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Genervt drückte sie den Knopf ihrer Kaffeemaschine, in der Hoffnung, sie würde schneller arbeiten. Was natürlich nicht der Fall war. Seufzend lehnte sie sich an die Küchentheke und massierte mit ihren Händen ihren verspannten Nacken. Den gestrigen Tag hatte sie im Büro verbracht und all das aufgearbeitet, was es aufzuarbeiten gab. Die viele Arbeit hatte ihr geholfen, sich abzulenken. Vom Streit mit Draco, von Harry und vor dem, was heute anstand. Beim Gedanken daran bildete sich ihr ein Kloß im Hals, den sie eilig hinunterschluckte. Vielleicht würde Draco Narzissa doch nichts erzählen.

Die Kaffeemaschine, die eindeutig in die Jahre gekommen war, gab einen schrillen Ton von sich zum Zeichen, dass der Kaffee fertig war. Sie nahm sich ihre schwarze, mit weißen Punkten versehenen Lieblingstasse, die sie einst von Ron geschenkt bekommen hatte, und nahm einen großzügigen Schluck des dunklen Getränks, welches sie spürbar entspannte. Sie atmete tief ein und aus und genoss die seltene Ruhe in ihrem kleinen Apartment. Dadurch, dass es in der Londoner Innenstadt lag, konnte sie den Verkehr zu jeder Uhrzeit hören. Doch jetzt war einer der seltenen Momente, in denen das Straßenleben ruhig war.

Doch die entspannende Ruhe währte nicht lange, denn der schrille Ton ihrer Klingel unterbrach die angenehme Stille. Sie legte ihr dichtes Haar auf eine Seite, stellte die gepunktete Tasse auf die Theke und ging zur Tür, um diese zu öffnen. Draco stand vor der Tür.

Genervt wollte Hermine sie wieder zu schlagen, da sie keine Lust auf eine geheuchelte Entschuldigung hatte. Einmal Todesser, immer Todesser. Doch der Blondschopf verhinderte das, indem er seine Hand in den Türspalt legte und die Wohnungstür aufdrückte. ,,Hermine", sagte er in einem ruhigen, aber bestimmten Ton, ,,bitte." Sie lehnte sich gegen die Tür und sah ihn gereizt an. ,,Ich brauche keine Entschuldigung, Malfoy. Ich will einfach nur in Ruhe gelassen werden. Also geh. Jetzt." Er fuhr sich mit der Hand durch seine hellen Haare und machte keine Anstalten, sich von der Stelle zu bewegen. ,,Ging meine Stimme am Ende etwa hoch? Das war keine Bitte, sondern eine Aufforderung." Sie stellte sich wieder gerade hin und drückte die Tür zu, die sich jedoch prompt wieder öffnete, da Draco sie erneut aufdrückte. ,,Und ich", antwortete er, ,,habe auch nicht gebeten." 

Ohne ihr Einverständnis abzuwarten betrat er ihre Wohnung. Mit einem lauten Geräusch schlug sie die Tür zu, drehte sich zu ihm um und verschränkte die Arme vor der Brust. Er sollte merken, dass sie ihm nicht verzeihen würde. ,,Du kannst es auch nicht lassen, oder? Einfach das zu machen, was du willst. Das hier ist meine Wohnung." Er vergrub die Hände in den Hosentaschen. ,,Ich bitte nicht um Verzeihung. Ich vertrete meinen Standpunkt und das kann niemand ändern, nicht mal du." Sie zog eine Augenbraue hoch. ,,Und du bist nur gekommen, um mir das zu sagen? Wow, du musst es wirklich nötig haben, Malfoy", fauchte sie.

,,Todesser zu sein bedeutet nicht, dass man das gerne ist", sagte er. ,,Manche hatten zwar Spaß daran, Menschen zu töten und zu quälen-"

"Ja, das habe ich am eigenen Leib erfahren", unterbrach sie ihn.

,, - doch die meisten taten das aus Angst", fuhr er ungerührt fort. ,,Er hatte gedroht, mich umzubringen. Mir blieb keine andere Wahl." 

Trotzig reckte sie das Kinn; ein spöttisches Lächeln umspielte ihre Lippen. ,,Feigling. Ich wäre lieber gestorben, anstatt mich Voldemort anzuschließen. Ich hätte meinen Stolz gewahrt und ihm gezeigt, dass er mich nicht so einfach kontrollieren kann. Ich hätte meine Ehre und all das, was mir wichtig ist, bewahrt und nicht so schamlos verraten, wie du es getan hast", zischte sie zornig. Er war so ein Feigling. So ein Schwächling. Er hatte seine Werte einfach so aufgegeben, aus Angst, er könnte zu schaden kommen. Er hatte nur an sich selbst gedacht und genau das verabscheute sie.

Wie hatte sie nur so dumm sein können, zu glauben, sie könnte seine dunkle Seite unter Kontrolle bringen? Sie aus ihm vertreiben oder zumindest damit leben? Sie standen auf unterschiedlichen Seiten und das konnten sie auch nicht mehr ändern.

Zufall mit HindernissenWhere stories live. Discover now