Zuhause

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Während Storm am Wood Lake Creek aus ihrem Auto steigt, stellen Maunloa und Dorisa betroffen fest, dass sie sich verfahren haben. Sie sind der Route zweihundertzwölf statt der siebenundsechzig gefolgt und stehen nun gänzlich entgegen ihrer Vorstellung völlig woanders, als da, wo sie hingewollt haben.

Während sie sich um die Karte streiten und sich gegenseitig flüsternd beschimpfen, gluckst das Kind auf der Rückbank. Erschrocken halten beide inne und schauen das kleine Mädchen an.

Lass sie bloß nicht aufwachen!, flehen sie zugleich wortlos.

Das Mädchen gluckst noch einmal. Sie reibt sich mit ihren niedlichen kleinen Fäustchen die Augen, lächelt kurz im Halbschlaf und lehnt dann ihr Köpfchen wieder an den Sitz und schläft weiter.

Maunloa und Dorisa tauschen erleichterte Blicke aus.

>>Und jetzt gib mir endlich die dämliche Karte! Du kannst es doch sowieso nicht!<<, flüstert Maunloa seiner Beifahrerin nicht ohne einen Hauch von Sarkasmus zu. Im selben Moment, als er nach der Karte greift, zieht sie ihm diese lächelnd weg.

>>Wenn du mein lieber Loa nicht ganz aus Versehen das Navi weggeworfen hättest, wären wir gar nicht hier ... in ...<<, sie sieht sich um. >>Der Walnut Street in Sacred Heart?<<, beendet sie ihren Satz und sieht ihn mit erhobenen Augenbrauen herausfordernd an. Maunloa brummt unzufrieden und greift abermals nach der Karte. Sie entzieht sie ihm ein zweites Mal. Plötzlich verändert sich Maunloa's Miene. Er grinst breit, während er Dorisa ins Gesicht sieht. >>Und wenn du mein neues Tom-Tom nicht in die gleiche Kiste gelegt hättest, wie Kapua's schmutzige Windel, dann wären wir auch nicht hier!<<, erwidert er lachend. Sie sieht ihren Begleiter in gespielter Empörung an, ehe sie aufgrund seines schelmischen Ausdrucks auch anfangen muss zu kichern. Zögerlich streckt sie die Hand aus und reicht ihm ohne Hintergedanken die Karte. In Anbetracht der vorausgegangenen Situation greift Maunloa temperamentvoller danach, als gut wäre. Er ist fest überzeugt davon, das Dorisa ihm die Karte gleich wieder entziehen wird. Eines der Spielchen, die sie mitunter gerne spielt. Doch diesmal tut sie es nicht, hat es nicht einmal vorgehabt.

Völlig perplex kann sie nur noch beobachten, wie die Karte entzwei reißt.

Maunloa hält die eine Hälfte, sie die andere.

Beide schweigen zunächst betroffen, ehe sie sich in die Augen sehen und wie auf einen lautlosen Befehl hin anfangen zu kichern.

>>Verdammt Maunloa! Was ist nur los mit dir? Alles, was du in letzter Zeit anfasst geht kaputt!<<, stellt Dorisa schließlich immer noch belustigt fest. Auf ihre Aussage hin verdunkelt sich die Miene des jungen Mannes. Mit düsterem Blick starrt er ins Leere.

Sie hat Recht! Doch das muss noch lange nicht heißen, dass es ihm gefällt. Aber sie hat Recht! Bei ihm ist in letzter Zeit tatsächlich viel zu Bruch gegangen, verschwunden oder versehentlich durch ihn zerstört worden.

Gegenstände.

Freundinnen.

Ganze Landstriche ...

Er seufzt tief und streicht sich durch seine wuschelig, glänzenden dunklen Haare. Es gefällt ihm nicht, dass sie ihn so mit der Nase darauf stößt. Es ärgert ihn.

>>Halt doch einfach die Klappe Dorisa!<<, sagt er deshalb tonlos und angelt sich die zweite Hälfte der Karte aus ihren Händen. Die junge Frau gibt sie ihm widerstandslos, dabei mustert sie ihn eindringlich.

>>Tut mir leid Loa! Es ist nur ...<<, sie spricht nicht zuende. Maunloa sieht sie von der Seite her an. Sie ist nervös, hat den Blick gesenkt und knetet unruhig ihre Hände. Augenblicklich wird er sich seines schlechten Gewissens bewusst. Sie hat ja soviel mehr zu verlieren bei der ganzen Sache als er. Und von ihm hängt es nun mehr oder weniger ab, sie, ihr Leben zu retten! Er hat es versprochen! Hat versprochen ihr zu helfen! Selbst seinen Eltern hat er geschworen, dass er Dorisa und die Kleine retten würde. Das er beide in Sicherheit bringen würde!

Maunloa & StormWhere stories live. Discover now