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Jungkook Pov

"Lassen sie dich immer noch nicht zu ihr?", frage ich, die Hände in den Taschen meines Kittels vergraben. Man sieht ihr die lange Nacht hier an und im Gegensatz zu mir, der zusammen mit anderen Ärzten einen Raum hat wo er schlafen kann wenn es etwas ruhiger hier abläuft, musste sie sich die ohnehin ungemütlichen Stühle zum Bett umfunktionieren.

Sie sieht hoch zu mir, aber dir Furcht und die Panik, die normalerweise in ihren Augen herrscht, ist nicht da. Stattdessen sehe ich Müdigkeit und eine Emotionale Kälte, die selbst mich erschreckt. Ich weiß genau, was das bedeutet und was in ihr vorgehen muss, ich habe das selber mit dem Tod meiner Mutter erlebt, genau das gleiche.

Es ist komisch, denn obwohl ich Jiyu all die Jahre, trotz den Vorfällen und den Problemen, die sie bereitet hat, als enge Freundin gesehen habe, verspüre ich keine Trauer bei der Nachricht über ihren Tod. Zumindest habe ich nicht das Gefühl, als würde dadurch etwas großes und wichtiges in meinem Leben verloren gehen. Macht mich das zu einem schlechten Menschen? Vielleicht. Aber ich kann nicht lügen und irgendeine Trauer vorspielen, wenn hier jemand sitzt der diese wirklich empfindet.

"Sie werden sie dir nicht zeigen, aus verschiedenen Gründen." Sie starrt nach wie vor gerade aus auf die weiße Wand, das Gesicht vollkommen ausdruckslos und die Augen trotz der Müdigkeit von Kälte beherrscht.

Sah ich tatsächlich so auch immer für die anderen aus? Denn wenn ja, verstehe ich diesen lächerlichen Spitznamen, den sie mir verpasst haben. Eisig beschreibt wohl ziemlich gut den Eindruck, den sie auf mich macht und den ich Jahrelang auch auf andere gemacht habe.

Aber das alles tut jetzt nichts zur Sache. Auch wenn sie verletzt und traurig ist, weil ihre Schwester ihr genommen wurde, darf ich nicht vergessen, dass sie die einzige ist, die mir die Informationen geben kann, die ich brauche. Sie ist der Schlüssel zu all dem und selbst wenn dieser Kaputt ist, muss ich versuchen die Tür damit zu öffnen, auch wenn es unmöglich sein kann wenn man nur einen Teil hat.

"Hör zu, das was deiner Schwester passiert ist, ist auch einer anderen Familie zugestoßen, aber das weißt du sicherlich. Sagt der Name Kim Taehyung dir etwas?"

Ich habe bereits damit gerechnet, dass sie nicht auf diese Frage antworten wird, aber sie reagiert ja überhaupt nicht. Alles was sie tut ist einfach nur da sitzen und wie eine tote auf einen Fleck starren. Lediglich das gelegentliche Zwinkern lässt mich wissen das sie überhaupt noch am Leben ist, sonst könnte man glatt meinen sie wäre auch gestorben.

"Keine Antwort, na schön, dann hör einfach nur zu. Du hast wahrscheinlich schon in den Nachrichten von ihm gehört, von den sechs Monaten, die er in Haft verbracht hat, weil er für einen Mörder gehalten wurde, der er nicht ist. Du kennst ihn, selbst wenn du keine Nachrichten gesehen oder Zeitungen gelesen hast, weil du das Videomaterial gelöscht hast, auf dem zu sehen ist wie er das Krankenhaus verlässt."

Ihre Augen werden größer und sie dreht sich, schockiert über diese Enthüllung, zu mir. Man sieht ihr an, dass sie mit allem gerechnet hat, nur nicht damit. Sie hat wohl tatsächlich niemals damit gerechnet, dass ich sowas wissen könnte und das ich sie damit konfrontieren würde.

"Hör zu", beginne ich mit dem festen Vorhaben vorsichtig an die ganze Sache ran zu gehen und ihr nicht direkt Vorwürfe zu machen um sie damit vielleicht zu verschrecken. "Du hast gesehen, wozu diese Person in der Lage ist. Wenn du irgendetwas weißt, dann sag es mir bitte, bevor es für noch jemanden zu spät ist."

Eine Weile schaut sie mir in die Augen als versuche sie darin zu erkennen ob ich vertrauenswürdig genug bin, aber letztendlich schüttelt sie nur den Kopf und dreht sich wieder zur Wand. "Ich habe bereits genug getan und jetzt klebt das Blut meiner Schwester deswegen an meinen Händen."

Verwirrt starre ich sie an und versuche das, was sie soeben gesagt hat zu verstehen. Sie hat genug getan? Denkt sie, die Kameras zu manipulieren und die richtigen Videoaufnahmen zu klauen, nur um sie danach doch der Polizei zu geben, sei genug? Und wieso sagt sie, dass sie deswegen das Blut ihrer Schwester an den Händen kleben hätte? Das sind Fragen, die ich ihr gerne stellen würde, auch wenn ich wahrscheinlich keine Antworten darauf bekommen werde, sollte ich es versuchen, allerdings hält mich wie so häufig das auftauchen von bestimmten Personen davon ab. Personen, die ich mittlerweile zu meinen Feinden erklärt habe.

Die Polizei.

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