Call no. 8

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Gif = Jenny 👀

×××

Ich verließ am nächsten Tag die Wohnung, nachdem ich meine Mutter sah, wie sie zurück zu ihrem eigenen zu Hause fuhr.

Ich war erleichtert, dass sie sich dazu entschied, mal meine Wohnung zu verlassen. Vor allem, da ich nun einen Mörder bei mir hatte, dem ich noch nicht vollkommen vertrauen konnte.

Ich wollte ihm vertrauen, doch erinnerte ich mich immer wieder kläglich daran, dass es vollkommen naiv wäre. Zu mal es schon naiv genug war, ihn bei mir wohnen zu lassen.

"Bau keinen Mist.", sagte ich noch zu ihm, als ich am Morgen aus meinem Bett kroch und er sich breit auf meiner Matratze ausstreckte. Das Shirt, das er trug, auf dem Boden neben meinem Bett.

Ich glaube, er musste es in der Nacht einfach ausgezogen haben, da ihm zu warm wurde. Ehrlich gesagt wollte ich mir genau das einreden.

Mit einem selbstgefälligem Grinsen sah er in mein Gesicht, seine Augen fast geschlossen vor Müdigkeit.

"Ich muss jetzt zur Arbeit."

"Viel Spaß", sagte er mit einem ironischen Unterton, der mir nicht gefiel.

"Ich will keinen Anruf von dir bekommen, okay?", ich sah ihn konternd an, "Essen ist im Kühlschrank oder in den anderen Schränken."

"Klingt logisch", sagte er zu mir, streckte sich, was meinen Blick kurz auf seine Brust zog, und dann wieder weg sehen ließ.

"Wie auch immer", schüttelte ich meinen Kopf, "Bis dann"

"Warte-", hörte ich noch, als ich schon im Flur war.

Ich blieb stehen, sagte laut: "Ich warte..."

"Wann bist du zurück?"

"Heute Abend."

"Wann?"

"Gegen 6"

Und dann ging ich endlich.

×

Auf der Arbeit hoffte ich, dass ich keinen Anruf von ihm bekam. Ich hoffte, dass ich nicht seine Stimme am anderen Ende der Leitung hören musste. Ich hoffte, dass er endlich aufhörte. Und ich wusste, dass er nicht aufhören würde.

Er würde immer weiter machen.
So lange, bis niemand mehr auf seiner Liste stand.

Ich fragte mich immer wieder, in welchem Team ich eigentlich war.
Zu welchem Team ich wechselte, denn ich konnte mich nicht lang von ihm fern halten, so wie er sich nicht lang von mir fern halten konnte.

Und doch konnte ich nicht sagen, ob ich mich zu ihm hingezogen fühlte, da ich an ihm interessiert war, auf Grund seiner Morde, oder ob ich mich zu ihm hingezogen fühlte, da er gleichzeitig nur ein Mann und so auch ein Mensch war, den ich ebenso attraktiv fand wie auch Angst einflößend.

Jenny begrüßte mich auf der Arbeit. Sie war anwesend, sah mich jedoch anders an als immer zuvor.
Da lag ein besonderer Ausdruck in ihren Augen, den ich nicht verstand.

"Hi", antwortete ich ihr auf ihre Begrüßung, sah zu ihr, wie sie in ihrem Stuhl saß und ein Brötchen auf ihrem Tisch liegen hatte.

Im Hintergrund hörte ich unseren Chef herum irren, wie er immer wieder rief, wieso denn niemand wusste, wie man die Kaffeemaschine reparieren konnte.

"Was ist los mit dir?"

"Das selbe könnte ich dich auch fragen.", sagte sie mir, "Du siehst erholter aus. Und irgendwie beruhigter."

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