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Die Tür schwank ein wenig weiter auf und ließ ein paar Sonnenstrahlen in den Flur fallen, welcher auf den morschen Holzbrettern zu tanzen schien. Mit angehaltem Atem trat Hermine in Rons Zimmer, wobei sie die Tür noch ein wenig weiter zur Seite schob. ,,Ron?"

Der Rothaarige saß auf seinem Bett und sah sie mit leeren Augen an. ,,Was willst du hier?", fragte er und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand, die Arme um seine angezogenen Knie geschlungen. ,,Mich entschuldigen." Sie schloss die Tür hinter sich und ließ sich neben Ron aufs Bett sinken.

,,Was ich getan habe, tut mir Leid", fing sie an und wurde prompt von Ron unterbrochen. ,,Achja? Das sah aber nicht so aus." Sie ging nicht aufs Rons Kommentar ein und fuhr fort: ,,Ich weiß, dass ich dich nicht so hätte überrumpeln sollen. Und ein Teil von mir sagt, dass ich aus Respekt vor der Vergangenheit nicht in das Café hinein hätte gehen sollen. Nicht mit Draco."

,,Aus Respekt vor der Vergangenheit. Nicht mit Draco", zitierte Ron hönisch. ,,So nennst du uns also? Vergangenheit?"

,,Ich weiß nicht, wie ich uns sonst nennen soll. Vergangenheit, ja. Wir haben uns geliebt, Ron, und alles miteinander durchgestanden. Doch das ist Jahre her. Wir sind Vergangenheit. Aber das bedeutet nicht, dass ich sie nicht schätze oder respektiere." Sie schwiegen ein paar Sekunden lang, in denen Staubteilchen im Sonnenlicht tanzten und sie seinen Atem hören konnte. ,,Und was sagt der andere Teil von dir?", unterbrach der Weasley neben ihr schließlich die etwas unangenehme Stille nach ein paar Sekunden. ,,Mein anderer Teil sagt, dass es richtig war, in dieses Café zu gehen. Mit Draco."

Er zog die Augenbrauen hoch. ,,Wir müssen nach vorne blicken", fuhr sie fort, ohne Ron sie unterbrechen zu lassen. ,,Vergangenheit ist vergangen. Wir sind vergangen. Wir sind jetzt in der Zukunft. Wir müssen jetzt vergangenes hinter uns lassen und unsere Köpfe nach vorne richten", sagte sie und betonte das Wir besonders. ,,Und dass heißt auch, dass wir offen für Neues sein müssen. Und ich war das, indem ich mich auf Draco eingelassen habe. Ich habe hinter seine Fassade gesehen und ihn näher kennen gelernt. Und dass hat mir nicht geschadet, nein, es hat mir eine völlig neue Sichtweise gegeben. Was ich damit sagen will, Ron, ist, dass es nicht schlecht ist, in der Gegenwart zu leben. Wenn wir immer nur zurückblicken, dann werden wir niemals das Sonnenlicht sehen, sondern immer nur die Schatten.

Ich habe dich überrumpelt und dir vollkommen unvorbereitet einen Schlag verpasst. Und dafür kann ich mich nicht genug entschuldigen. Aber ich kann es auch nicht mehr ändern. Ich kann nicht ändern, dass ich dich verletzt habe. Alles was ich tun kann, ist dir zu helfen, die Zukunft zu sehen und offen zu sein für Neues. Denn die Welt hat so viel mehr zu bieten als die alten Dinge. "

Der Rothaarige schwieg und strich mit seinen Finger gedankenverloren über seine Bettdecke. Wenigstens dachte er über ihre Worte nach. Wenigstens hatte sie nicht ihre Zeit verschwendet und ihn dazu gebracht, ihr zuzuhören und seine Sichtweise nochmal zu überdenken. Hermine nahm die gleiche Position wie Ron ein, zog die Knie an, schlang die Arme herum und lehnte sich an die Wand.

Sie schwiegen lange. Sonnenstrahlen wanderten durchs Zimmer, das Holz knackte. Es war gespenstisch still.

,,Okay", hörte sie irgendwann. Leise und mit gebrochener Stimme. Sie drehte den Kopf in Richtung ihres Nachbarn, welcher mit dem Kopf nickte, sich räusperte und sein ,,Okay" mit lauterer und kräftigerer Stimme wiederholte.

,,Ja. Du hast Recht. Vergangenheit ist Vergangenheit und Gegenwart ist Gegenwart, Zukunft ist Zukunft. Und wir leben nicht mehr in der Vergangenheit." Er drehte ihr den Kopf zu und sah sie direkt an. ,,Ich war nur überrascht, dass es Malfoy war." Ein kleines Schmunzeln schlich sich auf Hermines Lippen. Er hatte sie verstanden. Alles würde wieder gut werden. ,,Ich anfangs auch. Aber er ist anders. Anders als er sich immer zeigt und die meisten denken. Draco ist ein wunderbarer Mensch und ich zwinge euch nicht, euch zu mögen. Ich möchte nur, dass ihr euch akzeptiert."

Zufall mit HindernissenDonde viven las historias. Descúbrelo ahora