Granma Maka

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>>Grams?<< Storm klopft an und tritt zur selben Zeit ein. Genauso wie Paytah es vor nur kurzer Zeit bei ihrem Haus getan hat. Als sie ihren Fuß über die Schwelle setzt, spürt die junge Frau sofort, dass ihre Großmutter sich nicht im Haus befindet.

Sie schlendert wie selbstverständlich zur Küche, nimmt aus einem Bord über dem Gusseisernen Herd einen Teekessel heraus und füllt ihn mit Wasser.

Unglaublich, das sie immer noch mit dem alten Gusseisernen Herd und dem Kessel zufrieden ist, lächelt Storm in liebevollen Gedanken an ihre Großmutter in sich hinein. Die meisten im Reservat kochen inzwischen mit Induktion oder Gas und zur Erwärmung des Teewassers benutzen sie einen Wasserkocher. Aber nicht Storm's Grams! Sie hält gerne an so manch alten Dingen fest. Storm stellt den Kessel auf die Herdplatte und legt schnell Holz nach. Bald schon würde das vertraute Pfeifen erklingen, wenn das Wasser endlich kocht. Grams wird mit Sicherheit gerne einen Tee mit ihr trinken, wenn sie herein kommt. Das tun Storm und Maka immer, wenn ein Gespräch ansteht.

Während sie wartet, schlendert Storm ins Wohnzimmer hinüber. Ihre Oma hat es sich bequem eingerichtet. In fast jeder Ecke des Zimmers gibt es kulturelle Gegenstände aus der Vergangenheit ihres Stammes. Ein Traumfänger hier, alte Bilder da, ein Regenrohr dort. Pfeil und Bogen von ihren Urahnen hängen mit goldener Farbe umrandet an einer erdfarbenen Wand.

Und dann ist da auch noch die Kommode mit den zahlreichen Bildern der Familie. Storm blickt in ihre eigenen Augen und muss lächeln. Es ist ja so lange her, seit das Bild aufgenommen wurde. Damals hat es noch keine Digitalkameras gegeben und nicht längst jeder hat einen PC gehabt, geschweige denn Internet.

Heute ist das ganz anders!

Zu einem Teil ist der Fortschritt ein Segen, aber manchmal bestätigt er sich auch als Fluch! Ein Segen deshalb, weil sie viele Dinge im Internet bestellen können und nicht mehr so weit fahren müssen. Und Fluch, weil es einigen Stammesmitgliedern immer wieder nicht gelingt, den zahlreichen Verlockungen der großen, weiten Welt zu widerstehen. Trotz des Übergroßen Angebotes, wird so manch einer Depressiv oder zum Trunkenbold. Oft sind diejenigen überhaupt nicht mehr in der Lage zu sehen, was wirklich wichtig ist im Leben. Sie trachten nur noch nach den falschen Dingen. Größere Autos, sinnlose Markenkleidung, Handys die sie eigentlich gar nicht bezahlen können, Schmuck ...

Die Bandbreite der Gegenstände nach denen Sehnsüchte entstanden, die es ohne das Internet gar nicht gegeben hätte, ist endlos. So manches Stammesmitglied geht an seiner Kauf-, und Habsucht im wahrsten Sinne des Wortes Pleite! Und das nicht nur finanziell! Sie verlieren einfach jeglichen Bezug zur Realität, zu ihrer Abstammung, zu ihren Pflichten und auch zu ihren Vorteilen, die sie hätten haben können.

Storm denkt mit Bedauern an all diese Dinge und sie denkt auch an diejenigen aus ihrem Stamm, die in Handschellen abgeführt worden sind und nun ihre Haftstrafe verbüßen. Die einen wegen Betrug, die anderen wegen zu vieler unbezahlter Rechnungen. Irgendwas ist immer! Es bedrückt Storm, dass sie mit ihrer Arbeit als Lebensberaterin und spirituelle Begleiterin zwar erfolgreich ist, aber es ihr dennoch nicht gelingen will, diese verlorenen Seelen zu retten. Gedankenversunken setzt sie sich hin.

Unter ihrem Po knistert es. Sofort steht sie wieder auf. Jetzt erst sieht sie, wie verträumt sie schon wieder gewesen sein muss. Die ganze Couch ist übersät mit Bildern. Ebenso der Couchtisch.

Das sieht Grams aber gar nicht ähnlich!, stellt Storm bekümmert fest, während sie nach einem Stapel Fotos greift. Unordnung kann Maka nämlich in der Regel gar nicht leiden und demzufolge ist bei ihr stets alles peinlich genau aufgeräumt und sortiert.

Maunloa & StormWhere stories live. Discover now