• Chapter 3 •

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Er kündigte seine Wohnung noch am folgenden Tag, direkt am Morgen, und erzählte es mir mit einer gewissen Aufregung in seiner Stimme, die mir positiv erklang.

Ich mochte seine positive Seite.
Ich mochte sie mehr als seine negative Seite, auch wenn mir klar war, dass ich die Seite an ihm, die mir nicht ganz so sehr gefiel, immer wieder erleben musste.

Der Geruch von frischem Kaffee und Brötchen gelang in meine Nase, kurz nachdem ich mich dazu entschlossen hatte, mein Bett zu verlassen.
Sein Körper lag längst nicht mehr neben meinem. Er war fort. Und ich fühlte die Kälte neben mir, die mir nicht mehr gefiel. Ich konnte es mir nach nur ein paar Malen, wo er in meinem Bett schlief, nicht mehr vorstellen wie es war, wenn er es nicht mehr tat.

Barfuß lief ich ins Wohnzimmer, wo ich ein angerichtetes Frühstück auf dem Esstisch stehen sah. Die Tür zum Balkon weit offen, um frische Luft in die stickige Wohnung zu lassen.

Ich sah meine Mutter aus der Küche heraus laufen, direkt zum Esstisch, und den heißen Kaffee dort abstellen.
Sah Thaddeus ihr nach kommen mit einer Tasse in der Hand, auf der ein typischer Morgenmuffel-Spruch stand.

"Guten Morgen", sagte er zu mir. Seine verschwuschelte Frisur brachte mich innerlich zum Grinsen, auch wenn ich es äußerlich nicht zeigen konnte.

"Morgen", grüßte ich ihn, sowie auch meine Mutter, und setzte mich auf meinen Stammplatz am Tisch, wo zugleich ein Teller stand und Besteck lag.

Ich war überrascht, dass er sich so gut mit meiner Mutter verstand.
War überrascht, wer Brötchen aufgebacken hatte.
Wer meinen Kühlschrank geplündert hatte.
Und wie sie nur all das machen konnten, wenn das Geld hinten und vorne nicht mehr reichen würde.

"Ihr hättet kein Frühstück machen müssen."

"Aber Schatz, zusammen zu frühstücken war doch damals Tradition bei uns.", erwiderte mir meine Mutter freundlich. Zu freundlich, für meinen Geschmack. Sie war sonst nie so.

"Ich weiß, trotzdem hättet ihr nicht-"

"Lass es einfach zu.", sagte T leise zu mir, setzte sich auf den Platz neben meinem und streifte dabei mit seiner Hand mein Bein, was Gänsehaut bei mir auslöste. "Ich hab das Haus vorhin gekündigt und bin damit nun offiziell dein Mitbewohner.", sagte er leise zu mir, damit meine Mutter, die noch in der Küche zu Gange war, nichts davon hörte.

Das Frühstück verlief hauptsächlich schweigend. Ich aß nicht besonders viel, da ich immer wieder die Gedanken hatte, dass ich mir einen Job suchen und Bewerbungen schreiben musste. Dass ich sie nicht dort behalten konnte, wenn er dort war. Dass ich mit meinem Vater telefonieren musste. Unbedingt.

Und das war das Erste, was ich nach dem Essen tat, während meine Mutter den Tisch abräumte und Thaddeus hinter mir her in mein Zimmer streunte.

Es klebte mir echt an den Hacken, was nicht unbedingt schlecht gemeint war, sondern manchmal nur erschreckte.

Ich kramte mein Handy aus meiner Tasche heraus, als er mich fragte: "Was tust du?"

Und ich sagte ihm, dass ich meinen Vater anrufen und mit ihm reden musste, da ich genug andere Sorgen hatte.

Er jedoch konnte mir mein Handy eher weg nehmen, als wie ich überhaupt die Nummer von meinem Vater wählen konnte.

"Thaddeus", ermahnte ich ihn, "Gib mir mein Handy."

"Oder was?", hielt er es hoch, so dass ich erst recht nicht dran kommen konnte. "Bringst du mich sonst um?"

Sein Witz ließ mich ihn wie erfroren ansehen. Ich fand ihn nicht besonders lustig oder reizend, um drüber lachen zu können. Ich fragte mich nur, wieso er so groß sein musste.

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