1.Kapitel

5.4K 226 24
                                    


„Max! Muss man dir immer alles zweimal sagen? Hilf deiner Schwester beim Packen!", rief meine Mutter hektisch und gestresst. Es war ihr erster Umzug und sie konnte mit neuen Situationen auch nicht allzu gut umgehen. Ich musste zwar auch einmal klarkommen, doch es ging mir erheblich leichter, obwohl Edinburgh, unsere zukünftige Heimatstadt, nicht gerade um die nächste Ecke lag.
„Ja, Max! Hilf deiner armen Schwester mal.", rief ich ihm schadenfroh zu. Ich war zwar stark genug für all das, aber dennoch ließ ich es mir nicht zweimal sagen, wenn es darum ging, meinem Bruder zusätzliche Arbeit aufzuhalsen. Geschwisterliebe eben! Früher hätte ich es wohl nicht selbst geschafft. Mein Zimmer war nämlich voll mit sämtlichen Klunker, den man nicht unbedingt brauchte und der verdammt schwer war. Doch dank meiner glorreichen Verwandlung in eine, mittlerweile für mich, reale Gestalt, wurde ich um einiges stärker und man sah es mir nicht an. Das war verdammt praktisch!

Mittlerweile war ich seit gut einem halben Jahr eine ‚surreale Gestalt' und ich konnte mein Geheimnis gut verbergen. Ich hatte sogar einmal auf meiner nächtlichen Jagd durch London einen 168 Jahre alten Mann getroffen, der dank des Vampirseins wie 18 aussah, da man, wie ich von ihm erfuhr, nur bis 18 alterte. Das war super. Er hatte mir auch die wichtigsten Dinge erklärt und dann war er aber auch sofort wieder verschwunden. Ganz hatte ich dieses Mysteriöse ja noch nicht verstanden, aber das wird hoffentlich noch. Doch eines hatte ich mir eingeprägt: Wenn die Temperatur über 30 Grad war, konnte man auf mir grillen, so heiß wurde meine Haut. Leider hatte ich das schon mal miterlebt. Somit war ich auch sehr froh, dass wir nach Edinburgh ziehen würden, was in Schottland lag und nicht in irgendeine Stadt, wo das Wetter rund um die Uhr so war. Da könnte ich mir mein eigenes Grab schaffen. Manchmal war ich ziemlich unglücklich so zu sein, doch dann überkam mich wieder das Glücksgefühl, wenn man Macht über andere hatte. Übernatürlich war. Traurig, oder?

Plötzlich wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, da mein Bruder etwas genervt brüllte: „Miranda kann den Scheiß auch ohne mich, ich muss ja mein Zeug auch runterbringen." Manchmal konnte er einen schon leidtun, aber nur manchmal.

Endlich war alles in einem riesigen Umzugswagen verstaut, in welchem wir uns jetzt auch vorne reinsetzten. Los gingen 8 Stunden Autofahrt. Ich für meinen Teil musste ja Schlaf nachholen, also lehnte ich mich einfach zurück und döste für ein paar Stunden.

Während der Fahrt war meine sonst so aufgedrehte Familie ziemlich leise, da jeder seinen Gedanken nachging. Ich würde London nicht wirklich vermissen, vielleicht ein paar meiner Freunde, aber ich freute mich eigentlich auf das neue Leben und deswegen zog ich einfach einen Schlussstrich. Mit den echten Freunden hielt man sowieso den Kontakt.

Nach einer mittlerweile ellenlangen Fahrt kamen wir endlich vor einem süßen Häuschen im Inneren Teil von Edinburgh zu stehen. Es hatte eine braune Fassade und vor dem Fenster waren Blumenkästchen. Man sah auch vor einer der Fenster einen kleinen Balkon.

„Das sieht ja in echt noch viel niedlicher aus", quietschte ich, als ich unser neues Zuhause sah. Mein Bruder stimmte mir ebenfalls begeistert zu und meine Eltern holten lachend den Schlüssel aus dem Auto. Gespannt schloss meine Mum die Tür zum Häuschen auf und ich lief sofort in das Zimmer, welches für mich ausgemacht war. Es hatte eines dieser coolen Fensternischen und ich hab von Anfang an klargestellt, dass dies mein Zimmer sein sollte.

Den restlichen Abend waren alle damit beschäftigt es sich häuslich einzurichten und zwei Stunden später sah ich mich zufrieden in meinem Zimmer um. Die Fensternische hatte ich mit Polstern zugekleistert und der Rest sah irgendwie aus wie das typische Zimmer von Ikea, nur waren meine Möbel größtenteils schwarz und nicht weiß. Und mit meinen Büchern, Kerzen und viele weitere Dinge, verlieh ich dem Zimmer meine ganz persönliche Note.

Plötzlich spürte ich ein Ziehen in meinem Mund und auch ein leichtes Knurren in meinen Bauch. Schmerzvoll spürte ich wie meine Eckzähne länger wurden. Erst jetzt wo ich nicht mehr beschäftigt war, bemerkte ich wie hungrig ich war und ich hatte gerade verdammte Lust auf Jagen. Frisches Blut. Jetzt. Nicht diesen Scheiß, den ich zur Not in Konservendosen aufhielt. Ich liebte es zu jagen.


Noch einen schönen Abend euch allen!

Feedback?

Nyxcheen :)

Unsterblich: Plötzlich Vampir?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt