• Chapter 1 •

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Für mich fing ein neues Kapitel an, als ich aus dem Gebäude des Notrufes ging.
Ich fühlte mich neu.
Ich fühlte mich frei.
Ich fühlte mich etwas besser, auch wenn ich mir nun einen neuen Job suchen musste.
Ich fühlte mich einfach anders.

Thaddeus zog mich aus meiner Wohnung, die ich noch mit einem letzten Handgriff abschließen konnte, bevor er mich durchs Treppenhaus schleifen konnte.

Seine Hand war um meine gewickelt, zog mich einfach hinter sich her und zu meinem Auto, in das er sich auf den Fahrersitz setzte und die Autoschlüssel aus meiner Jackentasche kramte.

"Woher wusstest du, dass die Schlüssel dort sind?"

"Ich hab dich beobachtet. Du tust sie immer in die linke Tasche, nie in die rechte, und hast ständig deine Hand an deinen Schlüsseln, weil du wahrscheinlich Angst hast sie zu verlieren."

Baff musterte ich ihn. Er grinste ertappt, zuckte kurz mit seinen Schultern, steckte den passenden Schlüssel in das Auto und ließ den Motor an, was auch das Radio leise zum spielen brachte.

Er legte eine Hand ans Steuer, die andere auf die Gangschaltung, weshalb ich meine Hand zügig über seine an der Gangschaltung legte.

"Kannst du überhaupt Auto fahren?"

"Du meinst, ob ich einen Führerschein hab?"

Ich nickte deutlich und mit großen Abständen.

"Ja, Lucy, ich hab einen Führerschein, lässt du mich jetzt bitte unsere Hintern zu meinem alten zu Hause fahren, damit ich dort alles ausräumen kann?", scherzte er und lachte im Abgang. Er lachte auch, als ich meine Hand von seiner nahm. Und er lachte weiterhin, als er mein Gesicht sah, nachdem er Vollgas gab, um mich zu erschrecken.

Ich hoffte die ganze Fahrt über, dass uns die Polizei nicht entdeckte, da ich die komische Wahnvorstellung hatte, sie wüssten genau wie Thaddeus aussah und mit wem er unterwegs war. Ich fühlte mich, als sei ich auch auf der Flucht vor dem Recht.
Doch ich war nicht mehr auf der Flucht vor mir selber, und das erheiterte mich um Längen.

"Wann sind wir da?"

"Du hörst dich an, wie ein kleines Kind. Sei nicht so ungeduldig, mein altes zu Hause läuft uns nicht davon."

"Aber ich bin gespannt."

"Bin ich allerdings auch."

"Wieso?"

"Ich war die letzten Tage nicht dort. Es hätte ein Brand geben können, und ich hätte es nicht mitbekommen. Oder einen Einbruch. Wer weiß."

Meine Mundwinkel zuckten nach oben. Ich mochte seine Worte, mochte seine Art zu reden und mochte, wie er mich immer wieder ansah, während er mit mir redete. Er verlor nie wirklich den Augenkontakt zu seinem Gesprächspartner.

Nach einer Ewigkeit des Fahrens, ich hätte schwören können, dass es maximal 20 Minuten waren, er sagte, dass es nur 8 waren, erreichten wir eine Straße, die ich noch nie in meinem Leben gesehen hatte. Sie war voller alter Autos und alter Häuser, irgendwie so dunkel und monoton. Sie erweckte in mir Horror.

Als ich ausstieg, zog mir ein kalter Luftzug um den Körper herum. Es kam mir zu gruselig vor, um wahr zu sein. Thaddeus lockerte meine Stimmung mit einer Geste. Er klimperte mit den Schlüsseln, ging auf mich zu und steckte sie mir zurück in meine linke Jackentasche.

Aus seiner eigenen Jeanstasche zog er einen einzigen Schlüssel, welcher bereits gerostet war.

"Bereit für die Bruchbude?"

"Ich glaube, so schlimm ist es nicht."

"Deine Meinung wird sich ändern, sobald du es gesehen hast."

112 Where stories live. Discover now