Versuchte Hilfe

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Irgendwie schaffte Elionor es sich in das Spital zu kämpfen. Da sie alle kannten, konnte sie sich schließlich ins Ärztezimmer vorkämpfen und weil ihre Mutter hier arbeitete, kannte Elionor sich gut aus. Sie durchkämmte das Zimmer ohne Aufmerksamkeit zu erregen, doch ihre Mutter konnte sie nirgends finden. Als Elionor von einer älteren Frau hörte, dass Katharina, ihre Mutter, gerade jemanden verarzte.

Elionor rannte die Gänge entlang, bis sie an eine Tür mit der Nummer 76 kam. Ohne zu klopfen stürmte sie ins Zimmer. Ihre Mutter schob gerade ein Bett in ein anderes Zimmer, das an dieses grenzte.

„Elionor, was machst du hier? Himmel, wie hast du es hier her geschafft?", fragte sie verwundert.
"Mama, ich brauche eine Medizin für tiefe Wunden", redete sie auch darauf los.

Auf die Frage wie tief die Wunde denn sei, wusste sie aber keine Antwort, denn wie ihr einfiel, hatte Philipp sie daran gehindert, sich die Wunde anzusehen.

„Wie geht es dir denn? Was ist los? Wieso bist du nicht zu Hause?", fragte ihre Mutter und wechselte somit abrupt das Thema bevor Elionor antworten konnte.
„Mama, bitte ich brauche deine Hilfe", flehte Elionor, und sah ihre Mutter bettelnd an.

Ihre Mutter seufzte und wischte sich mit dem Ärmel über die Stirn, meinte dann aber: "Wieso schickst du diese Person nicht zu uns, wir können sie im Notfall auch nähen. Wer ist es denn? Hat sich Ruben verletzt?"
Elionor biss sich auf die Unterlippe. Ich kann doch schwer sagen, dass diese ‚Person' ein Drache ist, oder?, überlegte sie fieberhaft.

Anscheinend sah man ihr ihre Unsicherheit an oder ihre Mutter kannte sie zu gut, jedenfalls meinte sie: "Es ist kein Mensch, oder?"

Etwas verwirrt sah Elionor ihre Mutter an. Woher wusste sie das denn? Doch sie versuchte gar nicht sich rauszureden, ihre Mutter würde es ihr nicht glauben. Wenn sie ihr schon das angesehen hatte, würde sie auch die Lüge aufdecken und es war vielleicht die einzige Möglichkeit Cora zu helfen.
Resigniert nickte sie.

Einen Augenblick lang meine Elionor ihre Mutter sehe traurig aus, doch dieser Ausdruck war so schnell wieder verschwunden, dass sie ihn sich eingebildet haben musste. Auf irgendeine Art wirkte sie stolz und glücklich, aber auch sentimental.

„Keine Angst. Wenn es ein Drache ist, besteht kein Grund zu Sorge", meinte Elionors Mutter leichtfertig, drehte sich um und wusch irgendwelche Sachen ab.
„Aber-", wollte Elionor protestieren, doch sie wurde von ihrer Mutter unterbrochen.
„Glaub mir, Schatz. Ich weiß wovon ich rede. Dem Drachen geht es gut."

Mit diesem Satz war für Elionors Mutter die Diskussion beendet und da ihre Tochter wusste, dass sie nicht mehr erfahren würde und ihre Mutter sehr überzeugt klang, dass es Cora gut ging, beschloss sie wieder zu gehen.

Elionor rannte so schnell sie konnte durch die Gassen der Stadt um so schnell wie möglich zu Cora zu gelangen und zu überprüfen, ob ihre Mutter Recht hatte. Als sie in die Gasse einbog, in der sie Cora zurückgelassen hatte sah sie fünf Männer die um die Drachin versammelt waren. Ohne nachzudenken rannte Elionor auf die Versammelten zu und schrie: „Halt! Stopp! Ihr könnt den Drachen nicht umbringen!"

Drei der fünf Männer ließen von Cora ab und drehten sich zu ihr. Elionor merkte, dass sie mit den Schwertern in ihren Händen wenig anfangen konnten. Sie umklammerten den Griff so gut es ging und fuchtelten damit in der Luft herum. Dennoch bekam sie etwas Angst.

"Sie hat sich den Drachen angeschlossen. Sie hat auf die böse Seite gewechselt", schrie einer der Männer und erntete zustimmendes Gemurmel seiner Mitstreiter.
Mist. Das hätte ich schlauer machen könnten.
Fieberhaft überlegte sie, wie sie sich rausreden könnte.

"N-nein", Elionor versuchte mit einer klaren möglichst festen Stimme zu reden, was ihr nicht so gut gelang wie erhofft. "Ich meine bloß der ist verletzt. Er kann euch nicht mehr gefährlich werden. Doch m-meine Familie wird gerade von einem angegriffen. Gegen den solltet ihr kämpfen. Ich k-konnte entkommen. Schnell bevor es zu spät ist", Elionor redete einfach was ihr einfiel, schlimmer konnte es nicht mehr werden.

Und es klappte. Die fünf Männer rannten in die Richtung aus der Elionor gekommen war. Das Mädchen ging kurz in die entgegengesetzte Richtung, falls sich die Männer noch umdrehen würden, dann kehrte sie zurück.

"Ich sagte doch du sollst mich liegen lasse. Das hätte dich dein Leben kosten können", protestierte Cora doch Elionor merkte das sie sich schon freute.
"Wie geht es dir? Meine Mutter meinte es ginge dir gut, aber ich bin mir nicht sicher. Hast du Schmerzen?", plapperte das Mädchen ohne Luft zu hohlen.
„Ach ja, deine Mutter. Wie geht es ihr denn?", fragte Cora und sah Elionor neugierig an.
„Ähm, gut, glaube ich", stotterte Elionor. Es klang fast so als kannte Cora ihre Mutter, obwohl ihr nicht klar war woher.

Sie wollte eigentlich fragen, woher diese Bekanntschaft stammte, doch der Drache redete schon weiter: "Das ist aber schön. Also gut, da du da bist, können wir ja jetzt gehen." Cora erhob sich vom Boden und blickte sich kurz um.
„Wohin gehen? Was ist mit deinem Bein? Hast du dich nicht verletzt?" In Elionors Kopf schwirrten zu viele Fragen um sie alle zu stellen, doch sie wollte Antworten haben.

„Sei nicht albern, meinem Bein geht es gut. Ich wollte dir nur Zeit verschaffen und mich mit dir unterhalten. Aber du wolltest nicht auf meinem Rat hören, ein richtiger Drache halt", meinte Cora und lächelte leicht.

Egal welche Frage die Drachendame beantwortete, die Antwort warf neue Fragen auf. Elionor wollte endlich wissen, was los war und nicht nur Andeutungen erhalten auf die sie sich selbst ihren Reim machen musste.

Doch nach einer klaren Antwort zu verlangen schaffte Elionor nicht, denn Cora hatte sich schon auf ihre Hinterbeine gestellt und stieß einen tiefen und seltsam angenehmen Laut aus.
Wenige Augenblicke darauf flogen Drachen über ihre Köpfe und warfen dunkle Schatten auf die Stadt. Ein Drache schnappte Elionor mit seinen Krallen und nahm sie mit in die Luft, Cora folgte dem anderen Drachen und zusammen mit all den anderen Drachen flogen sie über die Stadt.

Elionor wehrte sich am Anfang doch sie merkte schnell, dass der Drache deutlich kräftiger war und in der Luft fühlte sie sich frei. Es war ein richtig schönes Gefühl, das man nur schwer beschreiben konnte. Als der Drache das merkte ließ er sie fallen. Elionor hatte erst Angst doch dann landete sie auf dem Rücken eines anderen Drachen. Suchend blickte sie sich um, doch konnte Cora nicht sehen.
Hoffentlich geht es ihr gut, dachte sie und richtete den Blick nach hinten auf die Häuser.

Sie reisten eine Zeit lang, doch Elionor hätte nicht sagen können, wie lange, Zeitgefühl hatte sie noch nie gehabt. Doch dann sah Elionor ein großes Gebirge, auf das sie zusteuerten. Und dann flogen sie durch den Stein, einfach in den Berg hinein. Dahinter war ein dunkler Tunnel in den Fels gehauen, durch den die Drachen flogen. Als dieser endete sah Elionor eine wunderschöne Landschaft mit Bäumen, Blumen und Flüssen.

Ich hoffe es gefällt euch :D

DrachenkindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt