Kapitel 31

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Natasha P.o.v.

Sanft schienen die ersten Sonnenstrahlen durch das Fenster und kitzelten meine Haut. Langsam öffnete ich meine Augen und setzte mich aufrecht hin. Ich warf einen Blick aus dem Fenster und stellte, ohne auf die Uhr schauen zu müssen, schnell fest, dass es noch früh am morgen sein musste, da sich noch der Tau übers ganze Feld zog.

Heute wäre endlich ein Tag gewesen, an dem ich hätte lange schlafen können, aber irgendetwas in mir hinderte mich daran wieder einzuschlafen. Da es mir auch nichts brachte jetzt noch hier rumzuliegen, beschloss ich aufzustehen.
Ich war der festen Überzeugung, dass heute ein nervenzermürbender Tag werden würde, aber als meine Füße den Boden berührten und ich aufrecht neben meinem Bett stand, merkte ich, dass ich topfit war.
Es war als wäre mein gestriges ich völlig weggewischt. Mir war völlig unklar, wie das sein konnte, denn ich hatte ja nur ein paar Stunden geschlafen.

Darüber grübelte ich ein wenig, während ich mich fertig machte und mich dann auf die Suche nach Thomas begab. Die Tore waren noch zu, das heißt sie konnten noch nicht ins Labyrinth sein, um die anderen zu suchen.
Als ich an Bratpfannes Küche vorbeilief, entdeckte ich ihn an einem der Tische.
Er frühstückte gerade. Stopfte sich mit allerlei Zeugs voll.
Als er mich entdeckte, winkte er mich freundlich zu ihm. Ich hockte mich neben Thomas und er gab mir einen schnellen Kuss auf die Wange.
"Mich wundert, dass du schon wach bist. Wolltest du nicht heute länger schlafen?"
Ich verdrehte leicht die Augen.
"Ja, wollte ich, aber als ich eben wach wurde, konnte ich nicht mehr einschlafen. Seltsamerweise fühle ich mich sogar topfit. Ich könnte auf der Stelle nen Marathon laufen."
Genau in dem Moment, in dem ich jedoch Marathon sagte, fing mein Magen fürchterlich an zu Knurren.
Thomas bemerkte das und sofort bot er mir sein Essen an. "Hier nimm meins. Bratpfanne hat mir viel zu viel gegeben, das bekomm ich eh nicht alles auf."
Ich widersprach nicht, denn das was Thomas noch auf dem Teller hatte, sah einfach zu köstlich aus und es roch so verdammt gut, da könnte ich niemals widerstehen.

In Windeseile war der Teller leergeputzt und genau in dem Moment, in dem wir los zu Alby und Minho wollten, kamen sie zu uns an den Esstisch. Sie fragten Thomas: "Wie siehts aus? Bereit nach Jason, Amir und Marc zu suchen?"
Als Bestätigung wollte Thomas aufstehen, aber ich zog ihn am Ärmel zu mir zurück. "Du Thomas, kann ich vielleicht mitkommen? Ich würde mich zu Tode langweilen, wenn ich hier auf euch warten müsste, und außerdem könntet ihr ein Adlerauge wie meines sicherlich gut gebrauchen."
Darauf sah er zu Minho und Alby, während diese sich dann gegenseitig anblickten und mit den Schultern zuckten. Thomas stieß einen leichten Seufzer aus, nickte dann aber. "Na gut, meinetwegen kannst du mitkommen."

Das Rennen durchs Labyrinth war heute definitiv angenehmer. Wir mussten mal nicht vor etwas weglaufen oder einen bestimmten Sektor in einer bestimmten Zeit ablaufen, wir mussten einfach nur suchen. Deswegen hielten wir auch öfter an, um nach Spuren zu suchen.
Leider hinterließen die Jungs nicht so viele Spuren, wie gehofft.
Dennoch gaben wir so schnell nicht auf. Wir gingen die verschiedensten Möglichkeiten durch. Leider funktionierte gar nichts davon. Später beschlossen wir einfach nur Abschnitt drei abzulaufen und darauf zu hoffen, dass wir Ihnen über den Weg laufen würden.
So verging rasend schnell der gefühlt halbe Tag.

Langsam bahnten sich dann doch die Schweißperlen ihren Weg über mein Gesicht.
Thomas, der die Führung übernommen hatte, stoppte und stürzte sich mit seinem Rücken an einer Mauer ab. Ich war sichtlich erleichtert, dass wir anhielten und trank sofort die Hälfte meiner Flasche leer.
Bestürzt musste Thomas zugeben: "So wird das nichts. So werden wir sie sicherlich nicht finden. Ich würde sagen wir kehren wieder um. Vielleicht sind sie ja schon längst wieder zur Lichtung zurückgekehrt."

Mir kam dieser Vorschlag gerade recht, aber genau in dem Moment, in dem ich mich umdrehen wollte, entdeckte ich hinter Thomas eine rötlich glänzende Flüssigkeit auf dem Boden.
"Blut!", schrie ich ohne wirklich darüber nachzudenken und rannte auf die Stelle zu, die mit einzelnen Blutflecken übersät war.
Ohne zu zögern, rannten die anderen auch hier her und begutachteten die Stelle.
"Das kann nichts Gutes bedeuten", hauchte Minho.
"Seht nur! Das ist noch ganz frisch! Wer auch immer das ist, derjenige kann nicht weit weg sein", kam es von Thomas.
Mein Blick glitt um die Ecke und ich entdeckte weitere vereinzelte Tropfen Blut am Boden.
"Da. Lasst uns der Blutspur folgen."

Wir standen auf und folgten den Bluttropfen.
"Man. So viel Blut wie der verloren hat, kann der gar nicht mehr leben."
"Minho sei still. Je schneller wir ihn finden, desto besser."
Nach einiger Zeit erreichten wir einen großflächigen Teil des Abschnitts.
Wir ließen unseren Blick schweifen und entdeckten ganz hinten, fast schon auf der anderen Seite einen Jungen, der zusammengekauert auf dem Boden lag.
"Da! Los beeilt euch!"

So schnell wir konnten, liefen wir zu ihm und stellten fest, dass es Jason war, der da auf dem Boden lag.
"Ist er tot?", fragte Minho.
Alby hockte sich neben ihn.
"Nein. Noch nicht. Er atmet sehr flach und hat kaum noch Puls."
"Schnell, wir müssen ihn zu Clint und Jeff bringen!", rief Thomas.
Daraufhin schüttelte Alby den Kopf. "Das hat keinen Sinn. Solange wird er nicht überleben."

Plötzlich regte sich Jason und er fing fürchterlich an zu röcheln. Seine Augen quollten ihm fast heraus und er hielt sich krampfhaft an Albys Hose fest. Er tat sich offenbar schwer, noch ein paar Worte rauszubekommen.
Wir wurden alle mucksmäuschenstill und kamen näher an Jason heran, um zu verstehen, was er sagte. "Alby", flüsterte er kaum merklich und mit so schwacher Stimme, dass man meinen könnte er wäre nur eine Stimme im Hinterkopf, die man sich einbildete. "Alby...die...diese Griewer...sie...sie sind nicht so wie die anderen", wieder fing er heftig an zu röcheln, " sie...sie sind viel aggressiver, schlauer und schneller. Die...haben mehr Waffen an ihrem Körper. Sie haben uns erbarmungslos gejagt und mit uns gespielt, als wären wir Marionetten. Es war grauenvoll...keine...keine unserer Waffen hat etwas genützt. Es war...als...könnten sie alles, was wir vorhatten, vorhersehen. Bringt...Bringt euch in Sicherheit. Sie werden euch jagen. Die...die sind unbesiegbaaaa..."
Jason brachte den Satz nicht zu Ende. Wir sahen alle mit an, wie das Leben aus seinen Augen wich und nur sein toter Körper hier zurückblieb.

Alby atmete einmal tief ein und schloss dann Jason's Augen. Als er aufstand, blickten wir uns alle verstört und verängstigt in die Gesichter. "Warum...warum hat er das gesagt?", fragte ich vorsichtig, "Denkt ihr das stimmt?"
"Ob es wahr ist oder nicht", sagte Thomas,"wir sollten trotzdem gucken, dass wir so schnell wie möglich zur Lichtung zurückgelangen. Seine Wunden sind noch sehr frisch. Das heißt, wenn es tatsächlich ein neu mutierter Griewer war, dann könnte er immernoch hier in der Nähe sein."

"Was ist mit Amir und Marc?", fragte Minho.
Thomas räusperte sich: "Wenn Jason tot ist, dann müssen wir davon ausgehen, dass sie es auch sind."

THE MAZE RUNNER (Thomas ff)Where stories live. Discover now