3 Im Fieber

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Es war schummrig im Krankenzimmer.

Stiles war neun Jahre alt und er und seine Mom waren ganz allein.

Die Maschinen neben ihrem Bett gaben unterbrochen diese Pieptöne von sich. Sie würden Moms Herz überwachen, hatte Scotts Mutter ihm erklärt und dass sie bedeuteten, dass Claudia Stilinski noch lebte.

Trotzdem machten die Töne Stiles nervös.

Seine Mom sah blass aus; die Haut trocken und pergamentartig. Sie sah überhaupt nicht mehr aus, wie sie selbst.

Da sei etwas in ihrem Kopf nicht in Ordnung, hatte sein Dad ihm erklärt und auch, dass die Ärzte es nicht reparieren könnten.

Sein Dad hatte ihm auch gesagt, dass seine Mom nicht wieder gesund werden würde.

Stiles verstand, was das bedeutete.

Und er verstand es wiederum nicht!

Stiles hatte früher einen Hamster gehabt, den er Charlie getauft hatte. Eines Morgens war er aufgewacht und wollte Charlie zum Spielen aus seinem Käfig herausholen, doch dieser hatte sich nicht mehr bewegt.

Der kleine Körper war ganz steif und eingefallen gewesen und das sonst so seidige Fell wirkte stumpf, ebenso, wie die kleinen, schwarzen Knopfaugen.

Natürlich war Stiles traurig gewesen, denn er hatte Charlie lieb gehabt.

Sie hatten das Tier dann in einer Keksdose im Garten beerdigt, mit Blumen und einem kleinen Holzkreuz unter der knorrigen Eiche. Mom und er hatten ein Lied für ihn gesungen und er hatte geweint, doch nach ein paar Wochen war es wieder gut gewesen.

Hamster starben eben.

So war das Leben!

Aber Moms nicht!

Nein, Moms durften nicht sterben und er, Stiles, würde das einfach nicht zulassen!

Er schlief ganz einfach nicht mehr. So einfach war das!

Er konnte nicht riskieren, morgens aufzuwachen und seine Mutter lag in diesem scheußlichen Krankenbett, mit steifem Körper und stumpfen Haaren und Augen. Schon zu blinzeln wagte Stiles kaum. Sein Blick haftete fest auf ihr, damit der Tod es nicht wagte, sich ihr zu nähern.

Und dann war es trotzdem passiert!

Aus den regelmäßigen Pieptönen wurde ein langgezogener Sirenenschrei und es gab am Ende doch rein gar nichts, was er dagegen hatte tun können.

Ärzte und Schwestern kamen hereingerannt, machten grelles Licht an und bearbeiten den Körper seiner Mutter.

Einer der Ärzte schrie ihn an:

„Was machst du denn noch hier, Junge? Sieh' zu, dass du raus kommst!"

Und dann achtete niemand mehr auf ihn, bis irgendwann Melissa McCall kam, die Arme um ihn legte und sagte:

„Es tut mir so wahnsinnig leid, mein Kleiner!"

Derek erwachte mit wehen Knochen mitten in der Nacht. Ein ungewohntes Geräusch hatte ihn geweckt.

Was war es gewesen?

Er versuchte sich zu orientieren.

Da war es wieder und es klang wie ein Schluchzen und Jammern.

Mühsam rappelte er sich hoch und dann erinnerte er sich, warum er in diesem wahnsinnig unbequemen Ungetüm schlief, anstatt in seinem eigenen Bett.

Der Junge im BusWhere stories live. Discover now