Familienangelegenheiten

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Elionor rückte näher an die Wand und musterte sie genauer.
Irgendwo muss es einen Ausweg geben!

Sie biss sich auf die Unterlippe, während sie unter Ferus Blick die grobe Wand abtastete. Sie hörte wie die Schritte vor ihnen immer lauter wurden und die Personen somit immer näher kamen. Auf einmal spürte sie eine Ritze im Stein und besah sie sich genauer. Sie gehörte zu einer perfekt im Stein eingelassenen Tür, die man, wenn man nicht wusste, dass sie da war, nicht sah. Rasch öffnete sie diese einen Spalt und zog Ferus am Handgelenk mit sich. Sie versuchte die Tür möglichst leise zu schließen und drückte dann ihr Ohr daran um zu hören, ob die Schritte verklungen waren. Doch die Tür war zu massiv und so konnte Elionor nur ihren und Ferus Atem hören. Trotzdem wartete sie noch einige Minuten bevor sie sich an Ferus wandte.

„So, was hast du so herausgefunden?", fragte sie und tastete die Wand neben der Tür ab. Der Raum war komplett dunkel, sodass sie nicht mal ihre eigene Hand erkennen konnte. Doch nach einiger Zeit fand sie, wonach sie gesucht hatte. Sie drückte auf den Lichtschalter und eine nackte Glühbirne, die von der Decke hing begann ein schwaches, gelbliches Licht von sich zu geben.

Neugierig musterte Elionor den Raum. Es wirkte als wären sie in einer Abstellkammer gelandet. Vor drei der vier Wände standen wacklige Regale, die wirkten als hätte man willkürlich irgendwelche Holzbretter zusammengeschraubt, Besen, Fetzen und Kübel waren in allen Formen, Farben und Größen vertreten, Kisten türmten sich in jeder freien Ecke.

Elionor setzte sich auf den Boden und lehnte sich an die Wand, vor der kein wackliges Regal platziert worden war. Ferus musterte das Chaos mit Misstrauen, als befürchtete er, Konrad Williston würde jeden Moment hinter einem der Kartonstapel hervor springen. Schließlich setzte er sich Elionor gegenüber, warf aber noch immer beunruhigte Blicke über seine Schulter.

„Hier ist niemand, beruhig dich. Erzähl mir lieber was du in der Zeit herausgefunden hast. Meine Geschichte kennst du ja grob, aber was hast du so gesehen. Du wart ja länger da oben unterwegs", forderte Elionor und ihre Augen funkelten vor Neugierde.
„Da wäre ich mir nicht so sicher", sagte er und blickte sich ein letztes Mal verunsichert um, dann begann er zu erzählen. „Also, wenn die Drachensteine nicht in dem Raum waren, müssten sie in einer der Hütten sein und ich glaub ich weiß in welcher."
„Warum glaubst du das zu wissen?", unterbrach Elionor ihn.
„Weil es die einzige ist, die von außen bewacht wird. In allen anderen sind die Wachen drinnen postiert, nur bei der einen stehen vor dem Eingang zwei Wachen. Die Hütten sind vermutlich alle durch Gänge verbunden und so ziemlich alle werden bewacht", erklärte er. „Ich frage mich, woher Konrad all die Leute hat."

Für einige Momente herrschte Stille, dann meinte Elionor zögernd: „In meinem Heimatort leitet er eine Vereinigung. Niemand weiß genau, was die Leute, die dazu gehören machen oder wozu die Vereinigung gegründet wurde, doch manchmal sieht man sie beim Training. Dann kämpfen sie mit Schwertern und so. Für mich hat das nur immer bestätigt, dass Konrad ein schräger Typ ist, doch jetzt ergibt es Sinn. Er hat sein Leben lang darauf hin gearbeitet, sein Leben lang einen Plan geschmiedet."

„Du hast vorher gesagt, dass er das alles wegen mir macht. Was meinst du damit?", fragte Ferus leise. Er war sich nicht sicher, ob er die genaue Bedeutung wissen wollte und Elionor merkte das.
Sie wusste, dass die Situation für Ferus nicht leicht war. Sie selbst hatte immer eine Familie gehabt und gedacht, sie wüsste alles über sie, was es zu wissen gab. Und jetzt tauchte ein Verrückter auf, der vorhatte einen neuen Teil ihrer Familie zu töten und behauptete etwas über ihre Mutter zu wissen, wovon sie keine Ahnung hatte. Familien konnten manchmal kompliziert sein und zu deiner verletzlichen Stelle werden.

„Er hat mir erzähl, warum er alle Drachen umbringen möchte. Er hat all die Jahre geglaubt, die Drachen hätten dich umgebracht und wollte sich dafür bei ihnen rächen. Jetzt, da er weiß, dass du lebst, denkt er die Drachen hätten dich ihm weggenommen und verwendet das als neuen Grund", erklärte sie möglichst einfühlsam und sanft.

Ferus nickte daraufhin schwach, hielt seinen Blick aber auf den Boden direkt vor sich gerichtet. In dem Versuch ihm zu zeigen, dass sie seine Situation irgendwie verstand und mitfühlte, strich ihm Elionor versucht beruhigend über die Schulter. Ferus schüttelte ihre Hand aber ab, hob seinen Blick und strich sich die Haare aus dem Gesicht. Elionor bemerkte genau, dass er versuchte sich nichts anmerken zu lassen und alles überspielte und sie spielte mit. Er nickte noch einmal, dann entstand eine Pause.

Elionor brannte eine Frage auf der Zunge, allerdings wusste sie nicht, ob jetzt der richtige Zeitpunkt war und ob Ferus überhaupt eine Ahnung hatte. Schließlich sprudelte die Frage aus ihr heraus, bevor sie sich stoppen konnte. „Konrad hat auch irgendwas über meine Mutter gesagt, es gibt irgendwas, dass ich nicht weiß. Er hat sowas auch schon vorhin angedeutet, als wir noch in Rio waren. Weißt du was das sein könnte?" Sie wusste, dass sie alles zusammen gemischt hatte und hätte sich nicht gewundert, wenn Ferus sie nur verwirrt angesehen hätte. Doch zu ihrer Verwunderung schien er genau zu wissen was sie wissen wollte.

Diesmal war es an ihm die Antwort möglichst schonend zu erzählen. „Ähm, naja. So genau weiß ich es auch nicht, aber ich weiß, dass es mehrere Drachenkinder gab. In fast jeder Generation eins. Dieses Gen oder Drachendasein wird vererbt."

Elionor sah ihn mit großen Augen an. „Heißt das meine Mutter war- nein ist auch ein Drache?", fragte sie mit trockener Stimme.
Langsam nickte ihr Gegenüber und fügte hinzu: „So weit ich weiß ja. Ab und zu haben einige Drachen etwas über sie oder ihre Mutter geredet."
„Und... sie hat nie etwas gesagt", meinte Elionor und es enttäuschte, verletzte sie. Jahre war sie ihr so nahe gewesen wie fast niemand- und sie wusste nicht davon, hatte nie etwas gemerkt. Sie schaute Ferus tief in die Augen und versuchte herauszufinden, was er wusste.

Ferus konnte genau sehen, dass ihre Augen von Tränen nass waren, sprach sie aber nicht darauf an. Ihm war es vor wenigen Minuten nicht anders gegangen und so wartete er bis sie das Wort ergriff.
„Und", fing sie dann mit kratziger Stimme an, räusperte sich und fuhr fort, „Und weißt du wieso sie weg von den Drachen gegangen ist? Wieso sie mir jahrelang nie etwas davon erzählt hat?"
Ferus schüttelte den Kopf. „Nein, darüber hat keiner geredet. Aber ich denke auch, dass es besser wäre, wenn du sie selbst fragt."

Elionor nickte verstehend und wischte sich verstohlen über die Augen. „Ja. Ja ich glaube da hast du Recht. Aber jetzt sollten wir uns besser auf die Situation und die Drachensteine konzentrieren. Ein reichlich unpassender Moment um solche Sachen zu besprechen", sagte sie hastig und lachte. Ferus merkte, dass sie von sich und dem Thema ablenken wollte, ihr Lachen klang irgendwie falsch. Allerdings hatte sie Recht, es war reichlich unpassend und eigentlich waren sie ja hier um die Drachensteine zurück zubekommen.
Also lächelte auch er kurz und schlug dann vor einen neuen, besseren Plan zu schmieden.

Spät aber doch, ein neues Kapitel am Montag.
Es tut mir wirklich Leid und ich entschuldige mich nochmal, weil es vielleicht nicht alle gelesen haben, aber ich war auf Trainingslager und es ging sich leider nicht aus ein Kapitel zu schreiben.
Ich hoffe euch gefällt das neue Kapitel, ist vielleicht nicht unbedingt spannend aber es wurden einige Fragen gelöst ;D
Was haltet ihr von dem Kapitelnamen? Ich war mir lange unsicher, ob er passt...
Ich würde mich sehr über eure Meinungen zu dem Kapitel oder allgemein zur Geschichte freuen, ihr könnt mir gerne sagen, was euch stört oder was ich falsch mache. Würde mich freuen.

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