21. Freunde auf ewig

713 23 6
                                    

Ich war nach dem Abendessen schnell ins Zimmer verschwunden. Ich musste meinen Kopf endlich frei kriegen und nachdenken.
Warum war Hayes' Freund an sein Handy gegangen? Wer war das Mädchen im Hintergrund gewesen und mit was war Hayes beschäftigt gewesen, dass er nicht selber rangehen konnte?

In diesem Moment kam Hayes ins Zimmer. Dieser Junge verstand echt nicht, wann man mal allein sein möchte.

"Hey." Murmelte er. "Wie gehts dir?"

"Gut." Sagte ich, lief an ihm vorbei und schloss die Tür, vermied jedoch Blickkontakt mit ihm.

"Wirklich?" Vorsichtig griff er nach meinen Händen und legte sie in seine.
Ich sah auf. Sein Blick war sanft und richtete seine komplette Aufmerksam auf mich.

"Wo warst du eigentlich?" Versuchte ich vom Thema abzulenken.

"Ich war bei einem Freund." Sagte er schlicht und zuckte mit den Schultern, als sei das nicht besonderes.

"Und warum bist du nicht selbst als Handy gegangen?" Fragte ich.

"Weil mein Handy in der Küche lag und wir im Wohnzimmer Karten gespielt haben, mit Davids großer Schwester."

Ich konnte mein erleichtertes Keuchen gerade noch so zurück halten. Gott sei dank war es die Schwester von seinem Freund. An die würde er sich bestimmt nicht ranmachen.
Warte mal. Ich war auch die Schwester von einem seiner Freunde...!

"Und wie war dein Tag mit Shawn?" Fragte er beiläufig, doch Neugier stand in seinen Augen.

"Gut.. Es ist nur so.. so eigenartig. Es kommt mir vor, als würde ich Shawn schon mein ganzes Leben lang kennen und doch ist es immer wieder komisch mit ihm zu reden, weil ich weiß, dass er mein Bruder ist. Ich kann es immer noch nicht richtig verstehen. Das alles mit der Adoption. Meinen Eltern. Meinen Geschwistern.
Es ist einfach ein komplett anderes Leben, welches ich eigentlich hätte leben sollen."

Verzweifelt rang ich mit den Armen, doch er sah mich einfach nur an.
Seine Augen musterten mein Gesicht, doch er sagte nichts. So langsam verlor ich die Geduld mit ihm. Wie konnte er nur dastehen und zugucken, während meine ganze Welt auseinander zu brechen schien?

Wieso hatte ich mich überhaupt in ihn verliebt? Es war doch klar, dass er es nicht ernst meinte. Ich war so dumm! So dumm gewesen, zu glauben, dass er wirklich in mich verliebt gewesen war!
Ich hatte ihm die Möglichkeit gegeben mich zu verletzen und er hatte sie gnadenlos ausgenutzt.

Wut stieg in mir auf. Dieser Typ hatte immer nur alles schlimmer gemacht! Er hatte mich in den Wahnsinn getrieben und mich dann zu seinem kleinen Spiel gemacht! Er hatte auf mich gewettet!

"Du... Ich.. Ich hasse dich!" Schrie ich plötzlich und kam auf ihn zugelaufen. "Ich hasse dich, ich hasse dich, ich hasse dich! Du hast alles nur noch schlimmer gemacht! Du hast mich zu deinem Spiel gemacht! Ich war immer nur deine kleine Marionette, nichts hast du ernst gemeint!"

Ich trommelte mit meinen kleinen Fäusten auf seine Brust ein, doch er rührte sich kein Stück. Sein Blick musterte mich nur ein wenig verdutzt.
"Warum hast du das nur gemacht?" Schrie ich wieder und sah ihm nun direkt in die Augen. Sein Blick durchbohrte mich, nagelte mich fest, dass ich mich nicht mehr bewegen konnte.
Wie in Schockstarre stand ich vor ihm und starrte in seine blauen Augen.
Und dann, ganz plötzlich beugte er sich zu mir und küsste mich auf den Mund.

Ich konnte mich nicht wehren. Dazu war meine Willenskraft nicht stark genug, obwohl es wahrscheinlich besser gewesen wäre ihn jetzt von mir zu schieben. Seine Lippen pressten sich verlangen auf meine und ich gab mich dem Kuss hin.

Meine Arme legte sich um seinen Hals und zogen ihn noch näher an mich. Seine Hände lagen an meiner Taille, so fest und bestimmt dass sie mir keinen Weg zur Flucht gaben.
Ich wollte ihn gerade noch fester an mich drücken, da schlug ich ruckartig meine Augen auf und entriss mich ihm.
Was machte ich hier?! Warum konnte ich mich nie kontrollieren, wenn dieser Junge in meiner Nähe war?

"Warum hast du das gemacht?" Fragte ich schroff und trat noch einen Schritt zurück, um den Sicherheitsabstand wieder zu gewinnen.

"Ich weiß nicht." Er zuckte mit den Schultern und sah mich irgendwie fragend an, als hätte er nicht verstanden warum ich das gefragt hatte.

"Hayes... Du kannst mich nicht einfach küssen, wenn es dir so passt und mich dann wieder wegschmeißen, wenn ich uninteressant geworden bin." Ich verschränkte die Arme vor meiner Brust und trat noch einen Schritt zurück. Sicher war sicher.

"Du bist nie uninteressant gewesen, Paige!" Sagte er und sah mich durchdringend an. Etwas eigenartiges trat in seine Augen und ließ mich erstarren.  "Paige ich.. Es tut mir so leid...
Als du es heraus gefunden hast und weggelaufen bist, da konnte ich an nichts anderes denken, als wie sehr ich dich brauche. In dem Moment, als du weg warst habe ich gemerkt wie sehr du alles in meinem Leben richtig gerückt hast, mir geholfen hast einfach nur weil du da warst! Es tut mir so leid!
Ich.. Ich brauche dich nur so sehr....!" Seine Stimme brach und er wandte den Blick ab.

Mit wenigen Schritten war ich bei ihm. Ich nahm sein Gesicht in meine Hände, so dass er mich ansehen musste.
"Ich brauche dich auch, Hayes." Flüsterte ich. "Und ich weiß, dass es dir leid tut. Aber... Es wäre besser," Ich seufzte und vervollständigte meinen Satz. "wenn zwischen uns alles normal bleibt."

Sein Blick wurde undurchdringlich und es war, als würde er in sich zusammensinken.
Doch er erhob seinen Kopf und sah mir in die Augen.
"Ich kann das nicht!" Sagte er fest.
"Ich kann das einfach nicht, Paige! Ich kann nicht nur mit dir befreundet sein! Ich kann dich nicht die ganze Zeit sehen und denken, dass nichts zwischen uns ist, denn das stimmt nicht und das weißt du auch! Ich kann nicht nur dein Freund sein, weil..." Er sah mich direkt an und es schien, als würde alle Ungewissheit von ihm fallen.

"Weil ich dich liebe."

Geschockt stand ich da. Ich konnte ihn einfach nur ansehen und dieser Blick ließ mich die Flucht ergreifen. Ich griff nach der Türklinke, doch eine Hand legte sich über meine Finger.

"Ich erwarte keine Antwort." Sagte er sanft. "Ich wollte nur, dass du es weißt."

Ich drehte mich wütend zu ihm um.
"Warum hast du mir das nur gesagt?! Du machst es nur noch komplizierter!" Schrie ich. Mein Hals fühlte sich trocken an, ich hatte heute definitiv zu viel geschrien.

Er lächelte mich an, öffnete die Tür und ließ mich allein stehen.

Far away//Hayes GrierWhere stories live. Discover now