Drachengeheimnis

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„Was? Wie? Wo?", schreckte Elionor aus ihrem tiefen Schlaf.
"Aufstehen. Und zwar leise", flüsterte Ferus, der sie unsanft geweckt hatte.
"Warum denn?", grummelte sie verschlafen während sie sich über die Augen rieb.
"Schh", zischte er, hielt ihr den Mund zu und sah sich beunruhigt um. „Nicht so laut."
"'schuldigung", nuschelte das Mädchen und befreite sich von seiner Hand.

Er war noch dunkel und die Lichtung, auf der sie lagen, war bis auf sie, Ferus und Lima leer.
"Was ist jetzt los?", fragte sie als sie sich wacher fühlte.
"Da war wer. Ein Mann. Vorher", antwortete Ferus knapp während er sich umsah.
"Kannst du bitte so reden das ich dich verstehe, also in ganzen Sätzen und mit Zusammenhang", bat ihn Elionor etwas genervt und erhob sich.

"Da war ein Mann und er hat uns beobachtet", wiederholte er und sah sie dabei nicht an.
„Wer sollte uns beobachten?", fragte sie.
Ferus zuckte nur mit den Schultern, doch Elionor wusste dass er an Konrad dachte.

Gleichzeitig und ohne Absprache liefen zu einem der Rucksäcke. Hastig zog ihn Elionor auf und schmiss Pullover und Hosen, die sie von Klaus Wollberger bekommen hatten, beiseite.
Da lagen sie. Die zwei Steine. Einer rot wie Blut der andere grau- grün.
"Siehst du. Sie sind noch da.", meinte Elionor, war aber selbst sehr erleichtert.
Den zweiten Stein hatten sie mit viel Kleidung und Essen von Klaus bekommen. Erst vor kurzen waren sie von dort aufgebrochen um nach Südafrika zu fliegen. Die Zettel mit der Anleitung zum Drachen töten hatten Ferus und sie eingesteckt und trugen sie immer mit sich.

Jetzt da Elionor wach war, konnte sie sich genauso gut ein bisschen umsehen. Sie ging die Lichtung ab, konnte aber nichts sehen. Schließlich beschloss sie wieder zurück zu gehen. Sie legte sich hin und merkte wie sie schläfrig wurde. Sie hörte noch einen Ast brechen, als wäre jemand darauf gestiegen, wusste aber nicht ob es ein Traum oder die Realität war.

Am nächsten Tag war Elionor wegen der nächtliche Aktion sehr müde. Es dauerte eine viertel Stunde um sie aufzuwecken und ewig bis sie aufbrechen konnten. Ferus verlor die Nerven und meinte er würde alleine weiter gehen, doch Lima konnte ihn beruhigen.
"Komm, Elionor. Wir müssen los", sagte Lima.

Elionor, die mittlerweile halbwegs munter war, kam zu ihr und stieg auf. Mit einem Seufzer atmete Elionor die Luft ein und spürte den Wind auf ihrer Haut als sie in die Luft stiegen.

Sie zog die Karte aus ihrem Rucksack und überprüfte nochmals ihren Weg. Zufrieden packte sie sie wieder weg und sah sich um. Sie hatte schon die ganze Zeit das Gefühl beobachtete zu werden.

"Ich fühle mich als würde uns jemand folgen", bemerkte auch Lima.

"Ich auch", stimmte ihr Elionor zu.

"Ich nicht", meinte Ferus nach einiger Zeit der Stille.

"Du hast ja keine Ahnung", sagte Elionor und stand auf. Prüfend suchte sie den Himmel ab. Plötzlich sah sie einen dunklen Schatten, der hinter einer Wolke verschwand. Sie sah ihn nur so kurz, dass sie glaubte sich ihn eingebildet zu haben. Verwirrt setzte sie sich hin.

Ist da was gewesen oder nicht? Beginn ich jetzt schon mir Sachen einzubinden?

Ferus sah sie fragend an und sie schüttelte den Kopf.

"Siehst du. Du hast keine Ahnung", er betonte das ‚du' besonders und drehte sich mit den Worten wieder um. Mittlerweile hatte er seine Angst ein bisschen überwunden und klammerte sich nun nicht mehr dauernd verzweifelt an Lima. Doch ganz hatte er seine Angst nicht vergessen.

Elionor schüttelte den Kopf und sah sich wieder um. Sie war sich sicher, dass jemand hinter ihnen war und sie beobachtete. Doch sie sah niemanden. Der Himmel war bis auf einige Wolken wie leer gefegt. Enttäuscht drehte sie sich wieder um. Vielleicht hatte Ferus doch Recht.

Bis sich der Himmel orange färbte, flogen sie und Elionor wurde das Gefühl nicht los, dass sie verfolgt wurden. Doch immer wenn sie nach sah, war niemand dort. Außerdem konnten Menschen ja nicht fliegen.

Am Abend schob sie den Gedanken weg, da er unsinnig war. Wer sollte sie verfolgen? Konrad konnte nicht fliegen und Helikopter und ähnliches würden sie hören.

Am Abend landeten sie in irgendeiner trostlosen, steinigen Gegend, wo sie über die Nacht bleiben wollten.

Elionor hörte jemanden neben sich tief atmen und wusste dass Ferus schlief. Doch sie konnte nicht einschlafen. Vorsichtig stand sie auf und setzte sich etwas entfernt auf einen Sein. Sie wusste nicht, wie lange sie da saß und den Himmel betrachtete. Irgendwann setzte sich Lima zu ihr. Gemeinsam starrten sie in die Sterne.

"Wie hast du uns eigentlich gefunden?", fragte das Mädchen dann. Es war eine Frage, die sie schon länger beschäftigte.

"Drachen können andere Drachen immer finden. Egal wo sie sind. Das ist ein altes Drachengeheimnis. Du muss dich nur konzentrieren und an den Drachen denken, den du finden willst. Dann weißt du wo du hin fliegen musst", erklärte Lima und obwohl Elionor sie nicht ansah, wusste sie, dass sie lächelte.

"Das heißt, du kannst mich immer finden, egal wo ich bin?", erkundigte sich Elionor.

"Ja, weil du ein Drache bist", lächelte sie.

Bei den Worten durchfuhr Elionor ein wohliges Kribbeln. Sie war ein Drache. Für immer und ewig. Es war ein schöner Gedanke zu diesen starken Tieren zu gehören. Kurz vergaß sie die Sorgen um ihre Familie. Für einen kurzen Moment war sie einfach nur Elionor, das Drachenkind.

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Ich möchte allen danken, die diese Geschichte lesen und dafür stimmen. Ich freue mich über jeden einzelnen.
Besonders danken möchte ich @xXsp33dgirlXxlove.

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