20. Kapitel

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Holy Shit ist das Erste, was mir in den Sinn kommt.

Noch nicht mal eine Woche kenne ich diesen Typen und dann macht er mir diesen Vorschlag. Ich muss mich beruhigen, sonst bekomme ich einen Herzinfarkt. Mein Herz pocht so schnell, dass es gar nicht so erstaunlich wäre, wenn dies passieren würde.

Erstmal räuspere ich mich und frage vorsichtig nach "Habe ich das gerade richtig verstanden? Du hast mir angeboten zusammen zu ziehen?"

Damit komme ich nicht klar, dass ist so wie... Mir fällt nicht mal mehr ein Vergleich ein, so sehr erschüttert bin ich.

"Ja Claire, ich meinte das ernst. So kannst du Geld sparren und ich kann dir besser helfen. Wir bezahlen jewals die Hälfte der Kosten. Wenn es dir schlechter geht, bin ich sofort da und ich kann dir helfen. Natürlich ist es komisch. Die paar Tage, die wir uns kennen, da ist es vielleicht verrückt in eine Wohnung zusammen zu ziehen. Und vielleicht macht das kein normaler Mensch, aber wir beide sind nicht normal. Ich behaupte auch mal, dass wir uns schon besser kennen, als Freunde, die sich ein Jahrzehnt kennen. Der Tod unserer geliebten Menschen verbindet uns. Ich möchte dir unbedingt helfen und eigentlich wollte ich den genauen Grund gar nicht verraten.

Du erinnerst mich sehr an meine kleine Schwester. Ich seh sie in dir.
Wie du sprichst, wie du dich bewegst, deine Ansicht von der Welt. Marybeth habe ich versucht zu retten. Immer habe ich alles vor ihr geschützt und am Ende habe ich versagt. Sie ist gestorben und ich will nicht, dass das bei dir auch passiert. Ich will, dass du lebst. Die schönen Dingen am Leben siehst. Von Pessimistin zur Optimistin wirst. Aber es genügt mir schon, wenn du wieder etwas zum Lachen hast. Dein Lachen ist zu schön, um es zu verstecken. Weißt du was dein Name bedeutet, Claire? Es bedeutet Leuchtende, Strahlende oder auch Helle. Ich möchte, dass du wieder hell strahlst und nicht düster bist"

Das ist wirklich zu viel für mich. Michael ist zu viel für mich. Seine Fürsorge, einfach alles. Er ist ein so guter Mensch. Es müssen noch mehr Menschen geben, die so sind wie er.

Was mich gerade aber auch wundert, woher er die Bedeutung meines Namen weiß. Das ist doch wahnsinnig. Michael hat das bestimmt im Internet nach geguckt und das nur, weil ich so heiße.

Doch jetzt zu den eigentlichen Punkt und zur der entscheidenden Frage. Will ich das? Möchte ich mich auf ihn wirklich einlassen? 

"Michael."

Ich schaue ihm direkt in die Augen. Vielleicht bekomme ich daraus eine Antwort. Aber nein, die Augen sprühen so viele Sachen aus, dass ich darauf auch nicht klar komme.

Was ist nur alles in den paar Tagen passiert, oder gar in ein Jahr?

"Hast du dir das gut überlegt?",frage ich ihn.

"Nein, aber es ist das Richtige, das spüre ich. Du musst auch nicht jetzt sofort antworten, dass verlange ich gar nicht von dir. Es ist eine sehr große Entscheidung. Lass dir Zeit. Vielleicht schlaf eine Nacht darüber oder zwei. Ich kann dir mal meine Wohnung zeigen. Die könnte dir ja so gut gefallen, dass du die Antwort weißt."

"Ja, ich überlege es mir", flüstere ich.

Und wie ich deswegen überlegen werde. Es ist eine riesengroße Veränderung, die mein Leben verändern wird. Aber genau das will ich doch, oder? Ich will doch, dass es sich bessert. Aber so einfach wird es wohl nicht werden. Der junge Mann mir gegenüber könnte mir helfen. Mir helfen, dass es besser werden würde, dass was ich immer heimlich gehofft habe.

Wir beide schweigen uns an. Jeder ist in seinen eigenen Gedanken. Vermutlich ist er bei Marybeth. Muss es ihm nicht weh tun, wenn er mich anschaut und seine Schwester sieht? Es würde mir so schmerzen, in Michael Steve zu sehn. Wahrscheinlich würde ich mich an seiner Stelle von mir fernhalten. Und das ist es, was ich an ihm so schätze. Er ist offen für alles. Mit offenen Augen läuft er durch die Gegend und deswegen hat Michael mich entdeckt.

No Reason to LiveWhere stories live. Discover now