Diskussionen

1K 89 25
                                    

Die Drachen hatten die Männer in einen der vielen unterirdischen Räume eingesperrt und zur Sicherheit Wachen postiert. Nun, am frühen Abend, setzten sie sich zusammen und wollte endlich zu einem Ergebnis kommen, denn einige Drachen wollten Konrads Tod, andere sahen die Maßnahme als zu drastisch an.

Elionor war von dem langen Tag müde und hörte nicht wirklich zu. Den Kopf auf ihre Hände gestützt saß sie da und starrte den Boden vor sich an. In der Mitte des Kreises, in dem sich die Drachen aufgesetzt hatten, lagen die Drachensteine und die mittlerweile sehr mittgenommenen Hinweise. Irgendwie müssen wir die auch wieder loswerden, dachte Elionor und begann mit ihrem Fuß auf den Boden zu zeichnen.

„Elionor, was sagst du dazu?", fragte sie auf einmal Lima. Erschrocken setzte sich das Mädchen auf und blickte sich verwirrt um. „Wozu?"

„Du sitzt eigentlich da um zuzuhören, weil du unbedingt mitbestimmen wolltest was passiert", bemerkte Ferus seufzend, während er sich über das Gesicht und durch die Haare fuhr.

„Mimbia hat vorgeschlagen nochmal mit Konrads Komplizen zu reden und mehr über ihre Motive zu erfahren", erklärte Lima ihr nochmal freundlich.

Elionor konnte sich kaum darauf konzentrieren, was Lima sagte. „Ja, klingt super", meinte sie deshalb nur etwas abwesend.

Voller Tatendrang machten sich die Drachen sogleich auf, um die Gefangenen zu verhören. Elionor bevorzugte es hier zu bleiben, da sie befürchtete jeden Moment einzuschlafen. Während alle Drachen verschwanden, blieb Elionor sitzen und starrte ins Nichts.

„Ich bezweifle das ihr Plan funktioniert", meldete sich da eine Stimme.

Wieder blickte das Mädchen überrascht auf. Ferus war unerwarteter Weise auch hier geblieben und sah sie mit schief gelegtem Kopf an. „Du weiß noch immer nicht wirklich was sie machen wollen", stellte er nüchtern fest.

Elionor ärgerte es, dass er sie mittlerweile so gut kannte, was genau genommen kein Wunder war. Sie hatten für längere Zeit auf geringen Raum gelebt zusammen mit Lima, da war es wohl unvermeidlich, dass man sich nachher besser kannte.

Sie wollte sich gerade verteidigen, da bemerkte sie, dass Ferus an ihrer Antwort nicht interessiert zu sein schien. Er kniete neben den Drachensteinen und musterte sie genau, als gäbe es etwas, dass sie noch nicht entdeckt hatten. Einen braun- gelben Stein nahm er schließlich in die Hand, drehte und wendete ihn, bis er Elionor ansah. „An den kann ich mich gar nicht erinnern. Konrad muss ich von uns gefunden haben", sagte er nachdenklich.

Das Drachenkind ging zu ihm und ergriff einen klaren, fast durchsichtigen Stein. „Ja, und das muss der zweite sein, den Konrad vor uns hatte." Elionor begann in dem Papierhaufen nach den passenden Beschreibungen zu suchen. Sie hatte sich die Zettel noch nie genauer angeschaut, zu groß waren die Abscheu und der Ekel. Doch sie war neugierig woraus dieser Stein bestand. Beim Durchforsten der Aufzeichnungen fand sie auch die für den Stein, den Ferus betrachtete. Mit etwas Endsetzen stellte sie fest, dass Ferus Stein aus Drachenspeichel bestand. Elionor hatte sich nie wirklich Gedanken darüber gemacht, welche Teile eines Drachen man zu Steinen verarbeitet hatte. Doch jetzt war sie erstaunt, auf welche Ideen Menschen kamen. Wer dachte sich: „Jetzt habe ich einen Drachen umgebracht, ich glaube ich verarbeitete seinen Speichel zu einem Stein"?

Statt sich weiter darüber den Kopf zu zerbrechen, reichte sie Ferus die Zettel zu seinem Stein. Dieser legte den Gegenstand ab, um das Papier genauer zu begutachten.

Schnell fand Elionor auch die passende Beschreibung für ihren Stein. Sie erschrak und ließ den Drachenstein fallen, als sie las, dass dieser aus Drachentränen bestand.

„Was ist los?", fragte Ferus etwas besorgt und blickt von seiner Lektüre auf.

„Der ist aus Tränen", erläuterte sie auf den Stein zeigend. „Ich frage mich, wie dieser Mann an die Tränen gekommen ist."

„Gute Frage", meinte der Junge, wandte sich ab, da Elionor schon weiter las, und begann an seinen Fingernägeln zu kauen. Für einige Minuten war es still, bis auf das Säuseln der Blätter der umstehenden Bäume, das so anders klang, als das der zu Hause. Dann legte Ferus sein Papier auf die Seite und fragte Elionor: „Woraus ist dein Stein? Der da ist aus Drachenspeichel, auch wenn ich mich frage wer auf die Idee kommt aus Speichel eines toten Drachen einen Stein zu machen."

Mit hochgezogenen Augenbrauen schaute Elionor ihn an. „Bist du dumm? Ich habe das vor maximal einer Minute gesagt."

„Nein, du hast gar nichts gesagt. Sonst würde ich ja nicht fragen!", entrüstete sich Ferus. Jetzt sah Elionor ihn endgültig an, als wäre er von einem anderen Planeten. Sie wusste nicht recht, was sie antworten sollte und ob er sie nur anlog.

„Ferus, ich habe den Stein fallen gelassen, worauf du fragtest was sei. Dann habe ich gesagt, dass dieser aus Tränen ist. Erinnerst du dich nicht?", erklärte sie, langsam, als wäre er ein kleines Kind.

Ferus schüttelte nur heftig den Kopf, sodass seine Haare ihm ins Gesicht fielen. Langsam wurde auch Elionor besorgt. Warum vergaß er etwas, dass sie keine Minute vorher gesagt hatte? Vorsichtig erkundete sie sich, ob es ihm gut ginge, worauf Ferus sie verwirrt ansah.

„Klar geht es mir gut. Warum benimmst du dich so komisch? Zuerst behauptest du, du hättest etwas gesagt, was du nie gesagt hast und dann fragst du ob ich okay sei. Ich würde eher fragen, ob mit dir alles in Ordnung ist", sagte Ferus gereizt und strich sich die Haare aus dem Gesicht.

„Nein, du vergisst etwas, dass ich gesagt habe. Ich habe mir das nicht eingebildet", erwiderte Elionor und wurde dabei laut.

Dann sahen sich beide für eine Weile stumm an und fragten sich stumm, ob der jeweils andere, den sie doch eigentlich gut kannten, vielleicht doch etwas verrückt war.

„Ferus, hör auf mich zu verarschen. Das wird langsam gruselig", meinte dann Elionor und trat einen Schritt zurück. Für einen kurzen Moment hoffte sie, Ferus würde anfangen zu lachen und zugeben, dass er sie nur hereingelegt hatte.

Doch Ferus schüttelte den Kopf und behauptete sie sei diejenige, die ihn auf den Arm nahm. Das einzige, was Elionor darauf antworten konnte war ein schlichtes „nein", dann setzten sich beide mit dem Rücken zum anderen in einer sicheren Entfernung hin und schwiegen.

Es tut mir so unglaublich Leid, dass ihr so lange auf dieses Kapitel warten musstet und ich hoffe noch irgendwer liest diese Geschichte. Aber ich habe mir fest vorgenommen, diese Geschichte zu beenden, egal wie lange es dauert.
Wenn noch irgendwer das Kapitel liest würde ich mich ungeheuer über Rückmeldungen freuen :D


DrachenkindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt