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,,Du hast es Potter erzählt?" Draco nahm einen Bissen seines Obstkuchens und sah sie an. ,,Ja, ich dachte es wäre an der Zeit. Sieh mich nicht so an, er ist mein bester Freund und ich will ihn nicht weiter belügen." Er zog die hellen Augenbrauen zusammen. ,,Wie sehe ich dich denn an?"

,,Na, du hast deinen ,Dein-Ernst?'-Blick drauf. Das verwirrt mich."

,,Das ist nicht mein ,Dein-Ernst?'-Blick, sondern mein ,Ich-liebe-dich'-Blick, Hermine. Ich dachte du kennst mich besser." Er legte den Kopf mit einem schiefen Lächeln im Gesicht schief und zog seine Augenbrauen erwartungsvoll hoch, während ihr Mund empört aufging. ,,Na hör mal, wenn ich dich nicht kennen würde, dann würde ich auch nicht wissen, dass du das hier", sie beugte sich vor, sodass ihr Gesicht fast seines berührte, ,,ganz besonders magst."

Ihre Lippen trafen auf seine und ihre Zunge fing mit seiner einen zärtlichen Tanz an. Sie konnte spüren, wie er den Kuss nur zu gern erwiderte und leicht lächelte. ,,Du kennst mich wohl doch", korrigierte er sich grinsend, als sie sich wieder voneinander lösten. ,,Siehst du", antwortete sie. ,,Aber um auf unser bisheriges Gesprächsthema zurückzukommen: Je mehr Personen die Wahrheit kennen, desto besser. Ich meine, wir müssen uns nicht mehr verstecken. Wir können hier in der Öffentlichkeit in einem Cafe sitzen und uns küssen und ganz normal unterhalten, ohne Angst haben zu müssen, gesehen zu werden. Das ist doch schon mal ein großer Fortschritt", erklärte sie motiviert und nahm einen Schluck aus der altmodischen Teetasse vor ihr.

Sie befanden sich auf der Terrasse eines kleinen Cafes in der Londoner Innenstadt. Hier war sie schon zweimal mit Harry und Ron gewesen und da sie und Draco beide frei hatten, hatten sie beschlossen, auszugehen. Und da hatte sich dieses nette Cafe, dessen Inneneinrichtung im viktorianischen Stil gehalten war, angeboten. Obwohl es mitten im geschäftigen Herzen Londons lag war es bescheiden und klein und gemütlich. Nicht allzu viele Leute trieben sich hier herum, was aber auch an dem unspektakulärem Aussehen von außen liegen konnte. Die Kuchen hier jedoch waren köstlich und jeder einzelne mit den detailverliebten Verzierungen aus Zucker und Marzipan ein Unikat.

,,Wem willst du es als nächstes erzählen?", unterbrach er die Stille, die zwischen ihnen eingetreten war, als jeder von ihnen einen Bissen von seinem Kuchen genommen hatte. Sie zuckte mit den Schultern. ,,Ich weiß nicht. Ginny vielleicht. Ja doch, Ginny ist meine beste Freundin. Und Ron, allerdings bin ich mir nicht so sicher, ob er es schon von Harry weiß. Die Beiden reden echt viel. Wem willst du es erzählen?", fügte sie schnell an, um nicht nur von ihren Kontakten zu sprechen. Er zog die Augenbrauen zusammen. ,,Wem sollte ich es denn erzählen? Meine Eltern wissen Bescheid, jedenfalls gehe ich davon aus, dass meine Mutter es meinem Vater erzählt hat. Und sonst stehe ich nicht sonderlich vielen Leuten nah. Vielleicht Blaise, aber der steckt gerade mitten in einer Ehekrise, also denke ich nicht, dass er es begrüßen würde, wenn ich ihn jetzt mit meinem Beziehungsglück nerve."

,,Beziehungsglück? Süß. Aber als ein Freund sollte er sich eigentlich für dich freuen, egal, ob es gerade bergab mit seiner Ehe geht oder nicht", kritisierte Hermine und strich eine dunkle Locke, die ihr ins Gesicht hing, hinters Ohr. Ihr blondhaariges Gegenüber legte den Kopf schief. ,,Wir sind Männer. Die sind nicht so mitfühlend. Und wir kommen beide aus Slytherin, was bedeutet, dass wir uns nur um uns selbst kümmern. Fast nur", berichtigte er sich aufgrund ihres ernsten Blickes. ,,Wir sind einfach ein wenig grober, wenn es um Gefühle geht."

Sie verdrehte die Augen. ,,Vorurteil. Nur weil du damals, vor ein paar Jahren", sie betonte das Wort ,,Jahren" ganz bewusst, ,,in Slytherin warst und die dafür bekannt waren, sich nur um sich selbst zu kümmern, heißt das nicht automatisch, dass du egoistisch sein musst, nur weil dein Haus für diese Charaktereigenschaft bekannt war. Die Schule liegt schon seit Jahren hinter uns und wir können sein, wer wir wollen. Das Haus spielt keine Rolle mehr."

Zufall mit HindernissenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt