19.

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May saß am Rande des großen Felsens, mehrere Meter über der Tiefe.
Man hörte wie die Wellen gegen die Felsen schlugen und anschließend auf den schwarzen Sand rollten.
Es war, als hätten wir eine Verabredung.
Ich kam jeden Abend zur gleichen Zeit hier her, weil ich wusste, dass sie da sein würde.

Ich hatte mir vorgenommen, heute mit ihr zu sprechen. 
Ich wollte wissen, warum sie in der Schule ihre besten Freundinnen angeschrien hatte.
Ich wollte wissen, seit wann ihr Freund und sie die Beziehungspause hinter sich gelassen hatten.
Ich wollte wissen, woher die roten Striemen an ihren Armen kamen und warum ihre Lippen aufgeplatzt waren.
Ich wollte wissen, warum sie die Pausen jetzt immer öfter mit Mike verbrachte.
Ich wollte wissen, wann sie sich so verändert hatte.
Ich wollte wissen, ob sie sich freiwillig so verändert hatte.

Wie jeden Abend ließ ich mich neben ihr nieder, die Beine über dem Abgrund baumelnd.
Wie jeden Abend sagte May nichts, als ich mich zu ihr setzte.
Wie jeden Abend redeten wir nicht miteinander; saßen bloß in einvernehmlichen Schweigen nebeneinander.
Wie jeden Abend fragte ich mich, ob sie meine Anwesenheit störte.
Wie jeden Abend saß ich so nahe neben ihr, dass ich ihren Geruch einatmen konnte.    

Heute war es Mango.

mayWhere stories live. Discover now