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Taehyung Pov

Nach dem Gespräch mit Dr. Song und dem enttäuschenden Besuch bei der Polizeiwache habe ich direkt die nächst gelegene Bar angesteuert und so viele Drinks in mich hinein gekippt wie nur möglich ist. Um Geld brauche ich mir keine Sorgen zu machen und in einer Gesellschaft, in der ich nur wegen dem Geschäft, das meine Familie leitet, ausgeschlossen und verachtet werde, kümmert mich meine Gesundheit auch recht wenig.

Als der Barkeeper mir den Rücken zu dreht und sich stattdessen mit den Regalen hinter sich beschäftigt, falte ich den Papierschnipsel in meiner Hand auseinander und starre noch mal auf die Worte, die darauf nieder geschrieben worden sind. Die Spiele von diesem Mistkerl haben vor drei Wochen angefangen. Seitdem schickt er mir versteckte Nachrichten, die mir sagen sollen was mich bald erwartet.

Zu aller erst war es die Haustür von meiner Wohnung, die an der Außenseite zerkratzt war, obwohl man das noch als simple Randale hätte abtun können. Aber nur wenige Tage später lag einer toter Vogel auf meiner Fußmatte und in meinen Briefkasten hatte er Kunstblut gefüllt.

Ich weiß ganz genau, was das für Spielchen sind, die er mit mir spielt. In den Gesprächen von dem Doktor und mir haben wir über alles mögliche was ihn betrifft geredet, auch über seine Art sich die Opfer auszusuchen. Er hat keine bestimmte Vorstellung davon, wie jemand aussehen muss, sowie es die meisten Serienmörder eigentlich haben. Er sagt, er spürt es, wenn jemand geeignet ist. Wenn sich dann heraus stellt, dass er wieder mal daneben lag, dann ist seine Wut nur noch größer und das war er tut noch schlimmer.

Ich weiß bis heute nicht was damit gemeint ist, aber dieser Kerl scheint etwas zu haben, an dem er seine Wut auslässt. Der Doktor hat auf meine Fragen diesbezüglich nie geantwortet, das Thema scheint ihn immer unglaublich traurig gestimmt zu haben, deswegen weiß ich da auch nichts genaueres.

Aber wenn dieser Kerl der Meinung ist, jemand könnte tatsächlich das Blut haben, wonach er bereits so lange sucht, dann schreitet er nicht sofort zur Tat. Er ist krank, daran besteht ja kein Zweifel und die Spiele, die er gerade mit mir spielt, spielt er mit jedem seine Opfer.

Ich bin nicht dumm genug zu denken, dass das nur Warnungen von ihm sind, nein, ich weiß das er zuschlagen wird sobald er merkt das ich unvorsichtig bin, das verraten mir ja bereits die Worte auf dem Stück Papier in meiner Hand.

Als nächstes bist du dran.

Vielleicht ist es da nicht das schlauste in einer Bar zu sitzen und sich zu betrinken, eigentlich ist es sogar das dümmste was man machen kann, denn was gibt es unvorsichtigeres als einen betrunkenen Trottel? Aber nach dem Besuch bei der Polizei war es das einzige was den Durst meiner Verzweiflung stillen konnte.

Ich stecke den Zettel zurück in meine Jackentasche und krame die Brieftasche heraus. Der Barkeeper lässt mich nicht aus den Augen während ich Schein um Schein auf den Tresen lege bis der Betrag stimmt. Normalerweise wäre auch ein Trinkgeld angemessen gewesen für all die Stunden, die ich hier saß, aber der Kerl war so unfreundlich, dass es mir nicht einmal leid tut ihm seine Zeit geraubt zu haben.

Als ich nach draußen trete, spüre ich die Kälte nicht einmal, der Alkohol hat mich vollkommen Taub dagegen gemacht und als ich in das Taxi, welches ich mir noch in der Bar bestellt habe, steige, bin ich sogar viel zu müde um mich anzuschnallen. Den Fahrer scheint das sowieso nicht besonders zu interessieren, denn der düst einfach los, kaum habe ich die Tür hinter mir zu gemacht.

Ich schließe die Augen und stelle mir Blumen auf einem Feld vor. Es ist nicht so, dass ich ein Naturfreund wäre oder Blumen besonders schön finde, ich brauche einfach irgendetwas anderes woran ich denken kann, irgendetwas friedliches, unschuldiges. Aber obwohl das sonst immer, zumindest für eine kurze Zeit, klappt, tut es das heute nicht.

Immer wieder wandern meine Gedanken zu all den Dingen, die heute nicht gut gegangen sind. Zuerst der Termin bei Dr. Song und seine Entschlossenheit trotz all der Dinge, die er weiß und all den Menschen, denen er helfen und hätte helfen können, nichts zu sagen. Dann die Polizei, die sagten sie könnten mir nicht nur mit simplen Aussagen trauen.

Sie würden dem Verdacht nach gehen, immerhin ist das ein Fall der eine Gefahr für viele Menschen bedeutet, aber wenn sie bei ihren Nachforschungen keine Beweise gegen den Mann finden, dann könnten sie nichts tun. Das, was sie brauchen ist eine Aussage von Dr. Song, dann könnten sie ihre Ermittlungen auch erweitern und intensivieren.

Aber der Doktor möchte nicht aussagen, weil er sich selber retten möchte und trotzdem muss ich ihn irgendwie dazu bringen. Wenn er nicht irgendwann spricht, dann werde ich auch bald tot sein.

Ich drücke dem Fahrer mein ganzes restliches Bargeld aus der Brieftasche in die Hand, obwohl ich weiß das es mehr ist als er eigentlich kriegt und steige aus dem Taxi. Torkelnd laufe ich auf das Gebäude und darin dann direkt auf die Fahrstühle zu. In mein Apartment schaffe ich es nicht mehr, denn meine Beine machen mir unmissverständlich klar, dass sie mich nicht Länger tragen wollen.

Müde lasse ich mich die Wände entlang auf den Boden sinken, schließe die Augen und lege mich hin. In dieser Verfassung wird es mir sowieso nicht möglich sein zu Dr. Song zu gelangen, das kann ich auch morgen erledigen. Ich habe noch genug Zeit dafür, immerhin bin ich es dem der Tod bevorsteht, da kann ich mir einwenig Schlaf erlauben.

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