Der Weg zum Ziel

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Es war Ferus gewesen, der darauf gekommen war, dass mit großer Wahrscheinlichkeit auch die Hütte, in der die Steine aufbewahrt werden, mit einem dieser Tunnel zu den anderen verbunden war. Laut ihm gäbe es hunderte von denen, die einem Labyrinth glichen.

Elionors Frage war demnach mehr als berechtigt: „Und wie willst du den Tunnel finden der zu dieser einen Hütte geht, ohne dich zu verlaufen und nicht mehr hinaus zu finden? Mal abgesehen davon, dass wir keine Ahnung haben wo wir sind und wo von hier aus diese Hütte ist."

Auf Ferus Gesicht breitete sich ein Grinsen aus, sichtlich stolz auf den Einfall, den er hatte.
„Was ist mit diesem Drachen Dings, mit dem man andere Drachen finden kann. In der Wüste hat es doch auch geklappt", verkündete er und seine Augen glänzten.

„Ich bin mir nicht sicher", nuschelte Elionor und knetete ihre Hände in ihrem Schoß. Es war eine Zeit lang ruhig dann fuhr sie fort: „Ich habe das noch nie versucht, ich weiß nicht mal genau, wie das funktioniert. Ich könnte es komplett verhauen." Sie seufzte und biss sich auf die Unterlippe, sie mochte es nicht, zuzugeben, dass sie etwas nicht konnte. In gewisser Weise verletzte es ihren Stolz und vor allem Ferus gegenüber war es ihr unangenehm.
„Oho, ein Drache gesteht eine Schwäche", er grinste sie an.
„Nein, ja... also irgendwie doch. Aber es-", stammelte sie herum, wurde aber von ihrem Gegenüber unterbrochen.

„Kein Problem, du musst dich nicht rechtfertigen. Du hast es ja noch nie gemacht, aber ein Versuch ist es wert. Und außerdem ist es unser einziger Ausweg", meinte er und stand lächelnd auf.
Seine da gebotene Hand ignorierend tat Elionor es ihm nach und nickte. Sie schloss die Augen und atmete tief durch.

„Und vergiss nicht was du Lima geraten hast: es ist kein richtiger Drache, also stell dir auch keinen vor. Sonst landen wir am Ende bei Lima oder diesem grusligen Möchtegern Drachen", unterbrach er ihre Konzentration.
Wütend riss sie ihre Augen auf und funkelte ihn an.
„Ok, ok. Ich wollte ja nur helfen", wehrte er ab, hob die Hände und trat einige Schritte zurück

Erneut schloss das Mädchen die Augen, atmete ruhiger und stellte sich die Steine vor. Ihr Bild veränderte sich langsam und sie erschrak, als sie vor ihrem geistlichen Auge ein vollkommen fremdes Bild auftauchte. Ein kleiner, unterbelichteter Raum mit einem kleinen Tisch in der Mitte, ansonsten war er komplett leer, bis auf einen sehr bekannten Rucksack, der auf dem Tisch lag. Es war ihr Rucksack, den sie auf den Ausflug mitgenommen hatten und in den sie die gefundenen Drachensteine gegeben hatten. Zu dem verspürte sie den Drang, die Tür aufzureißen und nach rechts abzubiegen.

Entschlossen öffnete sie die Augen und nickte Ferus zu. Sie wusste wohin.
Dieser verstand das Zeichen und ging zur Tür, die er langsam öffnete und in den Gang blickte. Für einen Moment hielt er inne, dann bedeutete er ihr ihm zu folgen. Im Gang übernahm Elionor die Führung und konzentrierte sich fast schon verzweifelt auf das Bild und die Richtung, sie nahm kaum was anderes wahr und wäre einige Male fast mit einer Wand zusammengestoßen, hätte Ferus sie nicht höflich darauf hingewiesen.

Ferus seinerseits lauschte angestrengt um mögliche Wachen rechtzeitig zu hören. So hörte er auch rechtzeitig die schweren Schritte näher kommen. Panisch sah er sich um, doch in ihrer Umgebung gab es kein Versteck, nur den nackten Fels des Tunnels. Hinter ihnen war auch nichts Geeignetes, darauf hatte er geachtet, und die Abstellkammer war zu weit weg. Also konnte man nur hoffen, dass vor ihnen irgendwo eine Versteckmöglichkeit existierte.

Er schnappte Elionor, die mit zusammen gekniffenen Augen vor ihm ging, am Handgelenk und zog sie mit sich, den Schritten entgegen. Während sie durch den Gang hasteten, musterte Ferus aufmerksam die Wände.
Vor ihnen war eine Wand, von rechts und links mündeten zwei Gänge in den Gang, in dem sie sich befanden. Und in der rechten Wand ihres Ganges befand sich ein Spalt, breit genug um sich hinein zu quetschen.
Er rannte die paar Schritte darauf zu, schubste Elionor in den engen Spalt und folgte ihr.

„Was-", setzte die komplett verwirrte Elionor an, Ferus drückte ihr allerdings die Hand auf den Mund und zischte ein „Schh".
Der kalte Fels bohrte sich in Elionors Rücken, doch jetzt konnte auch sie die Schritte hören, die komischer Weis aus beiden Richtungen zu kommen schienen. Instinktiv hielt sie die Luft an.

Ein Mann rannte an ihrem Versteck vorbei und wenig später hörten die Schritte auf, stattdessen erklang eine raue Männerstimme. „Ich dachte ich hätte Schritte gehört."
„Das hast du dir sicher nur eingebildet. Oder es waren meine Schritte, diese scheiß Gänge hallen wie keine Ahnung was", meinte eine zweite Stimme von weiter weg. „Geh weiter, nichts los."
Die Männer entfernten sich voneinander und langsam verklangen die Schritte.

Elionor folgte Ferus zurück auf den Hauptweg und rieb sich den Rücken, wo der Stein sie aufgeschnitten hatte und wahrscheinlich ein Kratzer zu sehen war.
„Jetzt hab ich den Weg total verloren", schnauzte sie ihn an.
„Wenigstens wurden wir nicht erwischt", erwiderte Ferus ruhig und hielt sich die Schulter.
Elionor schnaubte. „Ging das nicht etwas sanfter", beschwerte sie sich.
„Nein. Erstens, patrouillieren die von zwei Seiten, sodass immer zwei sich entgegenkommen, wie gerade eben, was bedeutet, dass hinter uns auch einer war. Zweitens warst du ja in deiner Traumwelt", scherzte Ferus, doch Elionor war anscheinend nicht zu Späßen aufgelegt.

„Ich war nicht in meiner Traumwelt, ich habe mich darauf konzentriert diese scheiß Steine zu finden, was gar nicht so leicht ist und", sie holte Luft, eine Chance sie zu unterbrechen, die Ferus nutze.
„Ok, ok. Ich hab's verstanden, es war ein Scherz, ok? Also lass uns weiter machen, streiten können wir uns später auch noch."

Und so führten sie ihren Weg fort, nachdem Elionor wieder den Weg hatte, was dieses Mal deutlich leichter ging. Sie liefen durch zahlreiche Gänge, bis sie irgendwann an eine Treppe kamen.
Elionor spürte, dass es nicht mehr weit war und merkte, wie sie augenblicklich aufgeregter wurde.

Nebeneinander stiegen sie die Treppe hinauf, möglichst leise, falls in der Näher irgendwer war. Oben kamen sie an eine Tür, die Elionor mit zitternder Hand einen Spalt breit öffnete. Vorsichtig lugte sie hinein, doch der Raum war leer, bis auf einen Tisch mit dem Rucksack. Es war genau der Raum, den sie in ihren Gedanken gesehen hatte. Aufatmend ging sie in den Raum und warf sich die Tasche über die Schultern und blickte Ferus fragend an.
Wohin jetzt?

Einen Moment standen beide nur da und sahen sich an. Irgendwie war das so einfach und unspektakulär abgelaufen, dass es Elionor etwas aus der Bahn geworfen hatte.

„Dann hauen wir von hier ab", schlug Ferus vor und zuckte mit den Schultern. Er drehte sich um und steuerte auf die Tür zu, die nach draußen führte und direkt neben der Stiege war. Im letzten Moment konnte Elionor ihn stoppen.
„Hast du nicht gesagt, dass die Hütte von außen bewacht ist?", fragte sie vorsichtig nach.
„Stimmt, ja", Ferus schlug sich mit der Hand an die Stirn. „Aber wir müssen da raus. Unten in den Gängen sind nur noch mehr Wachen. Außerdem ist Lima draußen und wir können gleich flüchten", wandte er ein. Elionor nickte zögerlich, denn auch sie befand das als den besten Weg, zumindest besser als wieder durch das Labyrinth aus Gängen, durch das sie ohne ein Ziel nie finden würden.

Mit viel Schwung öffnete er die Tür und rannte hinaus, dicht gefolgt von Elionor mit dem Rucksack. Die Wache vor der Tür brachte einen kurzen Moment um zu begreifen, was gerade passiert war und genau diesen Moment nutzen die Beiden um Abstand zwischen sich und dem Wachmann zu bringen.

„Hey! Stehen bleiben!", befahl er streng und begann ihnen nach zu rennen.
Elionor und Ferus achteten gar nicht auf ihn, stattdessen begannen sie nach Lima zu rufen. Von dem Lärm angelockt oder von der Wache verständigt rannten mehrere Leute auf sie zu, unter ihnen auch Konrad und Doktor Pröck. Es wurden immer mehr, bis es an die fünfzehn waren, die sich in einem Kreis um die beiden Teenager aufstellten, sodass diese nicht entkommen konnten.

Es tut mir schrecklich Leid, dass das Kapitel erst jetzt fertig ist, aber jetzt hat auch bei mir die Schule wieder begonnen...
Ich versuche bis nächsten Montag ein Kapitel fertig zu bekommen, allerdings kann ich nichts versprechen. Auch wird diese Geschichte bald aus sein, ich denke es werden wahrscheinlich noch zwei Kapitel und ein Epilog...

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