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Jungkook Pov

Ich lege den Stift und die Unterlagen beiseite als ich auf den Stühlen ein mir bekanntes Gesicht erkenne. Sie hat ihren Kopf auf der Armlehne gebettet, ihre Haare bedecken ihr Gesicht, aber ich kann trotzdem erkennen wer es ist und das sie schläft, ohne zu bemerken was um sie herum geschieht.

Seit einer ganzen Weile habe ich sie nicht mehr hier gesehen und am liebsten würde ich sofort zu ihr gehen und sie zur Rede stellen. Es ist mir egal das sie schläft, das kann sie auch wann anders machen, denn heraus zu finden wie und ob sie es geschafft hat die Kameras so zu manipulieren und die Dateien zu klauen ist wichtiger.

Aber sie würde mir sowieso nichts sagen. Bevor ich also zu ihr gehe und sie vergraule, versuche ich lieber auf eine andere Art etwas über sie heraus zu finden. Zum Beispiel den Grund für ihren erneuten Besuch hier und das nach einer so langen Zeit.

Ich werfe einen letzten Blick auf sie und vergewissere mich das sie tatsächlich schläft und mich nicht gesehen hat, weil sie sicher abhauen würde wenn es so wäre, bevor ich zur Rezeption gehe und die ältere Frau, deren Name ich mir nicht merken kann, mit einem Nicken begrüße. Zu mehr bin ich nicht in der Lage, auch wenn ich weiß das sie eine von den Frauen ist, die gerne über meine Gefühlskalte Art reden als wäre sie eine Krankheit.

"Sehen Sie das Mädchen da hinten?", frage ich und zeige auf den winzig wirkenden Körper. Sie braucht nur einen kurzen Blick rauf werfen bevor sie nickt und beeindruckt die Augenbrauen hoch zieht.

"Sie ist bereits seit gestern morgen hier, so ziemlich genau 36 Stunden ist es bereits her seit sie aufgewühlt hier auftauchte."

Moment, sie ist seit 36 Stunden hier? Kein Wunder das sie sich zum Schlafen hingelegt hat. Wenn man den Schlagentzug nicht gewöhnt ist wie Ärzte oder Polizisten zum Beispiel, dann ist es eine Tortur so lange wach zu bleiben und selbst wir kommen an unsere Grenzen. Trotz der Tatsache, das sie verdächtig ist überkommt mich Mitleid mit ihr.

Sie ist noch so jung, sie hat noch so viel vor sich, aber ihr Körper ist bereits kaputt und ich kann mir nicht einmal Ansatzweise vorstellen wie das mit ihrem Verstand sein muss. Ich weiß zwar immer noch nicht wo all diese Verletzungen her kommen, aber egal wer sie ihr zufügt, sie hinterlassen nicht nur Narben auf ihrem Körper, sondern auch in ihrer Seele.

Schnell drehe ich mich wieder zur Frau als ich merke, wie meine Gedanken immer mehr von Jimins gefasel über Gefühle und die Psyche beeinflusst werden. "Wieso behandelt kein Arzt sie?"

Meine Schicht hat erst vor einer Stunde begonnen, das heißt, dass sie dieses mal nicht einmal extra nach mir verlangen konnte, aber ich bezweifle, dass das der Grund dafür ist weshalb sie noch nicht behandelt wurde. Jeder Arzt hätte sich ihrer Angenommen, egal ob sie möchte oder nicht, vor allem wenn es solche starken Verletzungen sind wie die letzten Male.

"Sie ist nicht als Patientin hier, sie wartet darauf jemanden aus ihrer Familie sehen zu dürfen."

Verwirrt ziehe ich eine Augenbraue hoch und sehe sie etwas verwirrt an. Mal abgesehen davon, dass das das erste Mal ist, dass sie nicht als Patientin sondern als Angehörige hier ist, überrascht es mich zu hören das jemand aus ihrer Familie hier ist. Die einzigen von denen ich weiß sind ihre Mutter und ihr Vater der für das Krankenhaus arbeitet.

"Um wen handelt es sich denn?"

Ich weiß nicht warum es mich so interessiert. Alles was ich weiß ist, dass ich unbedingt alles über dieses Mädchen erfahren möchte, weil es der einzige Schlüssel zu dem ganzen Rätsel ist und sie der einzige Weg um Taehyungs Sicherheit zu gewährleisten.

"Es war ihre Schwester, aber den Namen müsste ich noch einmal im Computer für Sie suchen. Möchten Sie, dass ich das tue?", fragt sie, die Hand bereits auf der Maus, bereit die Ordner zu öffnen und meinen Anweisungen zu folgen. Ich nicke und während sie sich auf die Suche macht, bohre ich weiter nach.

"Können Sie sich noch daran erinnern, weswegen ihre Schwester eingeliefert würde?"

Die Frau nickt, die Lippen bedauernd zu einer Linie aufeinander gepresst und obwohl ihr Blick auf den Monitor des Computers gerichtet ist, erkenne ich ganz deutlich Mitleid darin als sie den Kopf schüttelt.

"Es war ein Schuss ins Herz, dir arme war sofort Tot."

"Tot?", frage ich schockiert von der Information. Ich dachte wir sprechen hier von einer Patientin, die noch behandelt wird oder sich im OP befindet, aber niemals hätte ich daran gedacht, dass sie darauf wartet ihre tote Schwester zu sehen.

Sie muss sich im Kühlraum befinden, da lassen sie nun mal nicht jeden rein und bis die Leichen ins Leichenschauhaus gebracht werden, dauert das über das Wochenende manchmal etwas.

"Ah, ich habe es gefunden", sagt sie und sieht mich mit einem zufriedenen Lächeln über ihre Leistung an. "Die Patientin wurde mit einer Schusswunde im Herzen bereits tot eingeliefert. Auffällig war allerdings auch eine riesige Wunde an ihrem Rücken, die von ihrer linken Schulter bis nach unten hin zur rechten Seite an ihrer Hüfte reichte."

Die Frau rattert das runter wie irgendwelche sachlichen Informationen, aber für mich ist das mehr als nur irgendeine Information. Der Schuss ins Herz, die riesige Wunde am Rücken, diese Frau starb auf genau die gleiche Weise wie Dr. Song und seine Familie und auch Taehyung trägt die Wunde am Rücken.

"Und wie war der Name der Toten Patientin?", frage ich, nachdem ich einen kurzen Blick auf das schlafende Mädchen geworfen habe.

"Ihr Name war Go Jiyu."

Catch me |Vkook|Where stories live. Discover now