22. Auf Wiedersehen!

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Ich umarmte Karen. Tränen standen in meinen Augen und auch sie schluchzte.
"Es war so schön, dass ihr da wart."
Flüsterte sie und wischte sich über die nasse Wange.

"Ja. Kommt uns nochmal besuchen." Manuel nahm mich in den Arm.

"Auf jeden Fall. Danke, dass wir bei euch sein durften." Sagte ich und löste mich von Manuel.
Ich lächelte Aaliyah an, sie lächelte zurück und wir umarmten uns.

"Wir sehen uns noch!" Shawns Arme legten sich um meine Hüfte und ich vergrub mein Gesicht in seinem Pulli.
Ich würde ihn echt vermissen.
Ich würde alle vermissen.

Shawn lächelte mich an und ich verstrubbelte ihm liebevoll die Haare, bevor ich aus der Tür ging.
Hayes stand neben mir. Seit gestern Abend hatten wir kein Wort mehr gewechselt. Und ehrlich gesagt hatte ich auch keine Ahnung was ich ihm sagen sollte.

Schweigend liefen wir zum Taxi und packten unsere Sachen in den Kofferraum. Wir stiegen ein und winkten meiner Familie zum Abschied.

"Bis zum Flughafen, bitte." Sagte Hayes und der Fahrer nickte.
Der Wagen parkte aus und fuhr los.
Die gesamte Fährt erschien mir langgezogen, aber wahrscheinlich lag das daran das Hayes und ich nicht miteinander sprachen.

Am Flughafen angekommen gingen wir zum Check-In und liefen durch diverse Sicherheitskontrollen, bis wir endlich an unserem Gate saßen.

"Wir müssen reden." Sagte ich, nach einiger Zeit.

Er musterte mich ein wenig befremdend, nickte jedoch schwerfällig.

"Ich-" Fing ich an, doch er unterbrach mich.

"Ich will nicht, dass du etwas sagst was du nicht fühlst nur weil du Mitleid mit mir hast oder so." Sein Blick war unergründlich.

Perplex starrte ich ihn an. Ich hatte gar kein Mitleid mit ihm. Eigentlich hatte ich nicht einmal eine Ahnung wie ich ihm gegenüber jetzt fühlen sollte.
Ich meine.. Ich liebte ihn.
Aber es fühlte sich falsch an ihm das jetzt zu beichten.

Das Schweigen wurde so langsam unangenehm. Sein Blick lag immer noch auf mir und er sah irgendwie ein wenig verletzt aus.
"Ich glaube wir können schon ins Flugzeug."
Seufzte ich und deutete auf die Schlange, welche sich am Gate gebildet hatte.

Er nickte und wir stellten uns an. Im Flugzeug war es stickig und Hayes und ich hatten getrennte Sitzplätze. Was eigentlich gut war so mussten wir nicht miteinander reden, doch ich konnte nicht schlafen ohne seine Schulter, an welche ich mich hätte lehnen können.

Ich wollte einfach nur nach Hause. Doch in diesem Moment fiel mir wieder ein wer zu Hause auf mich wartete.
Meine Eltern.

Was sollte ich zu Ihnen sagen? Eine Panikwelle ergriff mich und schwemmte mich weit weg von Hayes' "Ich liebe dich".

Wie konnte ich Ihnen überhaupt noch unter die Augen treten. Ich meine, ich war sozusagen von zuhause ausgerissen!
Hyperventilierend drehte ich mich zur Seite, doch da war kein Hayes, welcher meine Hand nahm und mich tröstete. Nein, da war ein schwitzender, alter Mann, welcher mir die Armlehne streitig machte.

Keuchend ließ ich mich in den Sitz zurück fallen.
Ich brauchte ihn jetzt. Eigentlich brauchte ich ihn immer.
Aber ich dumme Kuh hatte ihn weggestoßen. Er hatte mir seine Liebe offenbart, sich tausend mal entschuldigt und ich hatte ihm nie verziehen!
Jeder Mensch machte mal Fehler, doch ich ritt immer wieder auf dem einen, dem einzigen Fehler seinerseits rum.

Ich hätte mich Ohrfeigen können.
Was war nur los mit mir?
Warum konnte ich mein Glück nicht einfach annehmen?

Ich musste ihm sagen, wie ich für ihn fühlte! Und zwar gleich nach dem Flug! Es war mir egal, ob es unromantisch war. Mitten auf dem Flughafen in irgendeiner abgegammelten Ecke herum sitzen und sich die gegenseitige Liebe gestehen.
Ich musste es ihm einfach sagen und ich würde!

Das Flugzeug landete und ich verließ es ohne viele Komplikationen. Von Hayes war noch keine Spur, doch wir hatten abgesprochen, wir würden beim Gepäckband aufeinander warten.
Und dort stand er auch, seine Augen fest auf den Bildschirm seines Smartphones geheftet.
Ich war nicht mehr aufgeregt. Ich würde es ihm jetzt sagen. Hier und jetzt. Einfach so.

"Hayes, ich-" Doch ich wurde unterbrochen. Das zweite mal an diesem Tag.

"Ah Paige. Gut das du da bist. Ich hab schon mein Gepäck. Kannst du deins alleine holen? Ich muss wirklich los. Courtney hat irgendein Problem und naja du weißt schon.. Ich muss ihr da mal helfen!" Er schnappte sich seine Tasche vom Boden, winkte und verschwand schnellen Schrittes um die nächste Ecke.

Verwirrt schaute ich ihm nach.
Courtney? Helfen?

Entmutigt ließ ich meine Schultern fallen. Es war wahrscheinlich sowieso eine blöde Idee gewesen. So überstürzt konnte man nicht einfach merken, dass man jemanden liebt.

Far away//Hayes GrierWhere stories live. Discover now