Halbe Wahrheiten

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Die beiden jungen Männer haben fast gar nicht mehr miteinander gesprochen. Das einzige, was sie sich gegenseitig gesagt haben, sind ihre Namen gewesen.

>>Maunloa<<, hat Loa sich an einer roten Ampel vorgestellt und Paytah die Hand gereicht. Paytah hat seine freundliche Geste nicht erwidert. Böse hat er Maunloa angefunkelt und sich geweigert seine hingestreckte Hand zu ergreifen.

>>Paytah!<<, hat er selbst gemurmelt und ist weitergefahren.

Die ganze restliche Fahrt über hat daraufhin eisiges Schweigen zwischen ihnen geherrscht. Auf dem Weg vom Parkplatz ins Krankenhaus nicht und auch nicht, als einer von ihnen nach Storm gefragt hat. Die Rolle der Führung hat sich immer wieder geändert. Mal hat Paytah von allein den Weg zur Eingangstür gefunden, dann wiederum hat Maunloa im Gebäude nach dem Weg gefragt und ist zielsicher losgelaufen, während Pay ihm folgte.

Paytah ärgert sich, das der Fremde so ruhig und besonnen zu sein scheint und sich so zielsicher in dem riesigen Komplex bewegt, während er selbst sich als hektisch, nervös und desorientiert wahrnimmt. Wie kann der Vogel nur so ruhig bleiben? Fast scheint es schon so, als möge er Krankenhäuser. Eine Feststellung, die Paytah zutiefst wundert. Wie kann man solch einen Ort nur mögen?

Maunloa schreitet zielsicher durch das Gebäude. Mit Bedauern stellt er fest, dass Paytah sich anscheinend wie ein lästiger Terrier an seine Fersen geheftet hat. Nur zu gerne hätte er ihn in den zahlreichen Gängen abgehängt! Der Geruch, der durch die Flure weht ist Maunloa vertraut. Es riecht nach einer perfekten Mischung aus Desinfektionsmitteln, Verbandmaterial und Menschen. Er fühlt sich wohl hier. Es ist eine Welt, in der zumindest er sich auskennt und sicher bewegen kann. Als er mit dem –Terrier- Storm's Station erreicht hat, wendet er sich an die dortige Rezeption. Zu seiner Freude steht da auch gerade der Diensthabende Arzt. Es dauert nur wenige Minuten, ehe Loa vollständig informiert ist. Der Arzt hat ihm nach seiner kleinen –Notlüge-, dass er Storm's Bruder sei alles Notwendige berichtet. Paytah hat sauer daneben gestanden und Protest wegen des –Bruders- erheben wollen, hat dann aber scheinbar doch schnell genug geschaltet und den Mund wieder geschlossen.

Loa ist zufrieden. Storm geht es soweit gut und sie würde wieder gesund werden. Das ist alles, was für ihn zählt. Das und ...

Sie gleich wiederzusehen!

Er dreht sich in Richtung ihres Zimmers und läuft los.

Paytah steht noch einige Sekunden verdattert auf dem Flur. Er kann nicht fassen, dass der -Hawaiianische Paradiesvogel- irgendwas von dem verstanden hat, was der Arzt gesagt hat. Und noch dreister findet er die Tatsache, dass er ihn scheinbar nicht einweihen will! Als er aufsieht, ist Maunloa schon fast außer Sichtweite. Schnell setzt er sich in Bewegung und folgt ihm.

Nacheinander betreten Maunloa und Paytah das Krankenzimmer. Storm liegt in einem Raum mit vier anderen Personen. Zwei sind wach und bei Bewusstsein, zwei andere nicht. Storm zählt zu den zwei anderen. Sie hat einen Verband um den Kopf gewickelt, einen Zugang in der Hand, über den sie Infusionen erhält und scheint zu schlafen.

Paytah betrachtet all die piepsenden und blinkenden Geräte mit Argwohn. Er hat nicht einmal im Entferntesten eine Ahnung von deren Funktion. Zögerlich bewegt er sich steif durch den Raum, schnappt sich einen Stuhl und setzt sich zu Storm ans Bett. Wie selbstverständlich greift er nach ihrer Hand und mustert sie. Sie ist blass. Sorge um ihren Zustand macht sich in ihm breit.

Maunloa tut es ihm auf der anderen Seite des Bettes nach kurzem Zögern nach. Jedoch bewegt er sich viel selbstbewusster und mit erheblich weniger Unbehagen durch den Raum, als sein Gegenüber. Auch er fasst nach Storm's Hand. Paytah's Stirnrunzeln darüber ignoriert er einfach.

Maunloa & StormWhere stories live. Discover now