16.Kapitel

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Völlig in Gedanken versunken saß ich vor dem großen Spiegel in meinem Zimmer und dachte über die letzten Wochen nach. Ich hatte mich verdammt gut hier eingelebt und hatte sogar ein paar Freunde gefunden. Kathy war mittlerweile eine super Freundin und auch Ron und Jasper hatte ich in mein Herz geschlossen. Irgendwie.
Doch eines störte mich, wovon ich nie gedacht hätte, dass es mich jemals stören würde: Ich war als Vampir so eingeschränkt. Kaum gejagt in den letzten Wochen und hatte jetzt einen ziemlich großen Drang dazu. Ich vermisste es einfach. Ich vermisste diese verdammte Macht und ironischerweise vermisste ich das Lebensgefühl, wenn ich jemanden das Leben aussaugte. Ich, als Toter, vermisste das Lebensgefühl dabei.  Jasper und Ron würden das ja sowieso nie erfahren, oder?
Entschlossen betrachtete ich mein Spiegelbild. Alleine bei den Gedanken fingen meine braunen Augen an zu strahlen und meine Eckzähne wurden immer wie spitzer. Ja, ich würde heute definitiv jagen gehen.

„Mirii. Abendessen!" Max' Stimme riss mich plötzlich aus meinen Gedanken. Genervt verdrehte ich meine Augen und antwortete: „Esst doch bitte ohne mich. Ich gehe spazieren und ach, ich hab sowieso keinen großen Hunger." Fließend ging die Lüge über meine Lippen. Zum Glück hatte ich mit Lügen nie ein allzu großes Problem, sonst wäre mein Geheimnis wohl nicht wirklich sicher.
„Schon wieder? Wenn du meinst. Du isst in letzter Zeit aber selten zu Abend." Weil ich abends immer eine Blutkonserve hatte und deswegen keinen Hunger habe. Hätte er mir sicher geglaubt.
Seufzend ging ich die Treppen runter und sah dort einen etwas enttäuschten Max stehen. „Es tut mir Leid." „Mirii. Ist irgendwas los mit dir? Hast du eine Essstörung oder sowas?" War das jetzt sein Ernst? „Maximilian Franziskus. Ich esse für mein Leben gern, nur abends eben nicht mehr – Erklärung genug?"
Als Antwort machte er den Weg zur Haustür frei und strich sich zweifelnd über seinen Bart. Naja, eher über seinen Bartansatz.
Bevor ich die Tür hinter mir zuschlug, hörte ich noch ein „Tschüss" von meinen Eltern und dann war ich weg.

Die kühle Abendluft schlug mir entgegen. Für Mitte November war es schon recht kalt, doch das machte mir gar nichts aus. Entschlossen ging ich zu einem kleinen Park in der Nähe unserer Wohnung. Hier trieben sich meistens nur sehr wenige Leute herum, aber doch hatte ich ihn noch nie völlig leer gesehen.
Geschickt schlich ich mich hinein und erblickte auch sofort ein potenzielles Opfer. Schnell scannte ich ihn von oben bis unten durch. Mal wieder ein Mann, welcher normal gebaut war und braune Haare hatte. Er sah ziemlich müde vom Tag aus, was es natürlich leichter machen würde und ich schätzte ihn auf Mitte 20.

Ich setzte mich auf eine Bank vor einem Baum, welcher einen ziemlichen umfangreichen Stamm hatte, und wartete bis er vorbeiging. Als dies geschah, zog ich ihn blitzschnell hinter jenen Baum und drückte ihn mit etwas Kraft gegen den Stamm. Der war ja mal ein Fliegengewicht!

„Wa..a..ähs?" Stotternd sah er mich mit großen Augen an. Ich grinste selbstgefällig. Hach,hatte ich das vermisst!
„Ich wünsche auch einen guten Abend." Meine Stimme klang zuckersüß.
Seine Augen waren geweitet vor Angst. Eigentlich sollte er sich glücklichschätzen, da es für ihn heute schnell gehen würde. Nach so einer langenDurststrecke hatte ich kaum Geduld.

"Keine Sorge, es wird dir gefallen. Es gefällt jeden!" Wieder kam ein selbstgefälliger Lacher aus mir. Und dann biss ich auch schon zu – Mein Geduldsfaden hatte nämlich gedroht zu reißen.

Sofort spürte ich das Leben in mir. Das Blut, welches mich wieder stärker machte. Faszinierend, oder? Die rote Flüssigkeit rann langsam an seinen Hals herunter und ich wollte sie schon aufsaugen, als ich abrupt aufhörte, da ich jemanden meinen Namen rufen hörte.

„MIRANDA? Sag mal, geht's dir eigentlich noch gut? Du spinnst doch!" Erschrocken drehte ich mich um.

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Huhu! Ich hoffe, ihr seid alle gut ins neue Jahr gerutscht? :) 

Feedback wäre prima! :3

Grüße an euch gehen raus,
Nyxcheen

Unsterblich: Plötzlich Vampir?Where stories live. Discover now