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,,Ich hätte ja gerne schon gestern mit dir geredet, aber du warst nicht in deiner Wohnung. Wo warst du?" Hermine ließ sich auf ihre Couch sinken und zog ihre braunen Stiefel aus, welche ihr bis zur Wade gingen. Sie streckte ihre Füße und führte ihre Hände zum Nacken, damit sie ihn massieren konnte. Es war ein stressiger Tag gewesen, das Ministerium hatte nicht davor gescheut, ihr zusätzliche Arbeit aufzugeben, die sich jetzt in ihrer Tasche stapelte und bearbeitet werden wollte. ,,Ich hatte einen Termin", log sie und lehnte ihren Kopf zurück. In Wahrheit war sie bei Draco gewesen und hatte mit ihm ein paar schöne Stunden verbracht, aber das konnte sie Harry nicht erzählen. Und Besagter stand unschlüssig in dem kleinen Raum herum und drehte Däumchen.

,,Ach, ähm, willst du dich setzen?", stotterte sie eilig und stand hastig auf, um irgendetwas zu tun, was nicht mit rumsitzen zu tun hatte. Harry war zwar ihr bester Freund, aber dennoch immer noch ein Gast, wenn er ihre Wohnung betrat. Das hieß, dass sie gastfreundlich sein musste, und das wiederum bedeutete, dass sie ihm seinen Mantel abnehmen, ihm einen Sitzplatz anbieten und Kaffee kochen musste. ,,Du wirkst ziemlich beschäftigt", sagte er, während er sich in einen Sessel sinken ließ und Hermine seine Jacke an einem Kleiderständer nahe der Wohnungstür hängte. ,,Nur das Ministerium, weiter nichts. Also, was wolltest du? Entschuldige, dass ich eben kurz abwesend war, ich weiß wirklich nicht, woran das liegt." Die Kaffeemaschine gab ein leises Summen von sich, als sie den Knopf drückte und sich zu ihrem Gast umdrehte.

,,Ich kann auch wieder gehen, wenn du willst, du wirkst ziemlich gestresst und überarbeitet und ich wollte dich nicht stören..." Er erhob sich, doch sie machte eine wegwerfende Handbewegung. ,,Nein, mir geht es gut. Arbeit eben und du weißt, ich liebe Arbeit." Er nickte und ließ sich wieder in das weiche Polster sinken, welches unter seinem Gewicht leicht nachgab. ,,Also, ich habe gestern überlegt, was ich zu Ginny sagen könnte. Den ganzen Abend lang." Sie holte zwei Kafeetassen aus dem Schrank und stellte sie unter die Maschine. ,,Und... Nunja, wie soll ich sagen - ich habe zwar Argumente, allerdings weiß ich nicht, wie ich sie passend ausformulieren soll. Sie könnte das auch vollkommen falsch verstehen, und irgendetwas falsch interpretieren und dann wäre es endgültig aus. Deshalb dachte ich mir, dass du darin ganz gut sein müsstest. Dinge richtig formulieren, du weißt schon?"

Sie nahm die Kaffeetassen und stellte sie auf dem Tisch ab, ehe sie sich Harry gegenüber setzte. ,,Du bittest mich um Hilfe?" Er neigte den Kopf hin - und her, bevor er schließlich nickte. ,,Ja. Ja, ich brauche deine Hilfe, Hermine", sagte er entschlossen und nahm einen großen Schluck aus der, mit blauem Muster verzierten, Kaffeetasse vor ihm. ,,Okay. Du sagtest, du wüsstest nicht, wie du deine Argumente richtig formulierst. Nenn mir die, die du noch hinzugefügt hast." Er schluckte schwer, das konnte sie an seinem Hals sehen. ,,Du hast keine, nicht wahr?", seufzte sie und verschränkte die Hände im Schoß, während er kleinlaut nickte. ,,Dann müssen wir uns eben auf die gestrigen berufen. Also, unser - oder vielmehr dein - Hauptargument war, dass du eure tiefe und innige Beziehung nicht einach so wegwerfen willst."

Er nickte. ,,Ganz genau. Aber wenn ich das ausspreche, hört sich das so an, als hätte ich das auswendig gelernt. Und das wird sie wohl kaum überzeugen, zu mir zurückzukehren."

,,Du weißt schon, dass du zu ihr zurückkehrst und nicht sie zu dir?" Er rollte mit den Augen. ,,Spielt doch keine Rolle. Lass uns weitermachen." Sie verbiss sich den Kommentar, dass er gar nicht in dieser Situation wäre, wenn er nicht geblendet von seinem Schmerz Schluss gemacht hätte. Sie legte den Kopf schief, warf einen Blick auf ihn und dann auf den hölzernen Beistelltisch neben dem Sofa, auf dem Harry saß. Darauf befand sich ein gerahmtes Foto von Ron, Harry und ihr. Es war ungefähr ein Jahr nach der Schlacht entstanden. Sie hatten alle im Fuchsbau gewohnt, und auch wenn es manchmal ein wenig eng geworden war, war es nie zu voll gewesen. Sie hatten sich gegenseitig unterstützt und sich hochgezogen, wenn die Erinnerungen sie eingeholt hatten. Harry hatte einen Aushilfsjob in einer Muggel-Bibliothek angenommen. Er wollte Abstand zur magischen Welt und hatte seine Vorliebe zu klassischen Krimis entdeckt. Ron hatte George bei seinem Scherzartikelladen unterstützt und da Hermine die Stille nicht ertragen hatte, hatte sie in einem Cafe der Muggel ausgeholfen. Während dieser Zeit waren Harry und Ginny sich wieder näher gekommen, bis sie schließlich der ganzen Familie von ihrer Beziehung erzählt hatten. Mrs Weasley hatte Harry freudig in die Arme geschlossen, George und Bill hatten applaudiert und Mr Weasley hatte sein Butterbier erhoben und einen Toast angestimmt.

Zufall mit HindernissenWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu