Call no. 8 / pt. 2

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"Ich will nicht, dass du normal bist."

"Was willst du dann?", stellte er mir die eine Frage, über die ich schon nachgedacht hatte.
Was wollte ich eigentlich?

Wollte ich, dass er aufhörte, da es furchtbar war oder wollte ich, dass er aufhörte, damit ich ihn mit einem guten Gewissen mögen konnte?

Denn trotz all seinem Grauen, ich konnte ich nicht nicht mögen.
Ich mochte ihn allein schon wegen seiner tiefen Stimme, die mich beruhigte und gleichzeitig auch erzittern ließ.
Ich mochte ihn wegen der Art, wie er sprach, bis hin zu der Weise, wie zart er sein konnte, ohne dass er es wusste.
Ich mochte ihn wegen seiner Denkweise, die etwas anders war, und einem Teil seiner Geschichte, den ich kannte.

"Ich könnte dich auf der Stelle raus werfen.", drohte ich ihm. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Wollt mich nicht so klein fühlen. Als wäre ich ein Niemand.

"Du wirst mich nicht raus werfen."

"Und wieso nicht?"

Er lehnte sich zu meinem Ohr herunter. Seine Stimme war leise und rau, bis hin zu so tief, dass es fast unmöglich schien.

"Weil du mich magst.", prallte sein heißer Atem gegen meine Haut. Ich sog die Luft scharf ein, die mit seinem Geruch benebelt war.

Mit einem schiefen Lächeln, das seine Lippen hob, schaute er mir in mein Gesicht, das ihn mit einen Ausdruck von Horror und Wahrheit angesehen haben musste.

Weil er recht hatte, und ich zu verloren war, um es auszusprechen. Um zu dieser Aussage mein Ja zu geben.

Ich hatte Angst davor, dass wenn ich mich auf ihn einließ, ich wie er wurde, und wenn ich es nicht tat, ich mir nicht verzeihen und es bereuen würde.

Mein Leben lief seit Jahren nur denselben Weg, nie gab es eine aufregende Ausnahme.
Ich nahm mir seine Anwesenheit als die Ausnahme. Die Tatsache, dass ich für ihn die Eine war.

Ich schaute ein letztes Mal in das Blau seiner Augen, meine Wut wie davon gewaschen. Er betäubte mich. Es waren nicht die Dinge, die er tat, es war einfach nur er. Er betäubte mich.

Ich entriss mich seiner Nähe, lief vor ihm weg, in mein Schlafzimmer, und suchte mir irgendeine Aufgabe, die mich von ihm ablenken würde. Doch alles was ich roch, war sein Geruch. Alles was ich sah, war das Blau seiner Augen, ganz egal wohin ich auch schaute. Ich hatte ihn immer wieder vor Augen, geistig vor Augen. Als hätte er sich in mein Gehirn gebrannt.

Er machte mich verrückt.

"Sag mir den Augenblick, in dem du gewusst hast, dass du mich magst!", rief er mir nach. Ich hörte seine Schritte längst in meinen Hacken kleben.

Meine Finger suchten sich den Kontakt zu der Wäsche, die noch gewaschen werden musste. Ich stopfte sie nach und nach in die Waschmaschine, um mich von seiner Fragen abzulenken.

Es wurde noch schwerer, als er mich erreichte und weiter sprach.

"Nenn mir den Moment, in dem du wusstest, dass du mich nicht gehen lassen würdest, weil du zu sehr in mich vertieft warst. Weil ich dein Leben bereits beherrscht und verändert hatte."

Ich atmete tief ein und aus, stopfte weiter die Mengen an Wäsche in die Maschine, um ihn nicht ansehen oder ihm antworten zu müssen.

"Weil dein Leben sich bereits nur noch um mich gedreht hat. Weil du zu vertieft in meinem Leben warst. Weil du etwas interessantes entdeckt hattest."

Ich sagte nichts.

"Lucy"

Ich sagte wieder nichts.

112 Where stories live. Discover now