees. Nur damit ich euch alles sage.<<

Maunloa sieht Maka fragend an, die nickt, so dass auch Jalma es sehen kann.

>>Trink ich nicht!<<

>>Oh ... ich glaube du wirst schon noch! Paytah hat dich völlig ausgelaugt. Sein Feuer hat dich erschöpft. Es wird nicht mehr lange dauern, ehe es dir egal ist, was du überhaupt trinkst. Du wirst alles nehmen, nur um den Durst zu löschen!<<, Maka lächelt selbstbewusst. Sie kennt solch ein Verhalten schon und es schockiert sie nicht.

>>Kannst du vergessen Hexe!<<, zischt Jalma wütend und will gerade die Gitterstäbe anfassen, um Maka drohend anzufunkeln. Als sie näher herankommt, blitzen am Metall blaue Funken auf. Es zischt und knackt. Mit entsetztem Blick in den Augen weicht Jalma zurück. Die würde sie auf keinen Fall anfassen. Niemals!

>>Viel Spaß du Biest!<<, spottet Maunloa, winkt ihr ironisch grinsend zu und verschwindet mit Maka nach oben.

Jalma beißt die Zähne zusammen. Ihre Augen sprühen vor Zorn. Dann schreit sie ihre Wut heraus, bis ihr die Luft wegbleibt.

Als Loa Maka oben angelangt sogleich darauf drängt mit ihm gemeinsam Wanikiya aufzusuchen, weiß sie sofort, das etwas Geschehen sein muss. Eilig machen die beiden sich auf den Weg.

>>Was ist los?<<, verlangt sie unterwegs zu erfahren. Sie muss sich etwas anstrengen, um mit dem strammen Schritt des jungen Mannes mitzuhalten. Maunloa sieht sie an. Es ist Eile geboten, deshalb sollte er sich lieber knapp halten.

>>Dorisa hat aus Versehen Paytah gelöscht<<, informiert er Maka. Beide sehen sich gegenseitig betroffen in die Augen. Dann müssen sie trotz des Ernstes kurz Lachen, weil Loa sich so komisch ausgedrückt hat.

Die Anspannung nimmt aber gleich darauf wieder zu. Maka ahnt Schlimmes. Es ist wirklich Eile geboten! Eine Menge Eile! Hoffentlich hat ihr alter Freund schon alles vorbereitet. So schnell es ihr auf ihren alten Beinen möglich ist, läuft sie in Maunloa' s Begleitung zum Zeremonienplatz.

Maunloa & StormWo Geschichten leben. Entdecke jetzt