Blut auf Schnee im hohen Berge

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„Blut auf Schnee im hohen Berge,...", sagte Elionor langsam und sah Ferus herausfordernd an.
Doch Ferus blickte verwirrt und ahnungslos zurück.
"...wird erwärmen dort die Erde", vollendete Lima den von Elionor angefangenen Satz.
Ferus sah noch immer nicht schlauer aus, doch Elionor und Lima warfen sich verheißungsvolle Blicke zu.
"Was ist? Seid ihr endlich draufgekommen, dass ihr falsch seid?", fragte Ferus ungeduldig.
Darauf brachen die beiden in lautes Gelächter aus.
"Hast-hast du noch immer nicht kapiert...?", lachte Elionor und sah ihn etwas entsetz an.
Ferus blickte sie nur verwirrt an. Er verstand nicht, was die beiden hatten.

"Ferus, verstehst du nicht?", fragte ihn Lima.
"Nein, ich verstehe nicht! Aber wenn ihr beiden es mir erzählt verstehe ich es vielleicht auch!", meinte er genervt von der Geheimnistuerei.
"Typisch Drachen", flüsterte er zu sich selbst.
"Dort wo der Stein liegt erwärmt sich die Erde! Und du hast doch gesagt das die Erde dort warm ist, oder?", erklärte Elionor genervt.
Der ist ja besonders dumm, dass er das nicht versteht! Warum mussten wir ihn überhaupt mitnehmen?, dachte Elionor bei sich und bemühte sich es nicht laut auszusprechen.

Lima stupste Ferus weg und begann mit ihren krallenbesetzten Pranken am Bogen zu scharren.
Elionor eilte ihr zu Hilfe und nach kurzem Zögern stieß auch der noch immer ein bisschen ratlose Ferus dazu. Es erwies sich als äußerst schwer in der gefrorene Erde zu graben. Langsam wurde das Loch immer tiefer, doch sie fanden nichts. Elionors Fingerkuppen waren wund vom Graben und sie hatte mindestens einen Kilo Erde hinter den Nägeln.
Ferus schnaubte verächtlich und begann wieder zu protestieren, was die Sache nicht leichter machte.

Nach einer halben Ewigkeit, wie es Elionor vorkam, hielt Ferus kurz inne. Er schaute in die Grube und dann seine vor Kälte und vom graben roten Finger an, schließlich sagte er: „Ich gebe es auf. Da finden wir nichts."
Mit einer schnellen Bewegung drehte er sich um und ging zum Rucksack.
"Ach komm schon. Die Erde wird immer wärmer. Glaubst du nicht das wir in gleich haben", versuchte ihn Lima zu überzeugen.
Dock Ferus schüttelte stur seinen Kopf, wobei ihm seine braunen, halblangen Haare in Gesicht fielen und meinte: „Ihr könnt gern weiter machen. Ich betrachte die Sache als sinnlos. Wenn ihr klug seid gebt ihr auch auf." Mit den Worten wandte er sich ab, strich sich energisch die Haare aus dem Gesicht.

Elionor überlegte auch schon ob sie aufgeben sollte, doch Lima sah sie hoffnungsvoll und aufmunternd an und so entschied sie sich, ihr zu helfen."Gebt doch auf. Lasst uns woanders suchen. Hier ist nichts. Hab ich doch von Anfang an gesagt", Ferus nörgelt in einem durch. Er fand immer wieder einen Grund warum er meckern konnte. Elionor achtete gar nicht mehr auf ihn, obwohl auch sie langsam die Hoffnungslosigkeit überkam. Doch das Mädchen kämpfte gegen sie und ließ es keinen wissen, da sie sich in gewisser Weiße dafür schämte. Sie war schließlich dafür gewesen, dass sie in den Himalaja flogen.

Elionor achtete gar nicht richtig darauf, was sie tat. In Gedanken war sie nicht bei dem Drachensteine sondern bei ihrer Familie. Wie es ihr wohl jetzt ging? Bis sie schließlich auf etwas Hartes stieß und aus ihren Gedanken gerissen wurde.

Überrascht stieß sie einen spitzen Schrei aus. Unter ihren tauben Fingern war ein Stein zu sehen. Er war schmutzig und wirkte äußerst unscheinbar.

Ferus eilte herbei und forderte: „Was hast -„

Er brach mitten in Satz ab, da Elionor auf den Stein gezeigt hat. Vorsichtig kratze sie mit ihrem Nagel über die Oberfläche. Dort wo Elionor den Dreck abgekratzt hatte, war jetzt ein roter Kratzer. Der Stein war warm, beinahe heiß, und strahlte ein warmes, rotes Licht aus. Ferus steckte langsam seine Hand aus und berührte den Stein leicht. Sofort zog er seinen Arm zurück.

"Das ist brennend heiß!", brüllte er und legte seinen Hand in den kühlen Schnee.

Elionor musterte ihn verwundert und streichelte dann auch über den Stein. Er war warm, aber sie verbrannte sich nicht.

"Es heißt nur Drachen können mit bloßer Haut ihr eigenes Blut angreifen, da sich Menschen daran verbrennen. Ich habe nie daran geglaubt, aber anscheinend ist es wahr", meldete sich Lima mit einem leichten Lächeln zu Wort.

Ferus blickte sie finster an, als sie den Stein ausgraben. Er war ungefähr so groß wie Elionors Hand, aber zu schwer um mit einer Hand getragen zu werden.

"Er besteht nur aus Drachenblut, das speziell bearbeitet wurde. Ich habe nie geglaubt, dass nur Drachen ihn berühren können. Sowieso haben wir die Drachensteine halb vergessen über die Jahre. Konru war der einzige Drache, der je ermordet wurde und Blut verlor", meinte Lima niedergeschlagen als sie den Stein betrachtete.

"Das ist der Grund warum Cora damals wollte, dass ich sie dort liegen lasse. Sie wusste, dass sie nicht sterben konnte", sagte Elionor, die ihre erste Begegnung mit einem Drachen nicht vergessen hatte.

Lima nickte und sah verdrossen auf den roten Stein.

"Also darin steht nur eine Menge darüber, wie man einen Drachen ermordet", meinte Elionor, die sich die Zettel ansah, die unter dem Stein begraben waren. Sie zeigten Skizzen von toten Drachen und Blut, das zu einem Stein verarbeitet wird.

"Ich will es gar nicht wissen", sagte Lima kopfschüttelnd.

"Wo gehen wir als nächstes hin?", wollte Ferus wissen, der bis jetzt noch nichts gesagt hatte.

Elionor holte die Hinweiszettel heraus und las den nächsten vor.

„Dort wo Kuh und Stier heilig sind und wo der Heilige das Land verlässt um in das Meer zu gelangen."

Ferus und Lima starrten sie ahnungslos und verwirrt an.

"In Indien sind Kühe heilig", meinte Elionor nachdenklich, „aber ich hab keine Ahnung was mit dem ‚Heiligen' gemeint ist."

Eine Zeit lang saßen alle in Gedanken versunken da bis Ferus dann langsam die Worte wiederholte: „...und wo der Heilige das Land verlässt um in das Meer zu gelangen."

Ferus blickte die anderen an, doch in beiden Gesichtern sah er nur Verwirrung und Ahnungslosigkeit.

"Um ins Meer zu gelangen. Wer will bloß ins Meer?", fragte er mit einem gespielt überlegenden Unterton. „Ein Fluss!", sagte er dann laut, als ihm niemand antwortete, und sein Gesicht nahm einen zufriedenen Ausdruck an.

"Ja, das passt. In Indien sind Kühe heilig und es gibt den heiligen Fluss Ganges. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube er verlässt Indien und fließt in Bangladesch ins Meer", meinte Elionor und zog die Karte aus ihrem Rucksack. Sie zeigte den beiden die Mündung des Ganges ins Meer und die Stelle, an der er Indien verlässt.

"Na dann, nichts wie los", sagte Lima mit einem zufriedenen Lächeln und die beiden stieg auf, froh aus der Kälte fliehen zu können. Lima erhob sich in die dunkle Nacht bis nichts mehr von ihr zu sehen war.

Tut mir wirklich leid, dass ich so lange nichts geupdated habe. Dafür ist das Kapitel ein bisschen länger:)
Ich hoffe es hat euch gefallen und ich würde mich über jedes eurer Kommentare freuen;)
Ich bin mir nicht sicher ob ich im Urlaub WLAN habe, also könnte es sein, dass ich wieder länger nicht updaten kann.

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