14. Greetings

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Ich schlug meine Augen auf und stöhnte. Der dumme Wecker, der auch das Datum anzeigte erinnerte mich an die Qual des heutigen Tages.
Es war der 15. 12.
Mein Geburtstag.

Sofort zog ich wieder meine Decke über meinen Kopf und stöhnte noch einmal. Ich hasste Geburtstage. Man steht im Mittelfeld, alle wollen etwas von einem und singen für dich. Es war mir einfach unangenehm, wenn für man für mich sang. Ich wusste nie, wie ich reagieren sollte.

"Mein Geburtstagskind!" Trällerte meine Mutter beim Reinkommen.
"Wir haben etwas für dich!"

Ihre Stimme überschlug sich fast vor Aufregung, doch ich hätte am liebsten noch einmal gestöhnt.
Gott sei dank war heute Samstag, dass hieß: Keine Schule und keine Leute die einen bedrängen und fragen wie dein Geburtstag bis jetzt war.
Langsam schob ich die Bettdecke von meinem Gesicht und grummelte.

"Mach dich fertig. Wir warten unten auf dich." sagte sie und ging aus dem Zimmer.

Wehmütig stand ich auf und torkelte zum Spiegel. Meine hellbraunen Haare klebten mir in der Stirn und meine grün-blauen Augen verengten bei den hellen LEDs, die wie kleine Sterne am Rand des Spiegels strahlten zu Schlitzen.

Ich griff zur Haarbürste und begann die Knoten aus meinen Haaren zuarbeiten. Danach holte ich das erste mal nach Wochen wieder meine kleinen Tasche in welcher ich meine winzige Schminksammlung versteckte, hervor.
Ich verteilte einen Bronze-farbenden Lidschatten auf meinem Lid, tuschte meine Wimpern einwenig und trug eine Lippenpflege auf. Zufrieden schaute ich mein Spiegelbild an.

"Paige!" Rief mein Vater nach oben. Hastig nahm ich mir Jeans und T-Shirt und stolperte die Treppe hinunter.

"Ja... Ich bin da."

Mom hielt einen kleinen Blechkuchen in der Hand, auf welchem eine einzelne Kerze brannte und Dad hatte ein riesiges eingedelltes Päckchen auf dem Arm.

"Happy Birthday, mein Schatz." Sagte Mom und hob den Kuchen in die Höhe. "Wünsch dir was."
Vorsichtig pustete ich die Kerze aus.

Strahlend übergab Dad mir das Päckchen und ich begann es aufzumachen. Darin lag ein wunderschönes violettes Kleid.

Mom lachte. "Für deine Geburtstag-Party heute Abend!"

Ich schaute erstaunt hoch. "Aber ich feiere doch gar nicht."

"Oh doch! Ich habe alles mit Luna und Alice besprochen!" Sie lachte wieder, als sie meinen Gesichtsausdruck sah. "Es werden alle da sein! Und dein Vater und ich sind heute Abend zum Bowlen weg, also habt viel Spaß!"

Entgeistert starrte ich sie an. Jede andere Mutter hätte nicht mal eine große Party erlaubt und sie ließ mich sogar allein, mit unzähligen, zerstörerischen Teenagern!

"Werd mal ein bisschen lockerer!" Sagte Mom und klapste mir auf den Hintern. "Los jetzt Probier das Kleid mal an!"

Ich stolperte ins Badezimmer und schloss die Tür hinter mir zu. Verwirrt drehte ich mich um, legte das Kleid auf den Badewannen-Rand und begann mich umzuziehen.

Mom klopfte gegen die Tür. "Fertig?" Rief sie, doch ich hatte bereits die Tür geöffnet.
Verzückt schaute sie mich an und es sammelten sich Tränen in ihren Augen. "Oh, Paige! Du siehst.. Es ist... Es ist wunderschön! Michael! Guck doch mal!"

Man hörte ein Klappern aus der Küche und schon streckte er den Kopf durch die Tür.
"Toll." Sagte er und zog seinen Kopf wieder zurück.

"Och komm schon, Michael. Sie sieht bezaubernd aus!" Schimpfte meine Mutter und verschwand mit Dad in die Küche.

Um halb zehn war das Haus voll mit Teenagern. Alle johlten und tanzten.
Irgendjemand hatte wohl Alkohol mitgeschmuggelt und in die Bowle geschüttet, denn mir waren jetzt schon zwei Mädchen mit vollgekotzten Oberteilen entgegen gekommen. Gott sei dank hatte ich davon noch nicht getrunken.
Betrunken vor Hayes zu stehen wäre echt das letzte!

Es klingelte wieder an der Tür und ich drängelte mich durch die schwitzende Menge. Ich drückte die Türklinke nach unten und blieb in Schockstarre stehen.
Vor mir stand: Lewis Reynolds.

Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus und er zog mich in eine feste Umarmung.

"Paige! Herzlichen Glückwunsch." Schallte seine dunkle Stimme kurz über meinem Ohr.

"Lewis... was machst du denn hier?" Panisch blickte ich mich um. Hoffentlich sah Hayes mich nicht!

"Lydia und ich wollten vorbeischauen. Man wird ja nur einmal sechzehn!" Er drängte mich zur Seite und trat in den Flur.

"Lydia?" Perplex schaute ich nach draußen und tatsächlich. Dort stand Lydia! Meine beste Freundin!
Nichts konnte mich mehr halten. Ich rannte auf sie zu und umarmte sie stürmisch.

"Herzlichen Glückwunsch!" Sagte sie und lachte. "Oh man. Ich hab dich so vermisst."

Ihre rot-blonden Locken gingen ihr bis zur Taille und ihre blauen Augen musterten mich freudig. "Ich bleibe diese Nacht bei dir und morgen fahr ich wieder."

Ich nickte, umarmte sie nochmal und ging mit ihr ins Haus. Als wir das Haus betraten liefen wir in eine Dunstwolke aus Alkohol. Man hatte das Gefühl jeder würde nur noch torkeln und kurz vorm Erbrechen sein.

Schnell hatte ich Lewis im Blick. Er hatte wohl auch schon ein bisschen was getrunken, denn sein Lallen war kaum zu überhören.

"Wie kann der denn so schnell besoffen sein?" Fragte ich Lydia, doch sie zuckte mit den Schultern.

"Er hatte schon vorher was. Ich bin gefahren." Sie blickte mich an. "Er schläft hier übrigens nicht. Ich hab ihn überredet ein Hotelzimmer zu nehmen."

"Danke." Sagte ich, doch in diesem Moment wurde ich brutal zur Seite gewrestelt.

"Ey Paige! Mir hat grad jemand alles erzählt." Lallte Lewis ärgerlich. "Was hast du mit so nem Hayes, hm? Wo ist der? Ist der hier?"

"Ähm... Ich weiß nicht. Ich.. Muss mal weg!"
Schnell flüchtete ich in das Arbeitszimmer und verschloss die Tür hinter mir. Auf so ein Gespräch mit ihm hatte ich jetzt wirklich keine Lust.
Ich seufzte erleichtert, bis mir ein Stück Papier ins Auge fiel.

Langsam trat ich auf den Schreibtisch zu und nahm den Brief in Augenschein. Er schien ganz zerknüllt, wahrscheinlich war er zu oft auf und zu gefaltet worden. Ich wusste ganz genau welcher Brief das war.
Der meiner leiblichen Eltern. Darin standen die Namen meiner Eltern.
Zitternd nahm ich den Brief in die Hand.

Far away//Hayes GrierWhere stories live. Discover now