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,,Hey", begrüßte sie Draco, der auf einem Sessel im Salon saß und ein gefülltes Whisky-Glas in der Hand hielt. Nach einem kurzen Begrüßungskuss ließ sie sich neben ihn sinken. ,,Wie geht es dir? Deine Nase sieht immer noch übel aus." Sein Riechorgan war komplett blau und grün geschlagen und die Schramme an seiner Stirn war ebenfalls deutlich zu sehen. Der Rest seiner Haut war frei von Blut und schimmerte im Licht der untergehenden Sonne, die durch die grünen Vorhänge der großen Fenster viel. 

Der Blondschopf zuckte die Schultern. ,,Schon okay." Er führte das edle Glas an seine Lippen und trank einen Schluck daraus, ehe er es absetzte, um sich zu ihr herüber zubeugen. ,,Mich interessiert viel mehr, wie es dir geht, Hermine. Weasly ist dein Ex und er war vorhin ziemlich wütend." Sein Finger wanderte unter ihr Kinn und drückte es leicht hoch, sodass sie ihn ansehen musste. Hermine fuhr sich mit der Hand durch ihre Locken und seufzte erschöpft.

,,Natürlich ist er wütend. Er hat mich mit dir, Draco Malfoy, von dem er am wenigsten erwartet hätte, dass er mich lieben würde, in einem Cafe gesehen, in dem wir früher immer waren, als wir noch zusammen waren. Es ist doch nur logisch, dass er jetzt verletzt ist und das bringt er nun mal mit Wut zum Ausruck", erklärte sie. ,,Ich habe versucht mit ihm zu reden, aber er war zu aufgebracht. Ich werde es in ein paar Tagen wieder versuchen, wenn er den Schock überwunden und das alles erst einmal verarbeitet hat."

,,Du hast meine Frage immer noch nicht beantwortet", beharrte Draco unnachgiebig mit demselben forschenden Blick, der tief in ihr Inneres sehen konnte. Erneut seufzte sie und verdrehte die Augen. ,,Es geht mir gut, Draco. Ehrlich", fügte sie hinzu, als sich nichts an seiner Haltung oder Mine änderte. Manchmal war er sehr beschützend und wollte unbedingt wissen, was in ihr vorging. Einerseits fand sie das unglaublich süß und fühlte sich geborgen, doch andererseits wollte sie manchmal mit ihren Gedanken einfach nur alleine sein. 

Er zog eine Augenbraue hoch und brachte sie damit zum Lachen. ,,Du Dickkopf", tadelte sie ihn grinsend und schlug ihn leicht gegen den Brustkorb. ,,Wenn ich sage, dass es mir gut geht, dann geht es mir auch gut." Er fing ebenfalls an zu grinsen und beugte sich noch weiter zu ihr runter. ,,Das hoffe ich. Du weißt, dass du mir jederzeit alles sagen kannst." 

Sie legte die Arme um seinen Nacken und nickte. ,,Natürlich. Und du kannst mir alles erzählen."

,,Das weiß ich auch."

Leicht lächelnd küsste sie ihn, ihre Zunge schob sich zärtlich in seinen Mund. Er erwiderte den Kuss ebenso zart und liebevoll und fuhr ihr mit der Hand durchs Haar, während die andere noch immer unter ihrem Kinn verweilte. Sie änderte ihre Sitzposition und kroch langsam von ihrem Sessel auf Dracos Schoss, um ihre Hände an seinen Kragenknopf legen zu können. ,,Ich liebe dich, Draco Malfoy", hauchte sie im schwer atmend zu, als sie sich von ihm löste und ihm in die eisgrauen Augen sah. ,,Ich liebe dich." Als Antwort erhielt sie einen weiteren zärtlichen Kuss, ehe er sich zurücklehnte. ,,Und ich liebe dich, Hermine Granger. Mehr als alles andere auf der Welt." Mit diesen Worten beugte er sich wieder vor und versiegelte ihre Lippen mit seinen.

Es tat gut, das zu hören. Egal, wie oft er ihr das schon gesagt hatte, jedesmal durchlief sie ein elektrischer Schauer und ließ sie eine Gänsehaut verspüren. So hatte sie auch bei Ron gefühlt. Als sie den Kuss in der Kammer der Schrecken hatten, mitten im Krieg, mitten in der Schlacht von Hogwarts, war dieser eine Kuss alles gewesen, woran sie sich hatte klammern können. Dieser eine Moment, dieser eine Kontakt mit Rons Lippen, hatten ihr den Mut und die Kraft gegeben, weiterzukämpfen und nicht einfach aufzugeben. All ihre Sinne waren auf Rons Lippen fokussiert gewesen, die Welt um sie herum hatte gar nicht mehr gezählt. Alles was gezählt hatte, war dieser eine kurze Augenblick der Hoffnung gewesen.

Gott, wenn ihr früheres Ich sie jetzt sehen könnte. Mit Draco Malfoy knutschend im Malfoy Manor, während sie sich beide Liebesgeständnisse zuflüsterten. Wow. Die Zeiten hatten sich wirklich geändert.

,,Was ist?", fragte der Blondschopf verwirrt und löste sich von ihr, als sie anfing, zu kichern. ,,Nichts. Nur wenn mein früheres Ich mich jetzt sehen könnte, würde es durchdrehen", gab sie leise lachend zu. ,,Glaub mir, mir geht es nicht anders." Er grinste ebenfalls und in seinen Augen war dieses eine abenteuerliche Funkeln aufgetaucht, das sie so liebte. ,,Aber das ist kein Grund, uns deswegen zu schämen. Wir können eher", er beugte sich so weit vor, dass sie seinen Atem auf ihrem Gesicht spüren konnten, ,,versuchen, unsere früheren Ichs neidisch zu machen."

Sie nickte grinsend, während ihre Hände seine kräftige Brust entlang strichen. ,,Liebend gerne."

o0o0o0o

Der Wind brachte ihre Haare durcheinander, die sie in einem Pferdeschwanz zurück gebunden hatte, als sie den Bürgersteig entlang ging, um zu einem Einkaufszentrum zu kommen. Es wurde immer herbstlicher und sie musste sich ein paar neue Übergangsklamotten kaufen, da es ihr sonst in den nächsten Wochen zu kalt werden würde.

,,Hermine?" Die Angesprochene drehte sich um und sah einem schwarzhaarigem Brillenträger direkt ins Gesicht. ,,Harry." Überrascht wich sie einen Schritt zurück. ,,Ich hätte nicht erwartet, dich hier zu sehen." Er zuckte mit den Schultern. ,,Ich brauche ein paar Sachen, so wie sie jeder mal irgendwann braucht." Seine Mine war ausdruckslos, sie konnte keinerlei Emotionen an seinem Gesichtsausdruck oder seiner Stimme, die sich ebenfalls in einer neutralen Tonlage befand, ausmachen. Das Ganze verwirrte sie. Das letzte Mal, als sie sich getroffen hatten, war er wütend aus ihrem Büro gestürmt, als sie ihm das von Draco und ihr erzählt hatte. 

Und jetzt tat er so, als wäre das alles nie passiert gewesen?

,,Oh. Ja, ich auch", antwortete sie irritiert. Sie musste zugeben, dass sie letztes Mal auch nicht ganz sachlich geblieben war. Aber Harrys Denken hatte sie einfach wütend gemacht. Als ob es nur Ron als Mann in ihrem Leben gäbe. Wieder kam ein Schulterzucken von ihm. ,,Okay. Ich muss los, noch eine Menge Dinge erledigen." Ohne auf eine Antwort zu warten ging er an ihr vorbei. Hatte Ginny ihm von Dracos und Rons Streit im Cafe erzählt und wie sehr sie Ron verletzt hatte? War er immer noch sauer wegen ihrem letzten Treffen und überspielte seine Wut nur? Oder warum tat er so, als wäre es ihm egal?

Sie musste unbedingt herausfinden, was mit ihm los war. Und deutlich machen, dass sie sich ihre Freundschaft nicht wegen ihrer jetzigen Beziehung oder sonst irgendetwas kaputt machen lassen würde.








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