21.

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May saß am Rande des großen Felsens, mehrere Meter über der Tiefe.
Man hörte wie die Wellen gegen die Felsen schlugen und anschließend auf den schwarzen Sand rollten.
Es war, als hätten wir eine Verabredung.
Ich kam jeden Abend zur gleichen Zeit hier her, weil ich wusste, dass sie da sein würde.   

Ich hatte mir vorgenommen, heute mit ihr zu sprechen.
Ich wollte wissen, wieso sie in der fünften Stunde nicht da war, zur sechsten aber wieder erschien.
Ich wollte wissen, warum sie heute so fertig aussah. 
Ich wollte wissen, wieso sie heute so abwesend war und auf niemanden reagiert hatte.
Ich wollte wissen, ob ihre Mutter und mein Vater irgendwas miteinander hatten.
Ich wollte wissen, warum sie in der achten Stunde mit Fluchen angefangen hatte und aus dem Zimmer gestürmt war.
Ich wollte wissen, wegen wem sie die Schule so schnell verlassen hatte und beinahe den kleinen Berg hinunter gerannt war.

Wie jeden Abend ließ ich mich neben ihr nieder, die Beine über dem Abgrund baumelnd.
Wie jeden Abend sagte May nichts, als ich mich zu ihr setzte.
Wie jeden Abend redeten wir nicht miteinander; saßen bloß in einvernehmlichen Schweigen nebeneinander.
Wie jeden Abend fragte ich mich, ob sie meine Anwesenheit störte.
Wie jeden Abend saß ich so nahe neben ihr, dass ich ihren Geruch einatmen konnte.   

Heute war es Nektarine.

mayWhere stories live. Discover now