Kapitel 18

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Natasha P.o.v.
Mein Blick schweifte an den Wänden des Labyrinths vorbei.
Sie waren trist und grau, teilweise verdreckt und an den Seiten schlängelte sich das Unkraut im Kampf gegeneinander nach oben. Dennoch hatten sie etwas Besonderes an sich.

Thomas lief neben mir. Als er sah, dass ich auf die Wand neben uns guckte, räusperte er sich: "Ich weiß. Sie sieht an allen Stellen gleich uns und eigentlich müsste man spätestens nach einer Stunde die Nase voll davon haben, aber sie lässt einen einfach nicht los. Sie verzaubert einen mit ihrer Magie. Diese Wände leiten uns und führen uns doch nicht zum Ausgang."

Daraufhin zog ich meine Augenbrauen zusammen und guckte ihn leicht misstrauisch, aber mit einem kleinen Grinsen im Gesicht an.
"Kannst du etwa Gedanken lesen?"
Er schmunzelte.
"Nein, das nicht. Ich habe es nur in deinen Augen gelesen. Allen Läufern geht es so, da konnte ich mir schon denken, dass es dir nicht anders ergehen würde."

Ich wollte ihm gerade antworten, da übersah ich einen leicht herausstehenden Stein im Boden und flog mit den Händen voraus auf den Boden.
Thomas wollte mich noch auffangen, aber wir liefen mit so einem schnellen Tempo, dass ich schon zwei Meter nach vorne geflogen war, als er mich zu greifen versuchte.
Hart prallte ich auf den Boden auf und schlitterte noch einige Zentimeter über die rauen Steine, bis ich endlich zum liegen kam.

"Hast du dir weh getan?", fragte Thomas besorgt, der sich sofort neben mich stürzte.
Meine Handinnenflächen und meine Knie brannten wie Feuer, aber ich versuchte den Schmerz zu unterdrücken.
Mit zusammengekniffenem Mund drehte ich mich um und setzte mich auf. Ich stöhnte einmal leicht auf, als ich mich mit den Händen am Boden abstützte.

"Lass mich mal deine Hände sehen", gab er in einem ruhigen Ton von sich.
Meine Hände zitterten leicht, als ich sie hochheben und umdrehen wollte.
Sofort nahm Thomas meine Hände und begutachtete die Schürfwunden, die sich über die Handballen zogen.
Danach wanderte sein Blick rüber zu meinen Knien. Dort war die Hose vollkommen zerrissen. Die abstehenden Fransen saugten sich mit Blut voll.

Er seufzte. "Tut mir leid Natasha. Ich kann das leider nicht verarzten, ich habe nichts dafür mit. Das einzige, was ich machen könnte, wäre die Schürfwunden mit etwas Wasser zu reinigen. Wenn wir zurück sind, dann können wir zu Clint und Jeff gehen.
Ansonsten denke ich aber auch nicht, dass die Wunden allzu schlimm sind."

Ich winkte ihm ab. "Lass uns die Wunden eben säubern und dann laufen wir weiter. Es sind nur Schürfwunden, die verheilen wieder.
Ich habe letztens dein knallhartes Training ausgehalten, da werde ich es wohl schaffen hiermit zu laufen." Ich zwinkerte ihm kurz zu.
"Also keine Panik."

Sein besorgter Blick zog aber noch nicht davon.
"Bist du dir denn sicher? Warum haben deine Hände denn gezittert?"

In meinem Kopf suchte ich nach einer Antwort, aber im Körper fand ich sie schneller. Sie war zwar fast schon wieder verschwunden, aber ich verspürte sie noch.
"Die haben nur wegen dem Schock so gezittert. Ich mein, wer hätte denn damit rechnen können, dass da ein Stein liegt, über den ich stolpere?"

Er nickte. "Stimmt."

Kurz darauf zog Thomas sein Wasser aus dem Rucksack und tropfte ein bisschen auf ein Tuch, dass er aus seiner Hosentasche gezogen hatte.
Nachdem er die Wunden gereinigt hatte, machten wir uns wieder startklar.
"Und? Wirst du laufen können?", fragte er mich, als ich aufgestanden war.
Um das kurz zu testen, wippte ich ein paarmal auf und ab. Da der Schmerz sehr gering war, nickte ich.

Wir wollten gerade weiterlaufen, aber dann drehte sich Thomas nochmal zu mir.
"Weißt du was? Lass uns doch einfach nochmal zurück zu diesem Stein gehen. Ich finde es außerordentlich ungewöhnlich, dass einfach so ein Stein hier raussteht. Das habe ich sonst nämlich noch nie im Labyrinth gesehen."

Daraufhin wendeten wir uns und liefen zu der fiesen Stolperfalle zurück, der wir seltsamerweise bis jetzt keinen Blick gewürdigt hatten.
Thomas bückte sich und zog mit ein bisschen Kraftaufwand den gelockerten Stein aus dem Boden.
Darunter befanden sich, neben Dreck und ein paar kleinen Krabbeltieren, mehrere blau aufleuchtende Kabel.

Ich blickte Thomas an, nachdem ich mich auch gebückt hatte, um die Kabel besser begutachten zu können.
"Hast du die schonmal gesehen, Thomas?"
"Nein. Noch nie." Er legte eine kurze Pause ein, um nachzudenken.
Dann setzte er an: "Wofür könnten diese Kabel sein?"
Das logischste war natürlich, dass sie als Stromversorgung für die Lichtung diente, aber wenn dem so wäre, hätten die Leute, die uns hier reingesteckt haben, dann wirklich diese Kabel so nah an die Oberfläche gelegt?

Sein Blick flog durch die Luft, als versuche er die Antwort damit einzufangen.
Einen Augenblick später blieb sein Blick an der Wand neben uns hängen. Er legte seinen Kopf leicht schief und wartete einige Sekunden ab.
Dann stand er auf und ging geradewegs auf die Wand zu. Als er einige der Ranken zur Seite schob und leicht den Dreck wegkratzte, erkannte ich endlich auch, was er da entdeckt hatte. Genauso ein Kabel, wie die im Boden, zog sich durch die Rille in der Mauer nach oben.

"Und das ist wirklich das erste mal, dass du diese Kabel siehst? Kennt Minho oder ein anderer der Läufer sie?"
Thomas schüttelte heftig den Kopf. "Nein. Wir haben sie wirklich noch nie gesehen."
"Hast du denn eine Idee, was sie zu bedeuten haben?"
"Keine Ahnung, vielleicht leiten sie ja Strom oder sowas."

"Ja das könnte sein....nur...Strom für was? Für die Lichtung, für das Labyrinth, für etwas unter uns oder vielleicht sogar was ganz anderes?"

Daraufhin griff Thomas in seinen Rucksack und holte sein Messer heraus. "Es gibt nur einen Weg das herauszufinden."
Schockiert sprang ich auf und hielt ihn fest, bevor er das Kabel in der Wand durchtrennen konnte. "Thomas halt! Bist du denn verrückt?!"

Er lockerte seine Hand, in der das Messer war und lies sie wieder runterbaumeln. "Du kannst doch nicht einfach das Kabel in Zwei teilen.
Das könnte dir einen lebensgefährlichen Stromschlag verpassen. Außerdem, was ist, wenn es wirklich für die Lichtung ist? Damit kappst du uns die Ganze Stromversorgung.
Im Schlimmsten Fall lassen sich die Tore sogar nicht mehr schließen."

Thomas sagte einen Moment lang gar nichts und blickte starr ins Leere.
Schließlich packte er aber doch das Messer weg.
"Und was schlägst du vor, Natasha?", fragte er ihn einem ruhigen Ton.
"Ich denke am besten ist es, wenn wir Minho, Alby und Newt erstmal davon erzählen. Wir hören uns ihre Meinung dazu an und gucken, was sie wissen. Dann können wir ja mit Minho zusammen nochmal hier hinkommen.
Kannst du dir den Weg hierhin im Kopf behalten, Thomas?"

"Ja, den hab ich im Kopf." Er legte eine kurze Pause ein.
"Okay...dann machen wir es so und erzählen erstmal Minho und Alby davon. Ich hoffe nur, dass die Leute, die uns hier reingesteckt haben und uns beobachten, das hier nicht verschwinden lassen."

"Tja. Uns bleibt nicht wirklich eine andere Wahl."
"Wir sollten zurück , es wird spät."
Nachdem Thomas das sagte, machten wir uns wieder auf den Rückweg. Die Sonne wurde von ein paar Wolken verdeckt, aber man merkte, dass der Tag sich dem Ende neigte. Der Schatten zog sich durchs Labyrinth und saugte es förmlich auf. Mir war gar nicht aufgefallen wie schnell die Zeit vergangenen war. Es fühlte sich an als wären wir erst 2 Stunden hier drin gewesen, dabei war schon fast der ganze Tag rum.

Wir waren die Letzten, die am abgemachten Treffpunkt wieder ankamen. Alles sahen sichtlich erschöpft aus. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass alle den ganzen Tag gelaufen sind.
Nachdem Thomas einige Luftzüge geholt hatte, hob er die Hand, um auf sich aufmerksam zu machen und sagte: "Wenn wir zurück zur Lichtung gelangt sind, müssen wir eine Alby und Newt zu uns holen und etwas wichtiges Besprechen. "

Minho sprang augenblicklich mit aufgerissen Augen nach vorne. "Was? Habt ihr etwas gefunden?" Sein Blick schweifte zwischen mir und Thomas hin und her und blieb an mir hängen. "Ist was passiert? Warum hat Natasha Verletzungen?"
Thomas versuchte ihn mit einer Handbewegung zu beruhigen.
"Ganz ruhig. Wir sollten erstmal zurück zur Lichtung laufen. Du wirst das alles gleich noch früh genug erfahren. Oder willst du etwa noch ne Nacht im Labyrinth erleben?"

Leicht mürrisch gab Minho zurück:"Okay. Dann lasst uns erst zur Lichtung zurück."
Alle nickten und wir machten uns wieder gemeinsam auf den Rückweg.

THE MAZE RUNNER (Thomas ff)Where stories live. Discover now